
Die Verleihung des Ordens an "Oberbürgermeister" Michael Kraus gehörte sicherlich nicht zu den spektakulären Höhepunkten des Eußenhäuser Dorfballs, doch die Worte des Stadtoberhaupts brachten es treffend auf den Punkt: "Ihr zieht jedes Jahr hier ein großes Kino auf. Hier stehen so viele Superhelden auf der Bühne." Deshalb kam Michael Kraus auch in einem Spiderman-Outfit zum Dorfball, der sich mit seinem Programm vor den Faschingshochburgen nicht zu verstecken brauchte. Die Narretei im Kulturheim reichte von der Wiederauferstehung der Flippers über witzige Büttenreden bis hin zu atemberaubenden Tänzen.
Den Anfang machten die Flippers mit Felix Stingl, Jochen Endres und Günther Krines, die von Christina Dietz am Klavier begleitet wurden. Die Schlagergötter präsentierten im Kulturheim ihre schönsten Ohrwürmer. Nach der Pause stürmten die Flippers nochmal die Bühne und sangen unter anderem "Die rote Sonne von Barbados". Ein glänzendes Comeback, das vom Publikum frenetisch bejubelt wurde.
Der Erlkönig wartet vergeblich auf die Deutsche Bahn
Konrad Then, der zusammen mit Felix Stingl den Abend gekonnt moderierte, hatte einiges zur aktuellen Lage zu sagen. Doch Mellrichstadt kam in seiner Bütt diesmal gar nicht vor, weil dort 2024 gar nichts los war. Then beleuchtete vielmehr die brenzlige Situation in Deutschland, wo Chaos statt Konjunktur herrsche. Das Land wirke wie im Vorruhestand. Man müsse sich fragen: "Wer hat noch auf Leistung Bock?"

Jungstar Felix Amthor gab mit dem Erlkönig eine Gedichtinterpretation zum Besten. Dabei war von einem Reiter die Rede, der vergeblich auf die Deutsche Bahn wartete und deshalb aufs Pferd umstieg. Felix Amthor kritisierte zu guter Letzt den Dichterfürsten Goethe, der nach dem Motto vorgegangen sei: "Hauptsache, es reimt sich."
Blödsinn aus dem Internet deckte Luis Gensler auf. In einem Video war zu sehen, dass Kanzler Olaf Scholz noch nicht einmal weiß, wie ein roter Teppich funktioniert. Und eine Nachrichtensprecherin meinte zu Ricarda Lang: "Sie haben mächtig zugelegt." Gemeint waren damit die Wahlgewinne der Grünen.
Was man tun muss, wenn man in die Politik will
Ein absolutes Highlight des Abends war der Aufritt der Meister der Verführung, Willi (Felix Stingl) und Ernst (Günther Krines). Als das Lied "Sex Bomb" von Tom Jones erklang, schritt Felix Stingl mit einem sexy Elch-Pulli zur Bühne. Die beiden "Schnellkochtöpfe der Liebe" bestachen durch witzige Dialoge. Ernst will in die Politik und musste dafür Fragen von Willi beantworten, etwa zur Integration: "Wir müssen die Mellrichstädter nehmen, wie sie sind", betonte Ernst. Auch die Veganer wurden durch den Kakao gezogen: "Sie vermehren sich nicht, sie pflanzen sich fort." Dann wurde eine gewisse Bettina im Publikum auserkoren, um sich in Willis Poesiealbum einzutragen.
Philipp Dietz beleuchtete mithilfe der Bühnenbilder das Dorfgeschehen. So wurde die Hermannsfelder Straße mit einem "Bordsteinhäufchen" verunreinigt, und in die Kirche zog eine Katze ein. Silvester wurde für viele zur Rutschpartie und das Weinfest war eine tolle Veranstaltung. Da waren 50 Prozent betrunken und 50 Prozent wussten von der Veranstaltung gar nichts mehr.
Auch Waltraud und Mariechen kamen ins Kulturheim
Alexander Endres und Lukas Zorychta begeisterten als Waltraud und Mariechen. In ihren scharfen Kostümen waren sie reif für "Germany's Next Topmodel". Mit ihren Prachtbusen knackten sie Walnüsse. Manche Frauen knacken auf diese Weise sogar Kokusnüsse, behaupteten sie augenzwinkernd. Mit einem Heimatlied beendete das Duo seinen starken Auftritt.

Natürlich durften beim Dorfball die Tänze nicht fehlen. Los ging es mit der von Laura Reß, Jasmin Dietz und Sarina Endres trainierten Kindergarde, die beschwingt in den Wilden Westen entführte. Die Garde (Trainerinnen Jasmin Dietz und Jacqueline Voll) präsentierte akrobatische Spagatkunst. Emily Gensler und Laura Krines zeigten als Tanz-Duo einen ebenso gelungenen Auftritt wie die von ihnen trainierte Juniorengarde. Den grandiosen Abschluss machte wieder die große Garde. Dabei erklang Griegs "Morgenstimmung" zur Mitternachtszeit.