Ein wenig unscheinbar in einem älteren Gebäude am Ortseingang von Brendlorenzen hat sich in wenigen Jahren die Firma Glaskupfer einen wohlfeilen Namen in einer Hightechbranche gemacht. Die IT-Spezialisten legen Glasfaser- und Kupferkabel für die Datenübertragung. Aber nicht in kleine Häuser, auf Straßen oder Wegen. Nein, die ganz großen, die allermodernsten Industriegebäude werden von Glaskupfer ans superschnelle Internet angebunden. In den vergangenen sechs Jahren hat Julius Müller gemeinsam mit seinem Vater Friedrich einen rasanten Aufstieg hingelegt.
Die Einfahrt auf das Grundstück ist ein wenig holprig, der Eingang etwas tiefer im Haus zu finden. Ein mäßig großes Werbebanner auf dem Firmengebäude prangt auf den schon lange nicht mehr gestrichenen Außenwänden. Innen ist der Charme der einstigen Schneiderei, die früher in dem Haus residierte, noch allzu gut zu spüren. Wer jedoch eintritt in die Büros der Firma Glaskupfer GmbH stellt sogleich fest, dass es hier alles andere als altbacken zugeht. Was das 2011 gegründete Unternehmen von diesem Gebäude aus nach ganz Deutschland und mittlerweile nach ganz Europa transferiert, sind Planungen für hochmoderne Hightech-Internetverkabelungen.
BMW-Logistikzentrum
Wer auch immer ein großes Firmengebäude bauen will, die Glaskupfer GmbH weiß, wie man das richtige Kabel an den richtigen Ort bringt. „Glaskupfer“, der Firmenname bezieht sich auf die wichtigsten derzeitigen und wohl auch zukünftigen Datenübertragungsleitungen, nämlich Glasfaser- und Kupferkabel.
Julius Müller, 28, gelernter IT-Systemelektroniker, lehnt sich in seinem Bürostuhl nicht zurück, wenn er spricht. Er erzählt vom neuen Logistikzentrum von BMW in Wallersdorf (Niederbayern) und von Zahlen, bei denen man als Zuhörer aus dem Staunen nicht herauskommt: 250 000 Quadratmeter Nutzfläche, vier Rechenzentren, 50 klimatisierte Netzwerkschränke und nicht weniger als 150 Kilometer Glasfaser- sowie 90 Kilometer Kupferkabel. Jetzt können 20 Millionen Kunden in der ganzen Welt noch besser, noch schneller, noch effizienter mit Ersatzteilen ihrer Autos versorgt werden.
Das Logistikzentrum des Automobilherstellers war der bislang größte Brocken im auch ansonsten nicht schlecht aufgestellten Referenzbuch der Glaskupfer GmbH. Im Herbst vergangenen Jahres hat BMW unter großem Medienrummel das neue Zentrum für Ersatzteile in Betrieb genommen. Das Logistikzentrum funktioniert natürlich vollautomatisch, was ohne die Arbeit der Firma Glaskupfer kaum möglich gewesen wäre. „Wir mussten alle Verbindungen redundant auslegen, damit es im Falle einer Kabelbeschädigung nicht zu Ausfällen kommt“, sagt Julius Müller. Um nur eine der Topschwierigkeiten bei diesem Auftrag zu umschreiben.
Rhön-Klinikum-Campus
Mit den 25 Mitarbeitern, die Müller am Standort Bad Neustadt beschäftigt, ist so ein Auftrag natürlich nicht zu bewerkstelligen. „Mit weiteren Firmen, die unsere Planungen ausführen, aber schon!“ Das Driving Experience Center von Audi in Neuburg hat Julius Müller ebenso verkabelt wie das neue Haus der Steinbachgruppe in Salz. Ohne superschnelle Datenübertragungskabel wird heute kein Firmengebäude mehr errichtet. Und die Firma Glaskupfer weiß, wie man solche Strippen zieht.
Ein Hidden Champion
In der Betriebswirtschaft nennt man ein Unternehmen wie die Glaskupfer GmbH einen „Hidden Champion“, einen versteckten Sieger. Gemeint sind Unternehmen, die kaum jemand kennt, die nicht sonderlich öffentlichkeitswirksam auftreten und dennoch höchst effizient und erfolgreich arbeiten. Die Firma Glaskupfer ist so ein Hidden Champion und arbeitet derzeit trotzdem daran, wenigstens ein bisschen bekannter zu werden. Zumindest in der Rhöner Heimat, die der gebürtige Herschfelder Julius Müller gar nicht zu verlassen gedenkt und lieber in Ruhe weiterarbeitet in dem kleinen, biederen und unscheinbaren Firmengebäude.
Ein weiterer richtig großer Auftrag wartet jedenfalls schon auf die Netzwerkspezialisten aus Brendlorenzen: Der neue Campus der Rhön-Klinikum AG mit den Zentren für klinische und für ambulante Medizin. Gerade im medizinischen Bereich schreitet die Digitalisierung in riesigen Schritten voran, Stichwort Telemedizin oder Elektronische Patientenakte. Enorme Datenmengen werden in naher Zukunft transferiert und dazu müssen die Übertragungskabel einfach passen.
Im Gebäude der ehemaligen Schneiderei stecken die Mitarbeiter der Firma Glaskupfer schon mal die Köpfe zusammen und planen, wie man die Glasfaser- und Kupferkabel am besten über den neuen Campus führt. Die Glaskupfer GmbH wird auch diese Aufgabe meistern und dann weitersuchen nach den ganz großen Aufträgen für Glasfaser- und Kupferverkabelungen.