"Ich lebe noch" lautet derzeit eine der wenigen guten Nachrichten, die die geflüchteten Frauen von ihren Männern aus der Ukraine erhalten. Sie haben ihre Kinder in den Westen in Sicherheit gebracht und bemühen sich, für diese stark zu sein. Ein Beispiel ist Tetiana Kyrylenko mit ihren zwei Töchtern, eine der ersten Flüchtlinge, die sich im Rathaus Bad Königshofen registrieren ließen. Dank ihrer Schwägerin, Viktoria Tresselt aus Bad Königshofen, und der bereits angelaufenen Hilfsaktion der Grabfeld-Allianz fand sie schnell Unterstützung.
Bürgermeister Thomas Helbling begrüßte die Flüchtlinge persönlich. Viktoria Tresselt und ihr Mann haben die Drei in Polen abgeholt. Tochter Alla (8 Jahre) hatte sich vor der Flucht den Fuß gebrochen, ihr Vater konnte seine Familie deshalb bis zur Grenze mit dem Auto bringen, eine Fahrt, die normalerweise sechs Stunden dauert, jetzt brauchten sie doppelt so lange.
Bad Königshofen ist der Geflüchteten nicht fremd
"Wir mussten an vielen Kontrollpunkten vorbei", berichtete Tetiana Kyrylenko. Ihr Mann musste wieder umkehren. In Polen gab es einen Bus, der sie in eine nahe gelegene Schule brachte, dort wurden sie verpflegt, konnten eine Nacht verbringen und warten, bis sie von ihren Verwandten gefunden wurden. Die erste Nacht in Bad Königshofen haben sie in der kleinen Wohnung der Familie Tresselt verbracht. "Wir haben ein Matratzenlager auf der Erde eingerichtet", berichtete Viktoria Tresselt.
Bis zuletzt hat die Ukrainerin daran gezweifelt, ob es richtig war, ihr Land zu verlassen. Sie weint viel und wollte ihren Mann nicht zurücklassen. Mit einem Rucksack mit den nötigsten Sachen und Papieren kam sie in Bad Königshofen an. Die Stadt ist ihr nicht fremd, sie war schon einmal, nach 2014, nach dem Überfall auf die Krim als Asylantin hier. Die jüngere Tochter, Valeriia (5) ist hier geboren.
Luftangriff auf den Bahnhof der Heimatstadt
Als es politisch ruhiger wurde, ist die Familie in die Ukraine zurückgekehrt, nach Korosten, das liegt 160 Kilometer westlich von Kiew im Bezirk Zitomirsta. Dass ihre Entscheidung, die Flucht anzutreten, richtig war, zeigt der Luftangriff auf den Bahnhof von Korosten gleich am Tag danach. Das Zug-Depot des Bahnhofs wurde verwüstet. Die ältere Tochter wisse, worum es geht, die jüngere frage oft "wann kommt Papa?", berichtete Tetiana Kyrylenko.
Ein Anruf von Rathaus aus bei der Allianz-Managerin Silvia Schmitt, bei der die Fäden für die Wohnraummeldungen für Flüchtlinge zusammenlaufen, brachte einen Treffer: Eine Zweizimmerwohnung in Bad Königshofen können die Flüchtlinge beziehen, dort wird zusätzlich eine Cousine, die noch erwartet wird, mit einziehen.
Viele in Rhön-Grabfeld wollen helfen
Bekleidung und einige Sachen, die sie jetzt brauchen, fanden die Geflüchteten in der schnell eingerichteten Sammelstelle der Grabfeld-Allianz in Sulzdorf an der Lederhecke in der Industriestraße. Eine heimische Firma hat dort eine leerstehende Lagerhalle zur Verfügung gestellt, man findet sie direkt hinter einem großen, runden Silo.
"Die Hilfsbereitschaft der Leute ist überwältigend", sagt Bürgermeisterin Angelika Götz, die für die Sammelstelle federführend ist, gemeinsam mit Bürgermeister Helbling und bedankt sich für die zahlreichen Spenden. "Viele Menschen wollen aktiv helfen", freut sich die Bürgermeisterin. Größere Sachspenden in Form von Seifen, Zahnbürsten, Duschgel und ähnliches, sowie Bettwäsche und Kartons haben mehrere Firmen geschickt, sodass momentan hier kein Mangel herrscht.
Welche Spenden noch benötigt werden
Es werden momentan keine Kleidungsstücke für Erwachsene mehr gebraucht. Kinderbekleidung, Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel, Schmerztabletten, haltbare Lebensmittel, auch Schulsachen und Geld, um Benzinkosten abzudecken und eventuell frisches Gemüse und Obst zu kaufen, sind willkommen.
Alles kann bei den örtlichen Bauhöfen und den Allianz-Bürgermeistern abgegeben werden, die dann die Spenden nach Sulzdorf transportieren, oder in Sulzdorf direkt. Freiwillige Helfer sortieren dort alles. Einige Spenden konnten direkt einem bereits in Gollmuthhausen gestarteten Hilfskonvoi mitgegeben werden (wir berichteten).
Die Sammelaktion wird bis auf weiteres weitergeführt. Wer bedürftig ist, kann sich in Sulzdorf Spenden abholen oder etwas abgeben von Montag bis Donnerstag, jeweils von 13 bis 16 Uhr, in dringenden Fällen kann die Bürgermeisterin kontaktiert werden unter Tel. 0171 4403 109. Wohnraummeldungen nimmt weiterhin Silvia Schmitt von der Grabfeld-Allianz entgegen, Tel. (09761) 402 150.