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OSTHEIM
Grenzenlos war die Freiheit nicht immer
Zum Flugtag nach Ostheim sind auch Piloten von Nachbarvereinen mit ihren Maschinen gekommen. Dieser Doppeldecker kommt aus Saal.
Foto: Peter Federlein | Zum Flugtag nach Ostheim sind auch Piloten von Nachbarvereinen mit ihren Maschinen gekommen. Dieser Doppeldecker kommt aus Saal.
vwz
 |  aktualisiert: 01.09.2012 12:05 Uhr

Seit 80 Jahren gibt es organisierten Segelflugbetrieb in Ostheim. Auf der Wasserkuppe lernten die jungen Ikarus-Anhänger die Pioniere des Segelflugs kennen, bestaunten deren Leistungen, nahmen an den Schulungen teil und so war es nur eine Frage der Zeit, bis über Ostheim das erste selbstgebaute Fluggerät kreisen würde. Am 18. Februar 1932 gründeten neun junge Männer die Segelfliegergruppe Ostheim und begannen mit dem Bau des „Zöglings“ und der Variante „Grüne Post“. Das waren Segelflieger, die für Anfänger konzipiert waren.

Vor dem Ostheimer Rathaus wurde das erste Exemplar auf den Namen Lichtenburg getauft und bereits 1933 wurden auf dem Kleinen Lindenberg die ersten Schulungen durchgeführt. Anfangs wurden für den Start die in der Landwirtschaft gebräuchlichen Heu-Seile, später Gummiseile verwendet, der Flieger also mit Muskelkraft in die Höhe gezogen.

1936 folgte im Weimarschen Hof die Konstruktion vom Typ „Baby“. Die Flugbegeisterung ging in den nächsten Jahren einher mit der vormilitärischen Ausbildung. Im Aufgust 1950 konnte in Gersfeld der Dachverband der luftsporttreibenden Vereine, der Deutsche Aero-Club, gegründet werden und ab Juni 1951 hob die Alliierte Hohe Kommission das Segelflugverbot auf. Auch die Flugsportgruppe Gersfeld baute einen „Zögling“ und eröffnete am 24. August 1951 beim Fliegertreffen auf der Wasserkuppe den Flugbetrieb.

Nach der Zwangspause, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, gelang in Ostheim im Jahr 1951 die Wiedergründung des Vereins, er hieß nun Aeroclub. 1952 standen bereits 70 Namen auf der Mitgliederliste – nur das Fliegen blieb hier weiterhin untersagt. Ostheim lag in der 15-Meilenzone an der innerdeutschen Grenze. Erst 1957 entfielen die Beschränkungen und so entstand ein Übungssegler, der SG 38, der immer noch bei den Flugtagen an den Start rollt. Geflogen wurde wieder auf dem Kleinen Lindenberg, eine Seilwinde haben sich die Flugsportler selbst gebaut und 1958 der Einsitzer „Baby“ gegen den Doppelsitzer „Rhönlerche“ getauscht, um Flugschüler ausbilden zu können.

Die Flieger suchten nach besseren Bedingungen für ihren Sport und fanden sie am „Hohen Polster“ auf der Hochrhön. Ab 1960 konnte an der Jahnstraße in Ostheim die neue Flugzeughalle und ein modernes Segelflugzeug vom Typ K 8 genutzt werden. Doch eine Dauerlösung war das Hohe Polster nicht.

Um den Verein zu unterstützen, erwarb die Stadt Ostheim Grundstücke auf dem Büchig. Hier wurde das Fluggelände angelegt, die alte Fliegerhalle wurde verkauft. Am 29. September 1973 konnten die Inbetriebnahme der neuen Halle und die vorläufige Zulassung des Flugplatzes gefeiert werden. Vor 40 Jahren erteilte das Luftfahrtamt Nord in Nürnberg die Dauergenehmigung, 1975 fand das erste Fliegerfest statt und das Platzbuch verzeichnete jährlich zwischen 1300 und 2000 Starts.

1990 war der Luftraum endlich unendlich. Durfte bis dahin die Bundesstraße 285 nach Norden nicht überflogen werden, so waren nun auch die Ziele in Thüringen und Sachsen erreichbar. 1995 gestattete das Luftamt die Nutzung des Platzes durch Motorsegler, erlaubte Motorflugzeuge für den F-Schlepp und das Absetzen von Fallschirmspringern und auch Ultraleichtflugzeuge.

Die Länge der Start- und Landebahn beträgt 540 Meter, die Breite 30 Meter und der Sicherheitsstreifen hat eine Breite von zehn Metern. Die Segelfliegergemeinschaft besitzt damit rund fünf Hektar Verkehrs- und Flugbetrieb und durch die Erneuerung des Aufenthaltsraumes, der Küche und der Flugvorbereitung ein schmuckes Domizil. Dank Wasser-, Gas-und Stromversorgung (2004 abgeschlossen) ist die Infrastruktur komplett.

Drei Fluglehrer schulen den Nachwuchs, mehrere Flugzeuge in verschiedenen Bauarten stehen zur Auswahl. Mit dem Fliegerfest am 2. September erhofft man sich neue Flugbegeisterte, die den Altersdurchschnitt der Aeronauten senken helfen. Schließlich sollen die nächsten Jubiläen wieder auf dem Büchig stattfinden und jüngere Mitglieder die erfolgreiche Tradition fortsetzen.

In diesem Zusammenhang sei an diejenigen erinnert, die in der Vergangenheit die Rhön auf nationaler Ebene und bei Europa- und Weltmeisterschaften so hervorragend vertraten.

Wiege des Segelflugs

Die Segelfliegergemeinschaft Ostheim hat in ihren Reihen sehr erfolgreiche Flieger, die als Teilnehmer bei nationalen, Europa- und Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahrzehnten die Rhön als Wiege des Segelflugs hervorragend vertraten.

Zum 80. Geburtstag bietet der Klub am Sonntag, 2. September, auf dem Büchig ab 10 Uhr neben Mittagessen, Kaffee und Kuchen auch den Flugbetrieb mit Motorflugzeugen und Motorseglern.

An einem Flugsimulator können die Gäste Start, Flug und Landung erproben, ab 19 Uhr sind Ballonstarts vorgesehen. Der Eintritt ist frei, die Zufahrt zum Fliegerberg beschildert.

 
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