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RÖMHILD
Glücksburg wird Atelier
In Römhild laufen die Vorbereitungen auf den Workshop mit Teilnehmern aus drei Kontinenten. Mittelfristig könnte sich die Stadt zum „Mekka der deutschen Keramikkunst“ entwickeln.
Internationale Besetzung: die Landesflaggen der Symposiumsteilnehmer an der Fassade des Nordflügels von Schloss Glücksburg. Dem Fördervereinsvorsitzenden Reinhard Keitel aus Weimar ist es zu verdanken, dass es seit 2007 wieder regelmäßig Keramiksymposien in Römhild gibt.
Foto: Fotos (4): Alfred Kordwig | Internationale Besetzung: die Landesflaggen der Symposiumsteilnehmer an der Fassade des Nordflügels von Schloss Glücksburg.
Alfred Kordwig
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:38 Uhr

Beim Blick auf die Baustelle kommen leichte Zweifel auf, ob das zeitlich überhaupt noch zu schaffen ist: Im Nordflügel von Schloss Glücksburg in Römhild, der momentan einer Ruine gleicht, sollen in wenigen Wochen die Teilnehmer des X. Internationalen Keramiksymposiums ihre Arbeit aufnehmen.

„Das werden wir auf jeden Fall rechtzeitig hinbekommen“, sagt Reinhard Keitel, Vorsitzender des Fördervereins „Internationales Keramiksymposium Römhild“. Und auch der Römhilder Bürgermeister Günther Köhler, der wie Keitel am Mittwochnachmittag an einer Baustellenbegehung mit den beteiligten Planern und Handwerkern teilnahm, ist guter Dinge. „Der neue Fußboden ist schnell eingebaut, anschließend müssen nur noch die Wände verputzt und die Brennöfen installiert werden“, so der Rathauschef.

Die acht Teilnehmer am 10. Internationalen Keramiksymposium können also fest davon ausgehen, dass für sie alles vorbereitet ist, wenn sie am 2. August im Schloss Glücksburg begrüßt werden, um dann vier Wochen lang vor allem mit dem Werkstoff Ton zu arbeiten. Eine fachkundige Jury hat die Künstler bereits Ende vergangenen Jahres ausgewählt und dabei nicht nur nach ihrem internationalen Renommee, sondern auch auf ihre Erfahrung mit freier Plastik oder innovativer Technik geschaut.

Woher die Künstler kommen, ist schon seit längerem an der Nordost-Fassade der Glücksburg ablesbar. Dort hängen die Nationalflaggen von Deutschland, den USA, Spanien Ungarn, Japan, Israel, Russland und Frankreich.

Dass zusätzlich auch noch die türkische Fahne aufgehängt wurde, liegt an einer kürzlich eingeleiteten Kooperation mit der türkischen Großstadt Eskifehir, die das Symposium eine Woche lang mit einem dreiköpfigen Künstlerteam begleiten wird, das ein eigenes Projekt umsetzen wird.

Reinhard Keitel ist es zu verdanken, dass es nach einer 14-jährigen Unterbrechung seit 2007 überhaupt wieder Meetings von Keramikkünstlern aus aller Welt in Bad Königsofens Partnerstadt gibt. „Als ich vor acht Jahren gefragt wurde, bei der Wiederbelebung der Symposien mitzuhelfen, habe ich spontan ja gesagt“, so der 65-jährige Vorsitzende des Fördervereins „Keramiksymposium Römhild“, der selbst Keramiker ist und in Weimar ein eigenes Atelier betreibt. Schon zu DDR-Zeiten habe er für die vierwöchigen Arbeitstreffen von Künstlern aus aller Welt als technischer Leiter Verantwortung getragen. „Als ich 1987 diese Aufgabe übertragen bekam, war das für mich so etwas wie ein Ritterschlag.

“ Heute hat Keitel nicht nur die Organisation der Keramiksymposien im Blick, was bei Kosten von rund 50 000 Euro ein finanzieller Kraftakt ist, denn ihm schwebt Größeres vor. „Wir möchten im Schloss Glücksburg in den nächsten Jahren eine Kunst- und Werkschule aufbauen, in der Keramiker aus der ganzen Welt ganzjährig leben und arbeiten können“, deutet er an, dass Römhild in ein paar Jahren das „Mekka der deutschen Keramikkunst“ sein könnte.

Dass die Visionen Reinhard Keitels kein Wunschtraum bleiben müssen, bestätigt der Römhilder Bürgermeister. „Das neue Atelier für unsere Symposiumsteilnehmer soll nur ein Anfang sein“, so Günther Köhler. Die Stadt werde alles dafür tun, die Glücksburg zusammen mit dem Förderverein zu einem Ort der Begegnung für Keramiker aus aller Welt zu machen. „Diese positive Entwicklung haben wir vor allem Reinhard Keitel zu verdanken“, lobt er das große Engagement des Weimarers.

Viel Geld wird nötig sein, um die Kunst- und Werkschule zu realisieren. „Das kann nur Schritt für Schritt gehen“, sagt der Rathauschef. Dass es gelungen ist, für viele in der Glücksburg und im gesamten Stadtgebiet anstehenden städtebaulichen Maßnahmen eine 80-prozentige Förderung zu erhalten, sei vor allem der Wiederbelebung des Keramiksymposiums zu verdanken. „Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, das die Höhe der Bezuschussung maßgeblich mitbeeinflusst hat.“

Keramiksymposium in Römhild

Im Jahr 1975 trafen sich erstmals Keramiker aus aller Welt zur Teilnahme an einem Internationale Keramiksymposien in Römhild. Unter DDR-staatlich organisierter Aufsicht wurden dann immer wieder im Abstand von drei Jahren in Römhild Keramiksymposien organisiert, an denen bis 1993 insgesamt 160 Künstler aus über 29 Länder teilgenommen haben. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung kam dem Keramiksymposium die finanzielle Basis und auch die tragende Organisationsstruktur abhanden. Im Jahr 2007, fast 14 Jahre nach dem plötzlichen Ende des Keramiksymposiums, hatte sich eine Initiativgruppe dann die Aufgabe gestellt, dieses internationale Keramiksymposium wieder zu beleben.

Der Förderverein „Internationales Keramiksymposium Römhild“ wurde gegründet und konnte sich schnell viel Unterstützung aus Politik, Wirtschaft und privater Öffentlichkeit erschließen. Gefördert und getragen vom Land Thüringen, dem Landkreis Hildburghausen und der Stadt Römhild sowie vielen Sponsoren und Unterstützern, gelang es, 2008 und 2011 das VIII. und IX. Internationale Keramiksymposium Römhild durchzuführen. Das Museum Schloss Glücksburg in Römhild bewahrt große Teile aller seit 1975 entstandenen Symposiums-Arbeiten in seinen Magazinen auf. In einer Ausstellung werden ausgewählte Kunstwerke der Öffentlichkeit präsentiert.

Ortsbesichtigung: Bürgermeister Günther Köhler (links) und Reinhard Keitel im künftigen Atelier im Schloss Glücksburg.
| Ortsbesichtigung: Bürgermeister Günther Köhler (links) und Reinhard Keitel im künftigen Atelier im Schloss Glücksburg.
Was man aus Ton alles machen kann: kunstvolle Keramikarbeit aus einem zurückliegenden Römhilder Symposium.
| Was man aus Ton alles machen kann: kunstvolle Keramikarbeit aus einem zurückliegenden Römhilder Symposium.
Sehenswerte Sammlung: Museumsleiterin Kerstin Schneider mit Arbeiten, die bei den Keramiksymposien zwischen 1975 und 1993 entstanden.
| Sehenswerte Sammlung: Museumsleiterin Kerstin Schneider mit Arbeiten, die bei den Keramiksymposien zwischen 1975 und 1993 entstanden.
 
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