Nach Ende des Films herrschte zunächst Schweigen in der noch dunkeln Scheune der Propstei Wechterswinkel. Beeindruckt und sprachlos waren die Besucher, die den Film noch nicht kannten, aber auch diejenigen, die das Meisterwerk schon gesehen hatten, waren beeindruckt von der dichten Atmosphäre in der zum Kino umfunktionierten Scheune.
Ein Zuschauer brachte es später auf den Punkt: "Das ist doch etwas ganz anderes als zu Hause alleine auf dem Sofa. Ein echtes Erlebnis." Christian Lochner zuständig für den Sound, beteuerte unterstützend: "Echtes Kinoerlebnis lebt von einer guten Musikanlage, nur wenn der Sound stimmt, versinken die Menschen in der Handlung." Doch welcher Film hatte die Menschen zum Staunen und Schweigen gebracht?
Im Scheunenkino gab es einen besonderen cineastischen Leckerbissen. Gezeigt wurde "Gundermann" von Laila Stieler, eine Filmbiografie über den Liedermacher Gerhard Gundermann. Der Film aus dem Jahre 2019 errang sechs deutsche Filmpreise, darunter die Titel: bester Spielfilm, beste Regie und bester Hauptdarsteller. Neben den wunderbaren lyrischen Texten von Gerhard Gundermann, der eingängigen Musik, war es doch auch die meisterhafte filmische Aufbereitung des abenteuerlichen Lebens des Liedermachers, die beeindruckte.
Die Verwicklungen eines Künstlers zwischen dem Allzumenschlichen, zwischen den Zwängen der DDR-Gesellschaft und den Aufbrüchen und Brüchen der Wendejahre, alles berührte die zahlreichen Gäste. Manche Träne wurde verdrückt, bis das Licht wieder anging. Ob nun wegen des Schicksals des Menschen Gundermann, oder weil man sich in diesem Moment im Dunkeln selbst hinterfragte. An diesem Abend war die ganze Magie des Kinos zu spüren. Zu diesem Gesamterlebnis gehört im Gegensatz zum Streamen im heimischen Wohnzimmer, dass man sich hinterher mit Menschen austauschen kann, über den Film oder eben über das Leben.
Von: Klaus Dippel (Gesellschafter, Propstei Wechterswinkel)