Wie brisant das Thema Wasserversorgung ist, war an der fast vollständigen Anwesenheit der Bürgermeister aller Beteiligten zu erkennen, die sich am Donnerstag zur Sitzung der Arbeitsgemeinschaft (Arge) "Wasserversorgung im Grabfeld" trafen. Im Bad Königshöfer Rathaus berieten die Vertreter der Wasserzweckverbände Mitte, Nord und Süd, sowie der Gemeinden Wülfershausen und Hollstadt, über die Sicherstellung des Trinkwassers in der Zukunft, gemeinsam mit Vertretern des Landratsamtes und einem Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes.
Die fallenden Pegelstände in den eigenen Brunnen und das Ausbleiben ergiebiger Regenfälle zwingen zum Handeln. Bisher hat die Arge Informationen über einen eventuellen Wasserbezug von der Mellrichstädter Gruppe erhalten (wir berichteten), ein mögliches Angebot aus Thüringen hatte das beauftragte Büro Baurconsult als "zu teuer" eingestuft und nicht weiter geprüft. Der WZV Nord hatte daraufhin eine Überprüfung der Option "Wasser aus Thüringen" gefordert und notfalls sogar einen Alleingang über Hindfeld ins Auge gefasst. Ein Gespräch in Hildburghausen, dem Sitz des dortigen Wasser- und Abwasser- Verbands (wavh), an dem Georg Rath, Vorsitzender des WZV Nord, und Emil Sebald, stellvertretender Vorsitzender des WZV Mitte, teilnahmen, brachte jetzt neue Erkenntnisse, über die in der Arge-Sitzung informiert wurde.
Doch Wasser aus Thüringen
Wie Sebald berichtete, kann Thüringen Wasser "ohne Ende" liefern, es handelt sich dabei um Oberflächenwasser von der Talsperre Schönbrunn im Thüringer Wald von sehr guter Qualität. Leitungen lägen bereits bis Queienfeld, die Länge des erforderlichen Leitungsbaus unterscheide sich fast nicht von der Länge der Strecke zum Anschlusspunkt der Mellrichstädter Gruppe. Rath berichtete, dass es seitens der Wasserchemie keine Probleme gebe.
Angesprochen wurde auch der Wasserbedarf von Rappershausen. Der Ort könnte über den WZV Nord beliefert werden. "Wir müssen nur den Hebel umlegen", sagte Rath, allerdings würde sich damit der Wasserbedarf der gesamten Gemeinschaft auf ungefähr 350 000 Kubikmeter erhöhen, wobei die Mellrichstädter Gruppe nur rund 300 000 Kubik zugesagt hat. Ein zusätzliches Gutachten soll nun die bestehenden Fragen klären, um die beiden Angebote bezüglich der verfügbaren Wassermenge, der Qualität, des Investitionsbedarfs, der Preise und Leitungsgebühren sowie der Verträglichkeit mit den eigenen Brunnenwassern genau vergleichen zu können.
Eigene Brunnen entlasten
Was für Thüringen spreche, sei die verfügbare Menge, fasste der Vorsitzende des WZV Mitte, Thomas Helbling, zusammen. Man könnte Leitungs-Abzweige nach Hollstadt und Wülfershausen einbeziehen. Sebald betonte, dass der Wasserbezug zusätzlich zur eigenen Wasserförderung geschehe. Die eigenen Brunnen müssten angesichts der fallenden Pegelstände und der mangelnden Grundwasser-Neubildung unbedingt entlastet werden. Aufgrund des Klimawandels müsse man mit weiteren Trockenjahren rechnen.
Die Möglichkeit für den Leitungsbau durch thüringer Gebiet nach Kleineibstadt Zuschüsse zu erhalten, stellte Simon Mengen vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen in Aussicht. Es sollten möglichst die eigenen Brunnen erhalten bleiben, bestätigte er, nur wenn Schüttung und Qualität unzumutbar sind, könnten sie stillgelegt werden. Stephan Dömling vom Landratsamt machte darauf aufmerksam, dass es auch für interkommunale Zusammenschlüsse und die gemeinsame Projektplanung Förderungen gibt. Einverständnis bestand darin, dass der WZV Mitte bei der Gründung eines Zweckverbands federführend sein soll. Ein erster Entwurf einer Zweckverbandssatzung für die Planungsphase wurde besprochen, alle neuen Erkenntnisse werden noch eingearbeitet. Die Arge trifft sich im September erneut und hofft, dass bis dahin neue Ergebnisse vorliegen.