Unsere Heimat im November-Blues. Die drohende Weihnachtszeit, die aufgrund einer DDR-mäßigen Warenverknappung in diesem Jahr noch stressiger als sonst ausfallen dürfte, trägt auch nicht gerade zur guten Laune bei. Aber keine Panik! Es gibt Licht und Schatten. Leider interessieren sich die Medien aber vorzugsweise für den Schatten. "Bad News Sells." Die Heimat wird regelrecht schlecht geredet. Es ist eine Schande.
Dabei hat jedes Ding zwei Seiten. Da regen sich beispielsweise Leserbriefschreiber darüber auf, dass die Ureinwohner von Unterwaldbehrungen zwei Linden auf ihren Dorfplatz "wegmachen" wollen, weil sie das Pflaster um ein paar Millimeter anheben. Unser Dorf soll schöner werden! Ein selbsternannter "Bausachverständiger" erklärte bei der Bürgerversammlung, die Bäume würden eine Mauer beschädigen und die Ortskanalisation gefährden. Außerdem seien die Dörfler zu faul, im Herbst ein bisschen Laub zu fegen.
Sicher, in Zeiten des Klimawandels, in denen sogar Gestalten wie Markus Söder (CSU) öffentlich Bäume umarmen, könnte der typisch deutsche Wunsch nach Sauberkeit und Ordnung als Zeichen hinterwäldlerischer Rückständigkeit missverstanden werden. Auch in unserem schönen Industriestädtchen ersetzt man große Bäume durch kleinwüchsige. Aus Sicherheitsgründen. Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit. Denn werden nicht zeitgleich anlässlich "40 Jahre Dorferneuerung in Bayern" landesweit 40 (!) neue Linden gepflanzt? In Ottelmannshausen etwa, wo man sogar drei Quadratmeter versiegelte Flächen rückgebaut hat. "Man lebt wie in einem Park", schwärmt dort der Bürgermeister. Anlässlich dieser positiven Entwicklung erscheint natürlich keine Leserbrief. Typisch.
Könnten die Unterwaldbehrunger nicht noch an der Aktion teilnehmen? Natürlich! Die Problem-Linden würden einfach gegen zwei neu gepflanzte eingetauscht. Die kann man in 40 Jahren ja wieder "wegmachen" und sie im Rahmen von "80 Jahre Dorferneuerung" erneut durch junge Exemplare ersetzen, die weniger "Dreck" produzieren. Eine Art ökologischer Kreislauf würde einsetzen, eine durch Steuergelder finanzierte Naturverjüngung. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass in 40 Jahren trotz voranschreitender Klimakatastrophe in "Unterwald" überhaupt noch Bäume wachsen und dass dort Menschen leben.
Auch bei der Berichterstattung über den Straßenverkehr überwiegt heute das Negative. Kaum hat man das liebliche Frickenbachtal durch den Bau einer völlig überflüssigen Rennpiste zerstört, ist in den Medien auch schon von einer "ökologischen Katastrophe" die Rede. Unbescholtene SUV-Fahrer gelten längst als die Deppen der Nation. Im Netz werden sie von meist jungen Klima-Aktivistinnen mit Spott und Häme überschüttet. Als ob sich die "Generation Verbrennungsmotor" dafür rechtfertigen müsste, auf klimaschädliche Spritschlucker zu stehen. Dabei wird völlig vergessen, dass Autofahrer ja auch viel zum Erhalt der Natur beitragen - wenn auch nur unfreiwillig.
Leser der Heimatzeitung wissen, dass kaum ein Tag vergeht, an dem im Polizeibericht nicht mindestens vier Wildunfälle gemeldet werden. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer. Im Lauf des Jahres läppert sich so eine respektable "Strecke" zusammen. Waidmanns Heil! Unsere Waidmänner sind bekanntlich weder willens noch fähig, den von Forstleuten immer wieder beklagten unnatürlich hohen Besatz an Waldschädlingen durch geeignete Hegemaßnahmen zu regulieren. Autofahrer und Autofahrerinnen leisten durch ihre ehrenamtliche "Entnahme" von Schadwild deshalb einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Schutz des deutschen Waldes. Auch das steht so nie in der Zeitung. Man muss sich das vorstellen.