Eine Kirche, die wie die Großeibstädter tapeziert ist, das ist ein Kuriosum. Den Grund dafür weiß aber Mesner Werner Büttner: "Die Kirche wurde 1977 grundlegend saniert und auch der Termin für die Wiedereröffnung stand fest, allerdings fehlte noch die letzte Putzschicht an den Wänden und so kam man auf die Idee Glasfasertapeten anzubringen." Diese Tapeten und den nicht mehr tragfähigen Putz herunter zu bringen war jetzt bei der erneuten Renovierung ein enormer Zeitaufwand," sagt Architekt Volker Eppler. "An der einen Seite ging es ganz gut, an der anderen musste die Tapete Zentimeter für Zentimeter gelöst werden, weiß Kirchenpfleger Reinhard Kleinhenz.
Auf rund 900 000 Euro ist die Sanierung veranschlagt. Den Löwenanteil trägt die Diözese Würzburg mit 700 000 Euro. Weitere Zuschüsse haben Landkreis Rhön-Grabfeld, das Landesamt für Denkmalpflege und der Bezirk Unterfranken zugesagt. Die Gemeinde Großeibstadt gibt 70 000 Euro und die Kirchengemeinde nimmt ein Darlehen mit 50 000 Euro auf. 15 000 Euro sind als Eigenleistung eingeplant.
Probleme mit dem Bodenbelag
Zur Innenrenovierung sagt Architekt Volker Eppler, dass noch Details mit dem Diözesanbauamt und einem Bauphysiker zwecks des neuen Natursteinbodens abgeklärt werden. Ursprünglich war geplant, den alten Natursteinboden nur auszubessern. Da aber zu viel der Solnhofener Platten kaputt sind, ist vorgesehen, den vorhandenen Belag mit neuem Naturstein zu überkleben. Ob das ohne Restrisiko möglich ist, wird zur Zeit geprüft. Das neue Farbkonzept kann erst nach Auswahl des neuen Natursteinbelags erstellt werden.
Nun beginnt die Rohinstallation für die Elektroarbeiten. Die alte Warmluftheizung wurde bereits in Eigenleistung ausgebaut. Unklar ist derzeit, ob eventuell die Kirchenbänke gekürzt werden, damit mehr Raum im Gotteshaus vorhanden ist. Fest steht, dass die letzten fünf Bankreihen am Haupteingang wegfallen. Stattdessen sollen Stühle bei Bedarf aufgestellt werden, sodass Andachten oder Messfeiern mit wenigen Gläubigen am ehemaligen Hochaltar gefeiert werden können. Sie soll eine Tauf- und Anbetungskapelle werden.
Beim Abklopfen des Putzes kamen Reste der alten Kirche zum Vorschein, ein gemauerter Torbogen, direkt neben dem historischem Chorraum. Mittlerweile sind die Altarstufen, der Altar, Ambo und Tabernakel durch Plastikfolien vor Staub und Schmutz geschützt. Auch die Orgel hat einen Vorhang aus Plastikplanen bekommen. Die Sanierungsarbeiten haben mit dem Aufstellen des Gerüsts in der Kirche im Juni begonnen und werden sich wohl bis zum kommenden Jahr hinziehen. Solange finden die Gottesdienste im direkt angrenzenden Bruder Konrad Haus statt. Wie Kirchenpfleger Lothar Radina sagte, sei die Sanierung schon seit einigen Jahren im Gespräch. Anfangs wurde mit mehr als einer Million Euro kalkuliert. Mittlerweile soll nur noch das Notwendigste gemacht werden.
Heute eigentlich zu groß
Wie so oft bei den in den 1960er Jahren neu gebauten Kirchen ist auch die Großeibstädter heute viel zu groß, weil der Kirchenbesuch immer mehr abnimmt. Wie im nahe gelegenen Großbardorf, Sulzfeld oder Wülfershausen fielen die historischen Gotteshäuser, wie Großeibstadt, einst unter Fürstbischof Julius Echter erbaut, der Spitzhacke zum Opfer. Unter Pfarrer Franz Eckert entschied die Kirchenverwaltung 1964, den Kirchen-Erweiterungsbau durchzuführen. Ein Jahr später wurde die alte Kirche ausgeräumt, und der Abriss begann. Die Baukosten betrugen damals 806 000 Mark. 2010/2011 wurde eine Außenrenovierung durchgeführt.
Die Kirchengeschichte von Großeibstadt hatte vor einigen Jahren der inzwischen verstorbene Ortschronist Karl Lurz aufgearbeitet. Schon im 13. Jahrhundert gab es eine kleine Kirche in "Grossenibestatt". Bis 1459 gehörte Großeibstadt zur Pfarrei Großbardorf. Bischof Johannes von Würzburg errichtete die Pfarrei Großeibstadt. In der sogenannten Errichtungsurkunde ist nachzulesen, dass am "5. Tag des Monats Juni 1459 Johannes, durch Gottes Gnade Bischof von Würzburg und Herzog von Franken, das Dorf Großeibstadt von der Pfarrkirche Großbardorf getrennt und die St. Johanniskapelle als Pfarrkirche erhob." Der Kirchenneubau kostete 2224 Gulden. Wie die zur Pfarrkirche erhobene Johanniskapelle ausgesehen hat und wie groß sie war, ist heute nicht mehr bekannt.
Erste Kirche von 1614
1614 wurde unter Fürstbischof Julius Echter die erste große Kirche gebaut. Die Kirche, der Friedhof und die Schule waren von einer Mauer umgeben, sodass eine Art Kirchenburg entstand. Bis 1761 wurde die Kirche mit verschiedenen Einrichtungen versehen, unter anderem entstand der bis heute erhaltene Hochaltar mit einem Gemälde des Grabfeldmalers Johann Peter Herrlein. Somit stand die Kirche 200 Jahre, bis sie größtenteils zerstört wurde. "Heute wäre die Kirche von damals für die geschrumpfte Zahl der Kirchgänger genau richtig", sagt Mesner Werner Büttner.