In der Heimat tobt der Wahlkampf. Laut Winston Churchill ist die Demokratie ja eine schlechte Staatsform. Aber eben die beste, die es gibt. Das gilt auch für die Heimat. Ein Beispiel: Da sind 99 Prozent der Ureinwohner gegen die Klimakatastrophe, aber eine kleine Minderheit von Prozesshanseln verschleppt bei Wülfershausen unter dem Deckmantel des Naturschutzes Jahr um Jahr den Bau eines Windparks. Dabei kann Demokratie ja auch Spaß machen. Vor allem im Wahlkampf!
Das Kandidaten-Duell in der voll besetzten Stadthalle unseres schönen Industriestädtchens beweist es. Die Podiumsdiskussion konnte es rein vom Unterhaltungswert locker mit dem leicht überstrapazierten "Phantom der Oper" aufnehmen, das dort gefühlt schon 1000 Mal heruntergebetet wurde. Jetzt wissen wir Bescheid. Endlich! Wer etwa bei den verwirrenden Bürgerentscheiden gegen den Bau eines Herschfelder "Ghettos" stimmen will, darf nur Johannes Benkert wählen. Ja! Denn der ist nämlich auch "dagegen" beziehungsweise "dafür". Demokratie als Realsatire: "Nein" - ich bin gegen "Ja". Oder umgekehrt.
Dafür sind alle drei Kandidaten "offen" für ein phantastisch anmutendes Seilbahn-Projekt. Sogar Christiane Hanshans! Aber weder sie, noch ihre beiden Konkurrenten haben auch nur ansatzweise Ideen für irgendwelche Verkehrskonzepte. Nicht für die Meininger Straße und erst recht nicht für die Falltorstraße. Wie auch? Es gibt einfach zu viele Autos. Dafür erfuhr man von einem nach eigenen Angaben "sympathischen" Michael Werner, dass er 22 Jahre lang in der Falltorstraße überlebt hat. Respekt!
Fast genauso amüsant gestaltet sich die Serie "Bürgermeister-Kandidaten stellen sich vor", die jetzt regelmäßig in der Heimatzeitung erscheint. Was in der letzten Woche auffiel: Fast alle CSU-Kandidaten präsentieren sich mit Urlaubsfotos, auf denen sie durch die Alpen stiefeln. Heimatliebe sieht anders aus! Bietet nicht auch die Rhön herrliche Wandermöglichkeiten? Kein Wunder, dass man den "Schwarzen" vorwirft, den Süden zu bevorzugen.
Eine rühmliche Ausnahme bildete der parteilose Kandidat von Rödelmaier. Er ließ sich "vor Ort" ablichten. Allerdings mitten im ausgetrockneten Dorftümpel. Das Foto erinnert an eine Viehtränke in der Sahelzone. Und zwar während der Trockenzeit. Offensichtlich lag dem Kandidaten daran, die ganze Dramatik des Klimawandels zu veranschaulichen. Es ist ihm gelungen. Im Foto-Text verrät er, dass ihm an Rödelmaier vor allem "die Lage im Grünen" gefalle. Na also!
Der Wahlkampf der Landrats-Kandidaten dümpelt dagegen fast ein wenig fad dahin. Man weiß im Grunde ja schon, wie alles ausgeht. Trotzdem: Ausgerechnet in Sandberg lud der CSU-Ortsverband zu einer Wahl-, beziehungsweise "Informationsveranstaltung" ein. Das Thema: "Der Öffentliche Nahverkehr." Außer vor Wahlen interessiert hier so etwas keinen Menschen. Der Landrat war auch da. Ob er mit dem "Taxi-Bus" angereist war? Ob er weiß, wie das geht?
Eines wurde an dem Abend allerdings klar: Nachdem man den ÖPNV im Landkreis jahrzehntelang sträflich vernachlässigt hat, bedarf es zur Wiederbelebung erzieherischer Vorarbeit. Mal Klartext: Wer nutzt auf den "Käffern" denn noch das jämmerliche Bus-Angebot? Kinder, Rentner und Menschen, die bei der MPU durchgefallen sind.
"Hip" sieht anders aus, finden Jugendliche. Da will man nicht dazugehören! Der ÖPNV muss raus aus der Schmuddelecke! Hier sind Schulen und Kitas gefordert. "ÖPNV-Mobilität" muss zum Pflichtfach werden! In der Schweiz nutzen sogar Landbewohner aus der Oberschicht die "Öffentlichen". Aber dort gibt es ja auch ein Tempolimit auf Autobahnen. Bei uns sind noch 33 Prozent dagegen. Die meisten davon übrigens AfD-, FDP- und CSU-Wähler. Man muss sich das vorstellen!