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Bad Neustadt
Glosse: Trapattoni!
Glosse: Trapattoni!
Andreas Müller
 |  aktualisiert: 21.06.2021 02:23 Uhr

So kennt die Heimat ihren Landrat gar nicht: In einer Wutrede à la Trapattoni ließ der sonst so beherrschte Grande seinen negativen Gefühlen freien Lauf. Eine Sternstunde! Obwohl inhaltlich knapp, sorgte seine Rede für Aufsehen. Ihre Botschaft lässt sich in einem Satz zusammenfassen: "Die in Berlin" haben es versemmelt. Total. Sie sind schuld am Impfdebakel.

Wen genau er wohl gemeint hat? Bundeskanzlerin Angelika Merkel (CDU)? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)? Vielleicht aber auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU). Sie hat die Impfkampagne allerdings nicht von Berlin, sondern von Brüssel aus "versemmelt". Und sie ist bislang auch die Einzige, die sich dafür öffentlich entschuldigt hat.

Immerhin gelten die zwischen der EU und den Pharma-Multis zusammengestümperten Verträge als Grund für den Impfstoffmangel, der auch in Rhön-Grabfeld Menschen vorzeitig das Leben kostet. Da kann man sich schon mal entschuldigen! Dass es auch anders geht, hat ausgerechnet Großmaul Donald Trump bewiesen. Noch unter seiner – und nicht Joe Bidens – Ägide agierte die damalige US-Regierung so, wie es im Pandemiefall sein muss: mutig und schnell. Ein prolliger Immobilien-Tycoon pokert bei harten Verhandlungen eben besser als eine noble "von". Die EU ließ sich nach Ansicht von Beobachtern von typisch deutschem Sicherheitsdenken leiten: "German Angst".

Bei Pandemien gilt aber: Schnelligkeit vor Sicherheit. Produkthaftung? Pfeif drauf! Es ehrt unseren Landrat, dass er - mitten im Wahlkampf - Kollegen der morschen schwarzen Fraktion beschuldigt, obwohl er selber der CSU angehört. Wenn er sich aber dazu hinreißen lässt, "den Ministern" pauschal vorzuwerfen, sich ständig zu "hochbezahlten" Talkshows einladen zu lassen, anstatt ihre Arbeit zu machen, geht er zu weit.

Es ist ja so leicht, Politiker immer nur zu kritisieren! Warum sollten sich unsere Granden denn nicht noch etwas dazu verdienen? Irgendwie muss Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine neue Luxusvilla (4,13 Millionen) ja finanzieren. Und hat nicht auch der mittlerweile zurückgepfiffene Alfred Sauter (CSU) im Umfeld von Corona kräftig dazuverdient? Na also. Gerade von einem CSU-Mitglied sollte man in dieser Hinsicht eigentlich etwas mehr Verständnis erwarten.

Außerdem: Auch im Dunstkreis unseres schönen Industriestädtchens wurden Fehler gemacht. Schwere Fehler. Niederschmetternde Fehler! Nehmen Sie die Energiewende. Die Schwarzen haben sie versemmelt. Total. Seit Frontal21 lacht ganz Deutschland darüber. Das Gleiche gilt für die Verkehrswende: total versemmelt.

Das ökologisch wertvolle Frickenbachtal wurde völlig zerstört. Es fiel einem monströsen Straßenbauprojekt zum Opfer. Frontal21 kann gleich wieder anrücken. Das gibt's nur bei uns: Da wird ein völlig unbedeutendes Staatssträßchen durch einen riesigen Erddamm für drei Millionen Euro zur Rennpiste aufgemotzt. Und warum? Na, weil es Zuschüsse gibt! Das versteht man bei uns unter "Entwicklung". Ein Drittel aller Investitionen im Landkreis wird immer noch für den Straßenverkehr verplempert, dem Verkehrskonzept von vorgestern.

Für die Ökologie reicht ein bisschen Symbolpolitik: "Digi Doro" (CSU) sät in Oberelsbach zum "Tag der Artenvielfalt" eine Blumenwiese an. Im rosa Outfit. Sie wirkt so natürlich! Ob sie auch das Diversitätszentrum bestaunen musste? Die Ärmste! Von Ökologie versteht unsere "Königin der Herzen" offenbar genauso viel wie von Digitalisierung. Warum ließ man sie nicht gleich den Erddamm im Frickenbachtal begrünen? Jetzt aber Schluss mit Politiker-Bashing. Oder frei nach Giovanni Trapattoni: "Ich habe fertig." Man muss sich das vorstellen.

 
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