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Bad Neustadt
Glosse: Bausünden
Glosse: Bausünden
Andreas Müller
 |  aktualisiert: 14.02.2022 02:20 Uhr

Trotz einer sich zuspitzenden Gesamtlage erlebt die Heimat derzeit einen wahren Bauboom. Die Folge: Der Flächenverbrauch im Landkreis konnte in den letzten Jahren um 20 Prozent gesteigert werden, obwohl die Einwohnerzahl schrumpft. So stand es zumindest in der Heimatzeitung. Am deutlichsten wird diese Entwicklung in der Kreisstadt. Wie hat sich "Neuscht" verändert! Den neuen architektonischen Höhepunkt stellt wohl die Kauflandkreuzung dar, ein Ort voller Anmut und Lebensfreude. Er wurde durch den sogenannten "Brückenschlag" an die Innenstadt angebunden.

Kürzlich traf sich die alte Rathaus-Garde auf der neuen Fußgängerbrücke, um sich für ein Pressefoto gegenseitig auf die Schultern zu klopfen. "Gut gemacht, Bruno!", "Super, Karl!" Ob unsere Granden die "Anbindung" jemals so genutzt haben, wie sie gedacht war? Ob sie nach einem "Shopping-Event" wirklich schon einmal zu Fuß in die Innenstadt marschiert sind, um die neuesten Leerstände zu begutachten, einen "Latte" zu schlürfen oder beim Bürgerbüro der CSU vorbeizuschauen? Theorie und Praxis.

Ein paar Besserwisser bezeichnen das Ganze längst als teure Fehlplanung. Typisch! Sie behaupten, die Gehsteige der bestehenden Straßenbrücke hätten völlig ausgereicht. Viel sinnvoller wäre es gewesen, das zu überbrücken, was wirklich trennt: die Meininger-Straße. Auf dieser "Lebensader" wälzt sich bekanntlich alltäglich eine infernalische Blechlawine durch unser schönes Industriestädtchen. Sportliche Menschen, die den "Brückenschlag" tatsächlich wagen, müssen an der Kauflandkreuzung eine halbe Ewigkeit warten, bis die Fußgängerampel endlich auf "Grün" springt. Dann dürfen sie über vier Fahrspuren hinweg auf die andere Seite sprinten.

Natürlich kann man die Wartezeit an der Ampel dazu nutzen, um inmitten von Abgasen die umgebende Allerwelts-Architektur zu bestaunen. Die kackbraune Blechfassade des neuen Media Markts zum Beispiel. Sie erinnert irgendwie an die vergangene Pracht Ostberlins, finden Sie nicht? Genau wie der Straßenzustand an der nahen BayWa-Kreuzung, die unter Off-Road-Fans längst als Geheimtipp gilt. Eine Sanierung sei aber bereits in Planung, beteuern unsere Granden. Und zwar seit 1998. Dagegen konnten schon nach gefühlten zwei Jahren die Straßenarbeiten am ehemaligen "Plonkl" abgeschlossen werden. Darüber dürften sich vor allem die Beamten der nahen Polizeiinspektion freuen. Sie können Raser, die sich nicht an die neue Geschwindigkeitsbegrenzung auf 10 km/h halten, jetzt bequem von ihrer warmen Amtsstube aus "blitzen".

Apropos "Sanierung": Gerüchten zufolge läuft die anstehende Sanierung des "Triamares" praktisch auf einen Abriss hinaus, weil die Leimbinder der Dachkonstruktion "fertig" sind. Nicht, dass der alte Kasten noch zusammenkracht. Ob die Stadt sich nach dem Bau einer neuen Stadthalle überhaupt noch den Bau eines neuen Hallenbads leisten kann? Beide Einrichtungen gelten als "Zuschussbetriebe" und dank Corona sind die fetten Jahre wohl vorbei.

Das spürt offensichtlich auch der Campus. Nach dem Aushub der Baugrube ruhen die Arbeiten an den Erweiterungsbauten der Saaletalklinik bereits seit Monaten. Es tut sich nichts mehr. Ist der Rhön-Klinikum AG das "Pulver" ausgegangen? Sind die Kosten explodiert? Gott sei Dank hat es wenigstens noch für die buntbemalte Psychosomatische Klinik gereicht, dem architektonischen Highlight am Kurpark.

Kein Grund zur Sorge besteht dagegen in Wülfershausen. Die Bauarbeiten am geplanten Windpark schreiten zügig voran. Im Frühjahr schießen die Spargel in die Höhe. Und das ist erst der Anfang. Unsere künftige Ampel-Regierung wird für Nachschub sorgen. Man muss sich das vorstellen.

 
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