Auf den Satz „Preh goes global“ hätte Jakob Preh am 11. März 1919 vermutlich mit einem fragenden Gesicht reagiert. Damals legte er auf einer Kegelbahn an der Schweinfurter Straße den Grundstein für eine Firma, die 95 Jahre später weltweit agiert. Der erste Weltkrieg war gerade vorbei, eine Zeit, in der jede Investition ein Wagnis war. Jakob Preh sah damals im neuen Medium Radio seine Chance. Seine Firma produzierte Radiozubehörteile. 1924 stellte Preh sogar einen eigenen Empfänger her, den „Preh-Funk“.
Schon damals machte sich Jakob Preh Gedanken über Autozubehör. Er stieg in die Produktion von elektrischem Autozubehör ein. Das blieb allerdings nur eine Episode. Erst sechzig Jahre später sollte das Auto enorm wichtig für die Firma werden.
In den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren die Preh-Werke ihren Gründer. In den letzen Tagen des Krieges bezahlte Jakob Preh mit seinem Leben für den Versuch, Neustadt vor schlimmen Kämpfen zu bewahren. So übernahm sein Sohn Walter das Unternehmen und begann eine neue Ära wieder mit einem neuen Medium – dem Fernsehen. Mit Qualität und der Nähe zu Grundig in Nürnberg, wurde Preh in erfolgreich.
In den 60er Jahren investierte Walter Preh bereits in eine Fertigung in Portugal, die bis heute ein wichtiger Standort für die Firma ist. Walter Preh starb 1971. Seine Frau Rosemarie Preh übernahm die Leitung der Firma in der Rezessionszeit der 70er Jahre. Sie verantwortete den Rückzug aus dem Stammgeschäft der Unterhaltungselektronik in den 80er Jahren. Ende der 80er Jahre stieg die Firma wieder in die Branche ein, die Jakob Preh sechzig Jahre zuvor schon einmal berührt hatte. Preh wurde Zulieferer im Autobau.
Rheinmetall steigt ein
1993 der Schnitt. 74 Jahre nach der Gründung des Unternehmens durch Walter Preh endete die Zeit unter Führung der Familie. Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern übernahm die Kapitalmehrheit bei Preh. Von Rheinmetall kam auch Michael Roesnick 1999 als Vorsitzender der Geschäftsführung zu Preh nach Bad Neustadt. Er steht noch immer an der Spitze des Bad Neustädter Traditionsunternehmens, obwohl es seitdem noch zwei Besitzerwechsel gab.
2003 übernahm die Deutsche Beteiligungs AG 92 Prozent von Preh, das Management beteiligte sich mit acht Prozent am Unternehmen. Die damalige Angst bei manchem Beschäftigten vor dem Finanzinvestor DBAG erwies sich als unbegründet. 2005 ging Preh sogar nach Mexiko und eröffnete dort eine Produktionsstätte. Im selben Jahr starb die ehemalige Firmenmatriarchin Rosemarie Preh. In Rumänien eröffnete Preh 2008 ein Werk, 2011 folgte in zweites Werk in Mexiko.
Preh wurde immer globaler und richtete seine Entwicklung und Produktion immer mehr in Richtung Automobilzulieferung aus. Dazu passt, dass sich Preh 2011 im Rahmen eines Management Buy Outs von seiner Sparte KeyTec trennte, die Eingabesysteme für Unternehmen herstellt. Preh Key Tec ging damals als eigenständiges Unternehmen nach Mellrichstadt. Seitdem ist Preh ein reiner Automobilzulieferer.
Ein neues Kapitel der Firmengeschichte begann 2010. Was aus chinesischer Sicht zunächst nur ein Joint-Venture werden sollte, die Zusammenarbeit der Joyson-Gruppe aus Ningbo/China mit Preh, wurde am Ende die Übernahme von Preh durch Joyson. Das geschah in zwei Schritten. Im Juni übernahm Joyson 74,9 Prozent des Bad Neustädter Unternehmens. Die restlichen 25,1 Prozent bleiben bei der DBAG und dem Mangement von Preh. Ende 2012 übernahm Joyson auch noch diese Anteile. Damit war Preh eine 100-Prozent-Tochter des chinesischen Konzerns. Im September 2013 übernahmen die Geschäftsführung von Preh und 24 weitere Manger der Direktorenebene wieder zwei Prozent von Preh.
Bis auf den Umsatzrückgang in den Krisenjahren 2008 und vor allem 2009 hat Preh in den vergangenen Jahren starken Umsatzzuwachs zu verzeichnen. Preh, das inzwischen zu einem internationalen Akteur geworden ist, ist 95 Jahre nach seiner Gründung zu einem Innovator auf dem Automotive-Markt geworden – auch durch den neuen Betriebsbereich Batteriemanagement und E-Mobility, mit dem Preh zu einem wichtigen Akteur der E-Mobilitätsstadt Bad Neustadt geworden ist.
Alles in allem ein Grund, um zu feiern. Das wird Preh mit einem Mitarbeiterfest im Sommer tun.
Preh - Umsatzsprung und Wandel zum reinen Automotive-Unternehmen
Innerhalb von nicht einmal zehn Jahren hat Preh seinen Umsatz mehr als verdoppelt. Im Jahr 2003 betrug der 223 Millionen Euro. Nach seinem Wandel zum reinen Automotive-Unternehmen betrug der Umsatz Ende 2012 (die zuletzt veröffentlichte Umsatzzahl) 462 Millionen Euro. Das war das erste gemeinsame Jahr mit Joyson. Und auch für 2013 rechnete Michael Roesnick, der Vorsitzende, der Geschäftsführung, mit einem zweistelligen Umsatzzuwachs. Bereits das erste Quartal 2013 brachte einen Zuwachs um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Preh verdient dieses Geld mit der Entwicklung und Konstruktion von Sensoren und Bedienteilen für Autos. In beinahe allen wichtigen Fahrzeugen deutscher Fertigung ist Preh mit Fahrerbediensystemen, Sensorsysteme und Steuergeräten präsent.
Die Flaggen vor dem Komplex in Bad Neustadt belegen es: Neben dem Stammsitz in Bad Neustadt ist Preh in Portugal, Rumänien, Mexiko, den Vereinigten Staaten und natürlich in Ningbo in China vertreten. Aktuell beschäftigt Preh an diesen Standorten insgesamt rund 3450 Mitarbeiter.