Eigentlich hätte man es sich denken können. In einer Faschingshochburg wie Wargolshausen konnte man doch nicht ganz auf die Narretei verzichten. Deshalb hatten die Verantwortlichen der Wa-Ka-Ge die "Fränkische Partynacht" in digitaler Form organisiert. Eine virtuelle Narretei, die auf riesige Resonanz im Netz gestoßen ist.
Die Vorbereitungen begannen bereits vor Wochen. Zunächst galt es, gut 40 Stunden Videomaterial der Faschingsveranstaltungen der letzten fünf Jahre zu sichten und die besten Szenen mittels Timecode festzuhalten. Schließlich sollte ein pfiffiger, nicht zu langer Zusammenschnitt entstehen, der einen stimmungsvollen Faschingsabend erwarten ließ. Denn das Ganze sollte noch mit einer peppigen Moderation verknüpft werden und Gäste wollte man schließlich auch zu Wort kommen lassen.
Faschingsgrößen gaben sich ein digitales Stelldichein
Ein Mammutprojekt, wie sich bald herausstellen sollte. Aber es gelang. Wa-Ka-Ge-Sitzungspräsident Jochen Gans und sein Stellvertreter Christoph Büttner hatten den Part der Moderation inne. Mit viel Witz und Klamauk kündigten sie die jeweiligen Auftritte an, unterstützt von Schwester Anastasia, alias Manfred Hartinger. Diese zog aus der Faschingspuppe, stilecht mit Wille-Jöd-Maske dekoriert, die verschiedensten Utensilien hervor, die den Hinweis auf den nächsten Auftritt gaben. Dabei waren alle: die Tanzauftritte, die Akteure der Wa-Ka-Ge und die verschiedensten Gäste.
Denn Faschingsgrößen wie Michl Müller, Oliver Tissot, Hermann & Hermine, Ines Procter, "Das Eich" und natürlich Fredi Breunig brillierten in der Vergangenheit schon mehrfach auf der Wargolshäuser Bühne. Und einige von ihnen meldeten sich auch für die virtuelle Partynacht mit einem lustigen Beitrag zu Wort. Fredi Breunig resümierte, wie die Zukunft nach diesem Onlinefasching aussehen werde. Michl Müller witzelte über den neuen Kommunikationshof und Wortakrobat Oliver Tissot beleuchtete Vorkommnisse aus dem Wargolshäuser Dorfleben.
Mit dem Ansturm hatte niemand gerechnet
Das ganze Material, noch garniert mit ein paar Minuten "Prunksitzung 1983", wurde dann von Kathrin Kmeth zu einem 2 ¼ Stunden-Streifen zusammengeschnitten. Mit einem irrsinnigen Arbeitsaufwand hatte die Homepage-Administratorin der Wa-Ka-Ge, wie es Jochen Gans bezeichnete, dieses Gesamtwerk geformt und auf den Server gestellt.
Allerdings: mit diesem Ansturm hatten die Wa-Ka-Ge-Verantwortlichen nicht gerechnet. Als der Beitrag um 19.11 Uhr freigeschaltet wurde, versuchten zeitgleich 200 Nutzer zuzugreifen. Das war aber auch für den verwendeten Hochleistungsserver zu viel. So verzweifelte der eine oder andere dann schon beim Versuch, sich einzuloggen. Zumal das Wargolshäuser Internet nicht gerade das Allerbeste ist. Trotzdem wurde am ersten Abend von 577 Endgeräten aus auf den Server zugegriffen.
Livestream auf der Gästehaus-Küche
1,3 Terrabyte Datenvolumen wurden in den ersten fünf Stunden vom Server geladen. Was dazu führte, dass in München die EDV-Provis ins Rotieren kamen und nur durch die Ausweitung des Servers der anfängliche Engpass entspannt werden konnte. Bis Sonntagabend kamen dann noch einmal 459 registrierte Endgeräte dazu. Ein Ergebnis, das die Wa-Ka-Ge sich nicht hätte träumen lassen. Denn man kann davon ausgehen, dass hinter jedem Endgerät nicht nur ein User das virtuelle Faschingstreiben verfolgte. Aber nicht nur Wargolshausen blickte man an diesem Abend gebannt auf den Bildschirm. Aus der ganzen Republik, ja selbst aus den USA, Großbritannien und der Schweiz kamen positive Rückmeldungen.
Aber das war noch nicht der ganze Fasching in Wargolshausen. Am Faschingssamstag gab es ab 15 Uhr einen Faschings-Livestream aus der Gästehaus-Küche. Nach den DJs "Chris Simon & Smile" mit House-Musik stimmte "DJ Cylli" alias Christoph Büttner mit musikalischen "Faschingsraketen" die Narren auf die abendliche Übertragung ein. Und bereits im Vorfeld hatte Wa-Ka-Ge-Kassier Andreas Wagner mit einem Helferteam sogenannte "Faschings-Starterpakete" verteilt. Liebevoll handbemalte Tüten mit Luftschlangen, Konfetti zum Ausschneiden, Faschingsbrille und Süßigkeiten sollten auf den Fernsehabend aufmerksam machen. So kann Gesellschaftspräsident Marco Wicht doch noch versöhnlich auf den Fasching 2021 blicken. "Wäre ja auch schlimm gewesen", so der Vereinsvorstand, "wenn man in Wargolshausen gar nicht mitbekommen hätte, dass Fasching ist".
Die virtuelle Fränkische Partynacht ist noch bis einschließlich Faschingsdienstag unter https://t1p.de/e35u erreichbar.