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Bad Neustadt
Glosse: Nachlese
Glosse: Nachlese
Foto: Annette Päsler
Andreas Müller
 |  aktualisiert: 25.10.2021 03:14 Uhr

Auch in der Heimat sind die Würfel gefallen. Nach dieser Schicksalswahl drohen sogar bei uns Veränderungen. Natürlich mit der üblichen Verspätung. Die Union wurde zum größten Verlierer der Wahl: -8,8 Prozent! Schuld war alleine Armin Laschet. Unfassbar! Wohl noch unter Schockwirkung deutete MdL Sandro Kirchner (CSU) diesen historischen Absturz als "klare Absage gegen einen Linksruck". Das klingt wirr. Wie konnte es so weit kommen? Hier eine schonungslose Wahlanalyse in einfacher Sprache.

Alle Schwarzen, ob sie jetzt Söder oder Laschet heißen, wollen im Grunde doch nur das Eine: Weiterwursteln wie gehabt. Mehr Wachstum, mehr Konsum, mehr CO2. Aber mit Maß und Ziel. Für die "Generation Verbrennungsmotor", also für uns Ältere, wäre das gar nicht schlecht. Wir könnten noch in Ruhe unsere Renten genießen. Danach würde der Karren allerdings gegen die Wand fahren. Und zwar ohne Maß und Ziel. Glaubt man den Klimaforschern, droht den Jungen Fürchterliches. Nach uns die Sintflut.

Für die SPD (Gewinner: +5,2 Prozent) gilt mehr oder weniger das Gleiche. Allerdings spekulierten die Genossen zu Beginn des Wahlkampfes wohl auf Rot-Rot-Grün. Das hätte zu jenem "Linksruck" geführt, vor dem die angestaubte CDU/CSU gewarnt hat. Unter "Linksruck" verstehen die Schwarzen bekanntlich, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinanderklafft als in den letzten 16 Jahren.

Die FDP (Gewinner: +0,8 Prozent) versprach dagegen gleich das Paradies auf Erden. Gewissermaßen steuerfrei. Wir brauchen nur auf den freien Markt vertrauen. Und aufs ewige Wachstum. Den Rest wird die Digitalisierung schon richten. Sie wird nicht nur sämtliche Menschheitsprobleme lösen, sondern auch dazu führen, dass der DAX bis 2030 auf 50 000 steigt. Mindestens. Wir müssen uns nur reinhängen. Wie die Chinesen. Die Welt gehört den Leistungsträgern, den Yuppies. Hier die liberale Vorstellung vom "Mindeststandard": Einfamilienhäuschen im Grünen, dreimal pro Woche Grillparty, drei Tesla in der Garage und dreimal pro Jahr in Urlaub. Mit dem Wasserstoff-Flieger. Alles andere hieße "Verzicht". Dieser Standard soll für alle gelten. Für alle acht Milliarden Menschen. Die FDP glaubt an Globalisierung.

Die AfD (Verlierer: -2,3 Prozent) nicht. Ihr Wahlslogan: "Deutschland. Aber normal" überzeugte vor allem "Ossis". Typisch! Man positionierte sich gegen Kohleausstieg und für "saubere Dieselfahrzeuge". Der Rest der Welt ist "wurscht". Hohe Mauern am Kirchturmhorizont - und dahinter nur Feinde. Deutschland sollte wieder "stolz" auf irgendetwas sein. Wie früher.

Das Zauberwort der Grünen (Gewinner: +6,4 Prozent) lautete dagegen "weniger". Weniger Wachstum, weniger Fleisch, weniger Verkehr. Und weniger Klimakatastrophen. Dafür müssten wir unseren Lebensstandard zurückschrauben. Zunächst auf den Stand von 2010. Dann auf den von 1990. Und so weiter. Solange, bis ein global verträgliches Maß erreicht wird. Denn auch die Grünen denken global.

Genau wie die Linken (Verlierer: -4,3 Prozent). Die nehmen allerdings unsere christlich abendländischen Grundwerte allzu wörtlich. Sie wollen ernsthaft allen verfolgten Menschen Asyl gewähren. Allen. So, wie es das Grundgesetz garantiert. Außerdem wollen sie Klimaflüchtlinge aufnehmen - und aus der NATO austreten. Viele Wählerinnen schreckte das wohl ab.

Aber auch einige Wahlplakate in unserem schönen Industriestädtchen hatten offensichtlich eher abschreckende Wirkung. Das verstörendste zeigte "Digi-Doro", die Königin der Herzen. Vor rosa Hintergrund strahlte sie uns in natürlichstem Insta-Lächeln entgegen. Darunter die Realsatire ihres "Wahlprogramms": #heimatliebe. Dazu ein rosa Herzchen. Man muss sich das vorstellen.

 
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