Kein Zweifel: Unsere Heimat ist "retrophil". Das macht sie so liebenswert! Alles Gestrige wird bei uns in Ehren gehalten. Zum Beispiel im Fladunger Heimatmuseum. Von dort fährt an Sonntagen das legendäre "Rhön-Zügle" in Richtung Mellrichstadt. Gezogen wird es von einer 100 Jahre alten Dampflok. Unser Landrat ist begeistert! Konservative konservieren nun mal gerne.
Auch beim Straßenverkehr. Sie würden am liebsten ewig so weiterwursteln wie bisher: Immer noch mehr Straßen für immer noch mehr Autos. Das Bauamt Schweinfurt hält das für Fortschritt. Nehmen Sie den Ausbau der Staatsstraße 2292. Diese bedeutende Ost-West-Magistrale verbindet bekanntlich das Unterzentrum Mellrichstadt mit der Geckenauer Kreuzung. Die Strecke wird täglich von Dutzenden Autos befahren. Der Ausbau erfolgte nach Einschätzung der Verantwortlichen "zeitgemäß". Darunter verstehen sie, dass im 21. Jahrhundert und nach 26 Weltklimakonferenzen zwei fette SUV mit Tempo 100 aneinander vorbeirasen können.
Fast zehn Millionen Euro wird dieser Wahnsinn am Ende kosten. Aber dafür bekommen wir Steuerzahler ja auch etwas geboten! Das ehemals so idyllische Frickenbachtal ist nicht wiederzuerkennen. Zu dem bereits geplanten vierspurigen Ausbau wird es aber wohl nicht mehr kommen. Denn die Tage der Benzin- und Dieselautos sind gezählt. In wenigen Jahren wird es keine Neuzulassungen für Verbrenner mehr geben. Das ist kein Witz! Auch wenn es bei uns in der Provinz keiner wahrhaben will: Die entsprechenden Vereinbarungen sind längst unterschrieben. Übrigens auch von den "Schwarzen". Ob man das im Bauamt Schweinfurt auch weiß? Ob man es unserem Landrat schon gesagt hat?
Der Pkw, wie wir ihn kennen, wird aussterben. Genau wie die Dampflok. Zuerst werden Ersatzteile knapp, später dünnt sich das Tankstellennetz aus. Bereits zuvor wird die von der "GroKo" eingeführte stufenweise Anpassung der CO2-Abgabe die Spritpreise langsam, aber unerbittlich in astronomische Höhen treiben. Wetten? Und wer glaubt, dass danach mehr oder weniger alles beim Alten bleibt, nur dass eben alle Autos elektrisch fahren, der soll ruhig weiter träumen. Sobald sich das autonome Fahren durchsetzt, kommen wir mit einem Bruchteil der heutigen Fahrzeugflotte aus, weil dann eben nicht mehr Massen von Privatautos den größten Teil des Tages sinnlos herumstehen und unser schönes Industriestädtchen verstopfen.
Science Fiction? Von wegen! Aber keine Panik! Ein paar Verbrenner werden schon überleben. In Oldtimer-Fanclubs - oder im Fladunger Heimatmuseum. Genau wie die 100-jährige Dampflock. Schließlich will die Generation "Granufink" ja dereinst in Erinnerungen an die gute alte SUV-Zeit schwelgen. Wie gesagt: Bei der Verkehrswende fällt unseren Granden nur „Retro“ ein. Zu mehr reicht es nicht.
Sie sollten sich ein Beispiel an der Kirche nehmen! Auch dieser traditionelle Stützpfeiler der Heimat wird immer morscher. Die Kirche befindet sich an einem "Totpunkt", gab Kardinal Marx kürzlich unumwunden zu. Aber sie will raus aus der Retro-Ecke! Whistleblower behaupten, man habe sich in Rom deshalb zu einem historischen Schritt durchgerungen: Man beabsichtige, die erste ökumenische Seligsprechung einzuleiten. Und zwar für niemand geringeren als unseren Landesvater Markus Söder (CSU), obwohl der ja nur evangelisch ist! "Unser Bruder Markus" hätte durch seinen Kruzifix-Erlass einen heroischen Beitrag zur Bekämpfung des Heidentums geleistet, so die Begründung. Für den Abschluss des streng geheimen Verfahrens müsse allerdings noch ein Wunder nachgewiesen werden. Ein "Wahlwunder" zum Beispiel. Am 26. September ist Bundestagswahl. Man muss sich das vorstellen.