Die Menschen der Heimat lieben Symbole. Ob Bildstöcke oder Graffitis: Symbole stiften Gemeinschaft. Der Begriff "Heimat" ist keinesfalls harmlos. Er wirft immer die Frage auf, wer dazugehört. Umso unverständlicher, dass "Symbolpolitik" heute so negativ bewertet wird.
Nehmen Sie die "Klimakonferenz 2021 Rhön-Grabfeld" (kliko-21), die jetzt mit circa 20-jähriger Verspätung in der Stadthalle stattfindet. Sie stiftet Gemeinschaft! Alle sind heute für Klimaschutz: SUV-Fahrer, Windkraftgegner, ja, sogar CSU-Wähler. An Klimakonferenzen mangelt es nicht: Rio, Kyoto, Bad Neustadt - seit 1995 fanden nicht weniger als 26 Weltklimagipfel statt. Ein Riesenerfolg! Seither stieg der globale CO2-Ausstoß um über 50 Prozent. Vom Wiegen wird die Sau nicht fett! Auch die "kliko-21" wird ein Erfolg. Wetten?
"Fröhlich so weitermachen, das geht nicht mehr", äußerte kürzlich Prof. Veronika Eyring in der Heimatzeitung. Die "Neuschterin" hat am Sachstandsbericht des Weltklimarats mitgearbeitet. Sie erklärte, dass viele Folgen der Klimakatastrophe bereits heute "unumkehrbar" seien. So würde beispielsweise der Meeresspiegel auch dann noch jahrhundertelang ansteigen, wenn alle sofort handelten. Gruselige Aussichten für künftige Generationen.
In seiner Wutrede zum Impf-Desaster gestand unser Landrat kürzlich ein: "Wir haben es versemmelt." Beim Klimaschutz erst recht. Laut Prof. Eyring helfen nur noch "radikale Maßnahmen". Wenn überhaupt. Für alles andere sei es zu spät. Das Problem: Politiker, die sich unpopuläre Maßnahmen trauen, werden nicht gewählt. Wir Individualisten lassen uns doch nichts vorschreiben! Und auf Freiwilligkeit zu setzen, hat noch nie etwas gebracht. Radikale Veränderungen müssen "von oben" durchgesetzt werden. Über Verbote - oder den Preis. "Radikal" ist ungefähr das Gegenteil von dem, was unser Landrat - und die CSU - seit vielen Jahren als "Klimaschutz mit Maß und Ziel" verkaufen.
Beim Flächenfraß nimmt unser demografischer Schrumpflandkreis immer noch einen Spitzenplatz ein. Daran wird sich auch nichts ändern. Wenn eine Bürgermeisterin sich weigert, Neubaugebiete auszuweisen, weil der halbe Ortskern nur noch von fünf Omas bewohnt wird, dann bauen "junge Familien" eben in der Nachbargemeinde. Ein Totschlagargument!
Oder nehmen Sie den öffentlichen Nahverkehr. Wir Älteren erinnern uns noch gut daran, wie der Landrat vor vielen Jahren einen ÖPNV versprochen hat, "der sich mit den S-Bahnnetzen der Ballungszentren" messen kann. Wenn heute eine Jugendliche, die am Rand unseres schönen Industriestädtchens lebt, jeden Morgen pünktlich um sieben bei ihrem Ausbildungsbetrieb in Bad Kissingen sein will, müssen ihre Eltern ein viertes Auto anschaffen. Da helfen auch die tollen "Rufbusse" nichts. Die sind gut für Rentnerausflüge.
Dafür reisen Teilnehmer der "kliko-21" mit dem Fahrrad an. Außer wenn's regnet. Symbolpolitik. Hat der Populist Markus Söder durch seine berüchtigte "10H-Regel" den Ausbau der Windkraft in Bayern nicht höchstpersönlich abgewürgt? Haben fanatische Windkraftgegner den Klimaschutz bei Wülfershausen nicht zehn Jahre lang verzögert? Und gerade deshalb ist Symbolpolitik bei uns so wichtig.
Die "kliko-21" beweist, dass die Hoffnung zum Schluss stirbt. Alle dürfen mitreden. Sogar online. Immer viel reden! Unsere Klima- und Artenschutzmanagerin hat es drauf! Aber Vorsicht: Nicht übertreiben! Die Begrüßung durch den Landrat bedarf einer strengen zeitlichen Beschränkung. Und wer zur Brotzeit statt fränkischer Bratwurst veganes Vollwertzeug anbietet, wer statt Rhöner Bier auszuschenken, mit zuckerarmen Ingwergebräu daherkommt, läuft Gefahr, den Kontakt zur Basis zu verlieren. Man muss sich das vorstellen.