Der ehemalige Bayerische Ministerpräsident und Innenminister Dr. Günther Beckstein war "Special-Guest" beim Frühschoppen im Hof der ehemaligen Dorfgastwirtschaft "Zum Hirschen". In lockeren Gesprächsrunden gemeinsam mit Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Emil Sebald erfuhren die Zuhörer einiges über Gedanken und Privatleben der Gäste, die Kabarettist und Moderator Fredi Breunig befragte. Die ebenfalls eingeladene Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier hatte allerdings kurzfristig abgesagt.
Froh über die Zuschauerperspektive
Wie geht es Dr. Beckstein nach elf Jahren im Ruhestand? Bis auf seine Hörprobleme sehr gut, beantwortete Beckstein die Frage. Er sei froh, die aktuelle Politik aus der Zuschauerperspektive erleben zu können. Als er sein Amt als Ministerpräsident an Horst Seehofer abgeben musste, sei einerseits schwer für ihn gewesen, andererseits eine Befreiung. Er berichtete, dass er nach der verlorenen Wahl nicht gewusst habe, wie er ohne Fahrdienst nach Hause kommen sollte. Ein netter Polizist habe ihn dann heimgebracht.
Aktenordner voller Morddrohunhgen
Drei Aktenordner voller Morddrohungen hat er während seiner Zeit als Innenminister gesammelt, deshalb war er einer der am besten bewachten Politiker. "Der Sicherheitsdienst weiß alles, sogar wann man aufs Klo geht", berichtete Beckstein. Seine Reden musste er dann selbst schreiben und bei Terminen auf Parkplatzsuche gehen. "Aber das ist das Schöne an der Demokratie, dass man ein Amt auch verlieren kann", meinte Beckstein. Er bot spontan Fredi Breunig das "Du" an, nachdem ja beide Träger des "Frankenwürfels" sind.
Beckstein lobt Habermann
Thomas Habermann tritt bei den Kommunalwahlen 2020 noch einmal an. "Ich bin gerne Landrat, das liegt an der Bevölkerung mit vielen engagierten Ehrenamtlichen und der guten Atmosphäre." Natürlich werde auch mal gestritten, dann müssten Kompromisse gefunden werden, wie etwa bei den Krankenhausschließungen. "Das habt ihr klug gemacht", pflichtete ihm Beckstein bei. Topspezialisten bekomme man erst ab einer bestimmten Größe.
Emil Sebald kandidiert nach 30 Jahren als Bürgermeister und insgesamt 41 Jahren in der Kommunalpolitik nicht mehr, hat er angekündigt. "Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, aber jetzt sollen Jüngere ran und es sind Nachfolger da", so Sebald.
Veitshöchheim: Die alte Frau neben Barbara Stamm
Veitshöchheim, wo sich die politische Prominenz aus Bayern jährlich trifft, war ein weiteres der angesprochenen Themen. Beckstein erinnert sich gern an tolle Kostüme, in denen er zunächst unerkannt bleiben konnte. "Wer ist die alte Frau neben der Barbara Stamm?", hätten die Leute seinerzeit gefragt. "Das war ich als Madame Pompadour", berichtete Beckstein. Das unangenehmste Kostüm sei ein Löwe gewesen, "innen war es heiß wie in der Sahara". Auch Habermann erinnerte sich an schwierige Kostüme, einmal ging er als Rhönschaf, dann mit einer Rhöner Holzmaske, unter der es sehr heiß wurde, und dann war da noch die anstrengende Kopfbedeckung mit Windrad.
Die berühmten zwei Maß Bier
Aufklärung gab es zum berühmt gewordenen Ausspruch des ehemaligen Ministerpräsidenten, man könne in Bayern "zwei Maß Bier trinken und trotzdem noch Auto fahren". In einem Festzelt in Erding ging es ums Bier und er habe eine Maß hingestellt bekommen, in der fast nur Schaum gewesen sei. Daraufhin habe er gesagt, davon könne man zwei Maß trinken und noch heimfahren. Als der Ausspruch leicht verdreht in der Presse auftauchte, hätte er gleich hart dementieren müssen, so Beckstein, auf seine Erklärungsversuche habe aber niemand mehr gehört.
Einfach mal die Hörgeräte abschalten
Unter anderem wurden auch noch Missgeschicke beim Bieranstechen besprochen, Lieblingsessen und Lieblingssänger sowie die zunehmende Gewalt in den Tatort-Filmen. Habermann und Sebald schalten am Sonntagabend lieber auf "leichte Kost" um, berichteten sie. Beckstein lässt seine Frau Marga ihren Krimi schauen, schaltet die Hörgeräte ab und liest ein Buch.
Mit Spannung erwartet wurde die Verlosung von zwei Karten für Veitshöchheim, über die sich schließlich ein Bad Königshöfer freuen konnte. Der Erlös der Losaktion kommt einem sozialen Zweck zugute. Die Zuhörer bedankten sich mit einem Extraapplaus bei den vielen Helfern der Theatergruppe und bei Günther Scharpf aus Autenhausen, der mit seinem Akkordeon die musikalische Begleitung übernommen hatte.