Über einen unerwarteten „Geldsegen“ kann sich der TSV Hollstadt freuen. Beim Abriss der alten Sporthalle stieß der Bagger auf den Grundstein des Gebäudes und förderte dabei eine Kartusche zutage, die vor 53 Jahren an dieser Stelle deponiert wurde. Enthalten waren darin ein paar handschriftliche Aufzeichnungen zum Bau, einige zu jener Zeit übliche Briefmarken und eben der Obolus in Form jeweils eines Exemplars der damals im Umlauf befindlichen Geldmünzen: In Summe 8,58 DM.
Mittel erschöpft
Vorsitzender Egon Stuhl fürchtet schmunzelnd, dass der Betrag die finanziellen Sorgen des Vereins voraussichtlich nicht beheben wird. Nach der Beteiligung am Bau der Sporthalle seien nun mit der Errichtung eines Sportheims die Mittel endgültig erschöpft. Der Umstand schlug sich bereits in den Planungen nieder, als die erste Variante aus Kostengründen fallengelassen und dafür eine günstigere Lösung gewählt worden sei.
Der aus Kupfer gefertigte Zylinder war dicht geblieben, so dass die Aufzeichnungen von Robert Maria Gütlein, dem damaligen Schriftführer, noch gut zu entziffern sind. Der Verfasser schildert kurz einige Umständen zum Bau der damals auf 460 000 DM veranschlagten Sportstätte. Vorsitzender war zu zu dieser Zeit Paul Seufert. Gütlein schreibt aber auch, dass Hollstadt damals ohne Bürgermeister war und dass es drei Kandidaten für dieses Amt gab, weshalb „die Atmosphäre in der Bevölkerung sehr gespannt ist“.
Geschichtliche Situation
Besonders auffällig sind die Anmerkungen des Chronisten zur geschichtlichen Situation, die von Gedanken zu den Folgen des damals immerhin schon 20 Jahre zurückliegenden Krieges geprägt sind. „Deutschland ist noch zweigeteilt“; „wir leben im sogenannten Wirtschaftswunderstaat“; „möge unseren Nachfahren ein weiteres Völkermorden erspart bleiben“, und dass das Dokument zutage treten möge, „wenn dieses Gebäude aus Altersschwäche zusammenfällt und nicht durch Kriegseinflüsse“.
Der letzte Wunsch des Verfassers ist auf jeden Fall in Erfüllung gegangen, auf einen Zeitpunkt, ab dem jedoch ein neues Gebäude an dieser Stelle steht, wollen sich die beiden Vorsitzenden noch nicht festlegen. Der Wiederaufbau soll jedenfalls im Frühjahr beginnen, ob zum Jahresende das Sportheim schon bezugsfertig ist, stehe noch in den Sternen.
Holzständerbauweise
Vorgesehen ist jetzt ein Baukörper in Holzständerbauweise, der sich direkt an die Kegelbahn anfügt. Darin untergebracht sind die sanitären Anlagen für Kegler und Fußballer sowie eine Gaststätte, die voraussichtlich verpachtet wird. Angedacht ist außerdem eine Kooperation mit der Feuerwehr, die ebenfalls eine neue Unterkunft errichten will und unter Umständen an das Gebäude des TSV direkt andocken will. Weil der Entscheidungsprozess der Gemeinde aber noch nicht abgeschlossen ist und um keine Zeit zu verlieren, wird der TSV zunächst allein seine Vorhaben in Angriff nehmen, ergänzt Dietmar Werner, der zweite Mann im Vorstandstrio.
Viele Helfer
Die Arbeiten hatten bereits Ende 2016 mit dem Entkernen der alten Sportstätte begonnen. Da waren denn auch die Mitglieder gefragt: Bis zu 40 Helfern beteiligten sich an den Vorarbeiten für den Abriss, schätzt Stuhl. Ehrenamtlicher Einsatz werde auch dringend benötigt, um die Kosten für den Verein so niedrig wie möglich zu halten, da das Projekt komplett unter der Regie des TSV läuft. Der Verein trage auch die finanzielle Hauptlast, während sich die Gemeinde mit einem Zuschuss von rund 150 000 Euro beteiligt und noch eine Förderung vom BLSV zu erwarten sei. Um die Investition stemmen zu können, ist der TSV nicht nur heuer sondern auch im nächsten Jahr für den Bierfrühling verantwortlich, wodurch auf die Mitglieder viel Arbeit zukommt.