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Bad Neustadt
Glosse: Musik, aber ganz langsam
Die Orgel im Dom zu Halberstadt wurde für das Musikstück von John Cage auserkoren. 
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert | Die Orgel im Dom zu Halberstadt wurde für das Musikstück von John Cage auserkoren. 
Fredi Breunig
 |  aktualisiert: 24.10.2020 02:18 Uhr

Ich mach a Wett: wenn jemand den folchende Text gelese hodd, denkt er sich garantiert: „Eustach! Alles, owwer doss mechst du mir nedd weis! Doss iss garantiert eener vo dei Witz!!!“ Wetten, nedd? Es geht ömm Kultur unn Kunst, unn üwer die lässt sich bekanntlich nedd gstreit. Odder doch? Neulich a Leserbrief in die Main-Post. Es ging ömm n Artikel, in denn gschriewe woor, däss 480.000 Euro dofür ausgeewe werrn, 300.000 Johr alte Speere zu untersüche.

So langsam, wie nur möglich 

Der Leserbriefschreiber (aus Önnerääls!): „480 000 Euro? Ömm rauszufinne wie die Speere hergstellt wurrn senn unn für woos se verwend wurrn senn? Ich wääses: hergstellt middn Faustkeil, verwend für Angriff, Jagd odder Verteidigung. Für woos denn süsst???“ Recht hodd er, der gut Moo! Ower s iss halt Kultur ….. Unn jetzt mei unglaublicher Fall - aus der Kunst. Ich als alter Musikant wääs noch, dääs die Abkürzung „rit.“ off a Noodeblood „Ritardando“ unn domit übersetzt „langsamer werdend“ hässd. Ower woss mit dem Orgelstück „Organ2/ASLSP“ von John Cage bassierd iss, doss schlööd dem berühmte Fooß n Boode naus! „ASLSP“ stedd für „As slow as possible“ unn wer Englisch konn, wääs, däss doss “so langsam wie möglich“ hässd. Also hodd mer sich 2001 in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) ganz wörtlich oo derre Übersetzung orientiert unn beschlosse, doss Urchelstögg so langsam zu spiele, dässes sage unn schreibe, halt euch fest, insgsamt 639 – in Worten: sechshunnertneunedreißig - Johr dauert!!! 639 Johr für a Stögg, däss der Organist Gerd Zacher 1989 bei die Uruafführung in 29 Minudde roogeresse hodd.

Nur alle paar Jahre ein neuer Ton

So ein (musikalischer) Hetzer! Nee, im Ernst: dess iss die neu Langsamkeit! 1997 iss die Idee entstanne, die Angabe „so langsam wie möglich“ so wörtlich wie möglich zu nehme. Unn so iss beschlosse wurrn, däss off die Orgel in Halberstadt ner bloß alle boor Johr a neuer Ton gspielt würrd. Los gange iss doss Stögg n 5. September 2001 – mit a eenahalb Johr lang Pause! N 5. Februar 2003 wor dann der erscht Urgelton zu hörrn. Dann gabs n 5. Oktober 2013 widder n Tonwechsel unn jetzt zuletzt n 5. September 2020. Also vuur gut drei Woche. Der nächst Tonwechsel iss für n 5. Februar 2022 gebloond, fertig sei söll doss Stögg no im Johr 2640. Würrd knapp für uns alle …… Ihr gläbbd doss jetzt nedd, odder? Gedd neis Internet, gebt ei „Langsamstes Musikstück der Welt“ unn lassd selber. Servus, der Eustach.

 
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  • R. E.
    Auch wenn eine Glosse eher der Erheiterung, als der Information dienen soll, würde ich mir doch wünschen, dass die Fakten korrekt recherchiert werden. Die Bildunterschrift ist leider doch sehr fehlerbehaftet. Weder steht die Orgel im Dom, noch wurde sie auserkoren. Spielort dieser Aufführung ist die Burchardi-Kirche in Halberstadt. Die Orgel entsteht während der Aufführung des Stückes komplett neu.
    Übrigens ist auch die Dauer und der Beginn der Aufführung nicht willkürlich gewählt. Begonnen hat es übrigens auch nicht mit einer Pause sondern dem Klang des Windes aus dem Blasebalg. Mehr Infos gibts unter aslsp.org
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