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Bad Neustadt
Grandioser Abschied für Ernst Oestreicher
Garanten für einen hochkarätigen Konzertabend in der Stadthalle. Zum Abschied von Bundesdirigent Professor Ernst Oestreicher (links) dirigierte auch Professor Johann Mösenbichler das Nordbayerische Jugendblasorchester und das Projektorchester WibraPhon.
Foto: Stefan Kritzer | Garanten für einen hochkarätigen Konzertabend in der Stadthalle. Zum Abschied von Bundesdirigent Professor Ernst Oestreicher (links) dirigierte auch Professor Johann Mösenbichler das Nordbayerische ...
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 23.11.2018 02:19 Uhr

Ja, wo sind denn die Streicher? Eine solche Frage stellte sich das zahlreiche Publikum in der Stadthalle beim gemeinsamen Konzert des Nordbayerischen Jugendblasorchesters und des Projektorchesters WibraPhon. Aber Blasorchester ist nun mal Blasorchester, und da sind Streicher eher selten. Vor allem, wenn die gespielten Werke extra in mühevoller Arbeit für Blasorchester arrangiert wurden. Vorgenommen hatten sich die beiden Orchester auf jeden Fall etwas. Immerhin war der Abend mit dem Titel "Konzert der Giganten" überschrieben worden. Einen solchen "Giganten" galt es zudem zu verabschieden.

Es war das Abschlusskonzert von Ernst Oestreicher, das es in der Stadthalle zu genießen wie zu feiern galt. Nach mehr als 30 Jahren in verantwortungsvoller Arbeit beim Nordbayerischen Musikbund gibt Oestreicher die musikalische Leitung in jüngere Hände. Das wurde bei der dem Konzert vorangegangenen Versammlung des Musikbundes öffentlich. Folglich bedurfte es eines außergewöhnlichen Konzertes, um Professor Ernst Oestreicher, Leiter der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen, aus dem Amt des Bundesdirigenten zu entlassen. Eben ein "Konzert der Giganten".

Rund 90 Musiker drängten sich auf der an sich großen Bühne der Stadthalle, als Ernst Oestreicher den Taktstock für die "Wiener Philharmoniker Fanfare" von Richard Strauss erhob. Nur eben, dass die Aufgaben der Streicher von Klarinetten, Flöten etc. übernommen wurden. Ein wenig Eingewöhnung für die Ohren - und das perfekte Arrangement mit einem glänzend aufgelegten großen Orchester versprach musikalischen Genuss.

Nicht Oestreicher, sondern Johann Mösenbichler, Musikprofessor an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz und Dirigent von WibraPhon, dirigierte Gustav Mahlers 1. Sinfonie D-Dur "Der Titan". Angetan vom "bläserischen Gesamtempfinden des Komponisten", so Oestreicher, wurde das mächtige Werk, das Mahlers innere Zerrissenheit darstellt, extra für Blasorchester in der Bearbeitung von Désiré Dondeye gegeben. Welch Hochgenuss mit einem so aufspielenden Klangkörper wie dem Jugendblasorchester und WibraPhon. Stringent im ersten Satz, schwärmerisch tanzend im zweiten und jubelnd im dritten Satz. Eine Meisterleistung des großen Orchesters und seines Dirigenten.

Im zweiten Teil des Konzertes übernahm Ernst Oestreicher wieder das Podium vor dem Orchester. Zunächst mit dem großartigen Marsch aus Paul Hindemiths "Symphonischen Metamorphosen" in der Bearbeitung von Keith Wilson. Hindemith verarbeitete darin die Eindrücke seiner neuen Heimat in Amerika nach der Flucht aus Nazi-Deutschland.  Auch das "Evocazioni" des Schweizer Komponisten Paul Huber mit seinem romantischen Grundthema und den weit ausladenden Passagen gelang Oestreicher wie dem Orchester auf beeindruckende Weise.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils jedoch die 4. Sinfonie von Alfred Reed, die Einflüsse der Werke Mahlers wie Hindemiths beinhaltet. Das wichtige Werk für sinfonische Blasmusik mit seinem ungewöhnlich klagenden Auftakt wurde im zweiten Satz beschwingt gesteigert und in der Fuge zum Finale hin voller Rasanz ausgeweitet. Ein Hörerlebnis, das die Zuhörer in der Stadthalle mit langem Beifall quittierten.

Zum Abschied als Dirigent des Nordbayerischen Jugendblasorchesters stimmte Oestreicher als Zugabe den israelischen Tanz Hora aus der 5. Suite von Alfred Reed mit seinem pulsierenden Rhythmus in jubelnder Weise an.

 
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