zurück
Wechterswinkel
Gregorianische Gesänge in den Klostermauern
In der Klosterkirche von Wechterswinkel faszinierte der Gregorianische Gesang der Seminarteilnehmer.
Foto: Thomas Eckert | In der Klosterkirche von Wechterswinkel faszinierte der Gregorianische Gesang der Seminarteilnehmer.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 10.04.2019 02:12 Uhr

Einen passenderen Ort für ein Seminar mit den mittelalterlichen Gesängen aus dem 10. Jahrhundert hätte die Kulturagentur des Landkreises nicht finden können. In Zusammenarbeit mit Regionalkantor Peter Rottmann und Dekanatskantor Matthias Braun wurde das Konzept erstellt.

Kulturmanager Thomas Eckert, Ideengeber und Organisator des Seminars, konnte dazu 23 interessierte Sänger aus dem gesamten Landkreis begrüßen. Sie alle wollten in die spirituelle Welt dieser frühen Form des Gesangs eintauchen. Mit Christian Meier, Lehrer an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, der während seines Studiums in Köln bei Prof. Klöckner das Fach Gregorianik belegt hatte, erlebten die Teilnehmer einen Dozenten, der mit viel Fachwissen in Musikgeschichte und Chorleitung, aber auch mit mancher Anekdote in das Wesen der Gesänge einführte.

Exkursion in die Geschichte der Gregorianik

Die Exkursion in die Geschichte der Gregorianik startete im 8. Jahrhundert mit Papst Gregor, dem die Sammlung der Gesänge zugeschrieben wird. Geschichtliche Grundlage für das Tagesseminar waren dann die Jahre bis in das 10. Jahrhundert, als die liturgischen Choräle und Stundengebete sich mit den ersten klösterlichen Anfängen , eine Notenschrift zu entwickeln, voll entfalteten und aufblühten. Anhand von drei Gesängen, einem Introitus, einem Magnificat-Antiphon und dem „Ecce nunc tempus acceptabile“ „ersangen“ sich die Teilnehmer die Geheimnisse der Neumen- und Quadratnotennotation und lernten die Grundsätze der Modi, Harmonik und Melodieführung kennen.

Eingebunden in das Seminar war eine Andacht als Abschluss des Tages, die Pfarrer Thomas Menzel in der Kirche St.Cosmas und Damian feierte. Er erinnerte an das authentische tägliche Chorgebet mit gregorianischen Chorälen, das die Zisterzienser-Mönche im Stift Heiligenkreuz bei Wien noch heute feiern.

Gesänge für das zweckfreie biblische Gebet

Pfarrer Menzel stellte dar, dass die Gesänge nicht mit Blick auf aufführungspraktische, katechetische oder musikalisch-künstlerische Ziele hin geschaffen wurden, sondern einzig und allein für das zweckfreie biblische Gebet. Er bedauerte, dass dort, wo der Gregorianische Choral eigentlich hingehört, nämlich in die Feier der Liturgie, er ein eher museales Nischen-Dasein führt oder gar als Indikator für eine ganz bestimmte Glaubens- und Kirchenidentität längst hinter uns geglaubter liturgischer Traditionen gilt.

Damit hat der Gregorianische Choral allerdings nichts zu tun. Er sei viel zeitloser als man denkt, so Pfarrer Menzel. Die aus der Stille der Klöster entsprungene Musizierform werde in unserer reizüberfluteten Gegenwartswelt als Klangwelt der Entschleunigung vermarktet. Diese populäre Vervielfältigung sei aber weit weg von dem ursprünglichen Sinn der höchsten Form der Klang-Rede, dem Dialog Wort und Musik.

Zum Ende des Seminars wünschten sich die Teilnehmer, dass auch im nächsten Jahr Gregorianik auf dem Programm des Klosters Wechterswinkel stehen sollte. Auch wäre es wünschenswert,  diese selten zu hörende wie auch singende Form in einer Schola zu betreiben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Wechterswinkel
Klaus-Dieter Hahn
Bibel
Chorleitung
Choräle
Christian Meier
Damian
Gesang
Gregorianischer Gesang
Klöster
Musikgeschichte
Päpste
Thomas Menzel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top