Viel Aufhebens um den runden Geburtstag hatte sich der Ehrenpräsident des Unterfränkischen Bauernverbands, der 2007 aus Altersgründen von der Spitze des BBV-Bezirksverbands Unterfranken abgetreten war, nicht gewünscht. Der Sinn stand ihm vielmehr danach, sein Wiegenfest am vergangenen Sonntag im privaten Kreis mit der Familie und treuen Weggefährten aus der Politik zu feiern.
28 Jahre lang hatte Karl Groenen als BBV-Bezirkspräsident die Agrarpolitik im Land geprägt – und das Amt ihn. Die Maxime seines Handels macht dieser Satz deutlich: „Die Agrarpolitik muss so aufgestellt sein, dass Landwirte überall, auch in so kargen Regionen wie der Rhön, eine Zukunft haben.“ Das bedeutete für den gelernten Landwirtschaftsmeister nichts anderes als „global zu denken, aber regional zu handeln“.
Ohne Bauern keine Zukunft
Der von ihm geprägte Slogan „Ohne Bauern keine Zukunft“ war für Karl Groenen die Zielvorgabe, die Existenz der Landwirte – ob im Voll-, Neben- oder Zuerwerb – zu sichern. Dass er das erreicht hat, erfüllt ihn rückblickend mit Stolz. „Ich war mit dem Kopf in der Welt zu Hause, mit den Füßen aber immer in Mellrichstadt“, pflegte er bei seinem Abschied aus dem Präsidentenamt zu sagen.
Eine Herzensangelegenheit war für Groenen, der 1979 zum jüngsten BBV-Bezirkspräsidenten gewählt wurde, dass sich die Landwirte nicht nur als Produzenten hochwertiger Nahrung, sondern auch von Energie durch nachwachsende Rohstoffe etablieren können. Im Zuge der Agrarreform 1992 wollte beispielsweise die europäische Kommission durchsetzen, dass 25 Prozent der Agrarfläche stillgelegt werden. Das war für den jungen BBV-Bezirkspräsidenten unannehmbar, da ihm schon frühzeitig klar war, dass fossile Brennstoffe „endlich sind“. Groenen in der Rolle des Vordenkers: „Ich hatte die Vision, dass in der Zukunft in einem rohstoffarmen Land Ressourcen genutzt werden, welche die Natur über die Fläche bietet, und somit auch die Umweltbelastungen minimiert werden.“
Dass Unterfranken als klassische Ackerbauregion mit Bioethanol, Biodiesel, Biogas und Photovoltaik in den vergangenen 25 Jahren bereits Pionierarbeit geleistet hat, ist nicht zuletzt auch ein gutes Stück dem Weitblick seines langjährigen Bauernverbandspräsidenten zu verdanken. Neben der konsequenten Nutzung technisch ausgereifter Möglichkeiten wie Holz- und Pellet-Heizanlagen zur Wärmeerzeugung, Biodiesel und Bioethanol als Kraftstoffe sowie Biogas zur Strom- und Wärmenutzung müsse weitergeforscht werden, unterstreicht Groenen die Bedeutung erneuerbarer Energien.
Sitz und Stimme im Senat
20 Jahre lang, bis zur Auflösung im Jahr 2000, saß Groenen – als jüngster Senator im Freistaat eingezogen – im Bayerischen Senat und hat erlebt, wie in politischen Gruppierungen Ziele umgesetzt werden. Diese Erfahrungen haben sein Handeln im Bauernverband mitbestimmt. Ob beim Verhandeln mit Bundes- oder bayerischen Staatsministern, beim Gespräch mit Regierungsvertretern und dem Gedankenaustausch mit Firmenchefs, die sich die Produktion nachwachsender Rohstoffe auf die Fahnen geschrieben hatten – der Alltag im Leben des BBV-Bezirkspräsidenten kannte keinen Stillstand. Zumal er auch als Amtsinhaber Länder wie Brasilien, Argentinien, Tunesien, die USA, China und ganz Europa bereiste. Vom Weltkongress zurück ins heimische Unterfranken – dorthin, wo die Erinnerungen an das Erlebte ganze Aktenschränke füllen.
Und darin muss er auch nicht jeden Tag kramen. „Ich kann loslassen“, sagt Karl Groenen, der mit Leib und Seele, mit Kopf und Verstand Bauernverbandspräsident war. Ein „verdeckter Ratgeber“ mag er nicht sein. Heute, ganz klar, steht die Familie an erster Stelle. Dieses Familiendasein mit Frau Renate, den Kindern und Enkelkindern bietet eine Fülle von neuen Entdeckungen, die Karl Groenen „wunschlos glücklich macht“.