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Bad Neustadt
Glosse: Brunft
Glosse: Brunft
Andreas Müller
 |  aktualisiert: 19.10.2020 09:36 Uhr

Das bekannte Volkslied "Kein schöner Land in dieser Zeit" könnte glatt für unsere Heimat geschrieben worden sein. Umso unverständlicher, dass es Menschen gibt, die immer wieder versuchen, die paradiesischen Zustände schlecht zu reden. Zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr. In einer Sitzung der Streutalallianz wies der Nahverkehrsbeauftragte Ronald Ziegler kürzlich darauf hin, wie "gut und mobil" Rhön-Grabfeld bereits aufgestellt sei, auch wenn kaum jemand die umständlichen "Rufbusse" nutzt.

Unser Landrat hat bekanntlich schon vor Jahren versprochen, dass sich der ÖPNV rund um unser schönes Industriestädtchen bald mit den S-Bahn-Netzen von Ballungsräumen messen kann. Seit der Einführung des "Azubi-Shuttles" ist es soweit. Wenn Sie nicht zu Bluthochdruck neigen, können Sie das selber nachprüfen. Versuchen Sie doch nur einmal, eine Verbindung von Oberfladungen nach Sandberg herauszufinden. Versuchen Sie es. Klicken Sie die Fahrpläne auf der Internetseite des Landkreises durch, nutzen Sie die Reiseauskunft der Bahn oder rufen Sie beim OVF an. Am Ende werden Sie Herrn Ziegler Recht geben.

Oder nehmen Sie die Wasserversorgung. Natürlich gehören wir zu den Klima-Verlierern. Die Wasservorräte von Bad Königshofen sind halb leer. Aber sie sind eben auch noch halb voll! Warum immer so pessimistisch? Bekanntlich ist der Grundwasserspiegel unter dem trockensten Ort Bayerns schon um sechs Meter gefallen. Halb so wild! Dann wird eben eine Fernwasserleitung gelegt. Und zwar nach Oberfranken - nicht nach Thüringen. Auch wenn's teurer wird. Thüringen kommt für den Landrat nicht in Frage.

Auch als "Öko-Modellregion" werden wir regelmäßig zur Zielscheibe für Spott, nur weil der Landrat die Windkraftnutzung in der Rhön ablehnt. Und den SuedLink. Dabei bekennt er sich klar zum Pariser Klimaschutzabkommen. Sicher, der Salzforst bei Wegfurt schaut fürchterlich aus. Er vertrocknet. Na und! Machen wir uns nichts vor: Der Wald hat bei uns so oder so keine Zukunft. Wichtig ist jetzt eine geordnete Entwaldung mit Maß und Ziel.

Außerdem zeigen die Hegemaßnahmen großartige Erfolge. Alles voller Hirsche, überall Wildverbiss. Junge Bäume haben keine Chance. Von wegen "Wald vor Wild". Man spürt, dass unser Landrat, "der Könich", ein begeisterter Waidmann ist. Wer das brunftige Röhren vernunftloser Tiere romantisch findet, braucht im September nur nach Wegfurt zu fahren. Immer dem Gebrüll nach. Eine Gaudi für die ganze Familie. Aber Vorsicht! Die rauschigen Hirsch-Viecher verursachen immer wieder schwere Wildunfälle wie letzte Woche bei Schönau.

Staatssekretär Florian Pronold (SPD), der während des Sommerlochs das Biosphärenreservat inspizierte, zeigte sich "begeistert", als man ihm allen Ernstes sogenannte "Hüte-Esel" präsentierte. Sie sollen hochsubventionierte Rhönschäfchen künftig vor dem bösen Wolf schützen. Die "Verrecker" blickten zwar meist nur "daab" in die Gegend, erklärte ein Schäfer augenzwinkernd, hätten es aber in sich.

Auch die Medien tragen ihren Teil zum negativen Image der Heimat bei. Leider! Unter der bezeichnenden Überschrift "In Unterhose Pferd gestohlen" berichtete die Heimatzeitung im August über einen an sich harmlosen Vorfall in Langenleiten. Ein Ureinwohner hatte dort wohl versucht, im Suff einen Gaul zu klauen. Haben die Walddörfer nicht schon genug mit Vorurteilen zu kämpfen? Musste denn der Name des Tatorts unbedingt genannt werden? Und ist es wirklich strafrelevant, was ein Dieb anhat? Hätte statt der reißerischen Überschrift, die sämtliche Klischees bedient, ein polititically korrektes "Pferdediebstahl am Kreuzberg" nicht genügt? Man muss sich das vorstellen.

 
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