Eine große Zielkreis-Plane war auf dem Modellflugplatz am Rederkreuz ausgelegt. Darauf sollten die ferngesteuerten Springer bei der 36. Internationalen Deutschen Meisterschaft im Modell-Fallschirmzielspringen landen. Am besten in der Mitte, der „Kernzone“. Runter kommen alle. Aber bei dem frischen und zuweilen leicht böigen Wind war es für die am Boden stehenden und Fäden ziehenden Lenker – tatsächlich auch „Springer“ genannt – nicht so einfach, den Zielkreis zu treffen.
50 aus Deutschland
Dorothee Bär, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr, und Landrat Thomas Habermann wünschten allen Teilnehmern viel Erfolg mit „Glück ab“, dem Gruß der Modellfallschirmspringer.
Ludger Katemann, Vizepräsident im DMFV informierte die Modellflieger über den Stand der Regulierung des privaten Modellflugs auf nationaler und europäischer Ebene. Der DMFV arbeitet demnach mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und der European Model Flying Union (EMFU), intensiv zusammen um potenzielle Schäden für den privaten Modellflug abzuwenden.
63 Teilnehmer aus fünf Nationen waren am Start, davon kamen 50 aus Deutschland, vier aus der Schweiz, fünf aus den Niederlanden, drei aus der Tschechischen Republik und sogar zwei aus Südafrika. In dieser Konkurrenz haben sich neben 48 Männer, zehn Frauen und fünf Jugendliche mit Gleitfallschirmen und Puppen im Maßstab 1:4 dem von der Interessengemeinschaft Modellflugsport (IMS) Bad Neustadt ausgerichteten Wettbewerb gestellt.
Funk und Steuerleinen
Über die Funkfernsteuerung werden dabei Steuerleinen über die Arme der Springerpuppen bewegt. Dadurch wird der Gleitschirm seitlich „eingeschnürt“, so dass dieser in die betreffende Richtung dreht. Beidseitiges Ziehen kurz vor dem Aufsetzen vergrößert den Anstellwinkel, verringert die Geschwindigkeit und hat gerades Sinken zur Folge.
RC-Fallschirmspringen ist der Familienwettbewerb im Deutschen Modell Flieger Verband (DMFV). RC steht dabei für Radio Control, also funkgesteuert. In Bad Neustadt wurden die Ergebnisse auch für die European Para Trophy (EPT) bewertet. Für diese Trophäe ist die Teilnahme an vier Wettbewerben erforderlich. Einer davon muss im Ausland absolviert werden, so der DMFV-Sportreferent Fallschirmspringen, Udo Straub aus Bad Neustadt.
Mit einem Modellflugzeug, hier Absetzmaschine genannt, wurden über dem Platz jeweils zwei Springerpuppen in 400 Meter Höhe ausgeklinkt.
Marionetten der Lüfte
Mit einer Sinkgeschwindigkeit von etwa zwei Meter pro Sekunde sind die „Marionetten der Lüfte“ wieder schnell auf dem Boden im oder am Zielkreis angekommen. Eine Jury hat die Abweichungen vom Zielpunkt gemessen und bewertet. Auch „Haltungsnoten“ flossen in die Bewertung mit ein. So war es vorteilhaft, wenn die 40 Zentimeter große Springerpuppe mit den Füßen zuerst aufkam. Abzüge dagegen gab es bei „Außenlandungen“, wenn der Zielkreis nicht getroffen wurde. Die in der Luft echt wirkenden Modellspringer mit ihren Schirmen begeisterten die Zuschauer. Aber auch so manche Blessuren mussten die Puppen nach harten Landungen verkraften.
Das Modellfallschirmspringen macht nicht nur dem versierten Modellflieger Spaß, sondern der ganzen Familie, versichert Sportreferent Straub. Die Modellfallschirmspringer lassen sich einfach steuern. Mit etwas Training könne man schnell an einem Wettbewerb teilnehmen. Die Nachbildungen eines Original-Fallschirmspringers haben alles, was einen Springer auszeichnet: Kombi, Helm, Gurtzeug und Steuerleinen. Oft sehen die Modellspringer ihren Fadenziehern täuschend ähnlich.
317-mal abgesetzt
Acht Piloten haben am Wochenende 317-mal Modellfallschirmspringer mit sogenannten Absetzmaschinen in die Luft gebracht. Erster bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Modellfallschirm-Zielspringen wurde Stepan Ziemann, Zweiter Timo Katemann aus Raesfeld/NRW und Dritter Pieter Visser aus Veldhoven/NL. Udo Straub aus Bad Neustadt, Sportreferent Fallschirmspringen im DMFV, hat den siebten Platz erzielt. Andreas Hofmann aus Haßfurt den zwölften und Jürgen Lindner, ebenfalls aus Haßfurt den Rang 42.
Pieter Visser aus Veldhoven/NL ist Erster bei der European Para Trophy 2017; Dominik Winter aus Neuburg an der Donau Zweiter und Timo Katemann aus Raesfeld Dritter. Udo Straub belegte hier den 16. Platz.