In normalen Zeiten tritt das Gesundheitsamt eines Landkreises kaum in das Licht der Öffentlichkeit. In Krisenzeiten ist es mit einem Schlag in aller Munde. Die Anforderungen, die in der derzeitigen Corona-Pandemie an die Behörde herangetragen werden, sind umfangreich – umfangreicher als sie es in den vergangenen Jahrzehnten jemals waren. Mit den Anforderungen wachsen auch gleichsam die Ansprüche, die die Bevölkerung an das Gesundheitsamt stellt. In einem Gespräch erläuterten Landrat Thomas Habermann sowie Stefan Helfrich und Dr. Jörg Geier das aktuelle Aufgabenspektrum des Gesundheitsamtes und wollen damit nicht zuletzt auch Verständnis für dessen Mitarbeiter wecken, die derzeit einer enormen Belastung ausgesetzt sind. Helfrich ist im Landratsamt Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung, Gesundheit und Verbraucherschutz, Geier Leiter der Stabstelle Kreisentwicklung.
Das Gesundheitsamt arbeitet momentan nicht nur mit seiner Stammbesetzung, führte Habermann aus. Hinzukommen Kollegen aus anderen Bereichen des Landratsamtes und auch aus anderen Verwaltungen. Eine "echte Hilfe" und "Gold wert" seien die in der Regel acht bis zehn Soldaten der Bundeswehr, die dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt werden. "Das sind vielseitig einsetzbare, intelligente, motivierte und mit der EDV vertraute junge Leute, die sowohl unter der Woche als auch am Wochenende für uns tätig sind", so der Landrat.
Personelle Ausstattung gerade so ausreichend
"Ohne die hätten wir ein großes Problem", stellte Thomas Habermann fest. Die personelle Ausstattung des Gesundheitsamtes sei derzeit gerade so ausreichend. Fehlen würde es an einem Amtsarzt und einem Hygiene-Kontrolleur. Mit der eigentlichen Besetzung des Gesundheitsamtes wäre die Situation nicht zu stemmen, nur mit der bereits genannten Unterstützung. Und: "Alle arbeiten über ihre Verpflichtung hinaus." Besonderes Lob erhielt Dr. Anne-Rose Denzel, die als stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes momentan ihren Chef vertreten muss.
Der "Corona-Alltag" im Gesundheitsamt beginnt mit einer Lage-Besprechung. Dabei wird das aktuelle Infektionsgeschehen untersucht – die Ergebnisse aus den Laboren kommen zu allen Tages- und Nachtzeiten, schilderten Habermann, Helfrich und Geier. Erreicht das Gesundheitsamt die Meldung eines positiven Falls, muss die betroffene Person schnellstmöglich telefonisch kontaktiert werden. Anschließend werden in einer aufwendigen Aktion alle Kontakte dieser Person ermittelt. Das zieht weitere Telefonate nach sich. Zur Erinnerung: Bei der mittlerweile deutschlandweit in die Schlagzeilen geratenen Hochzeit im Raum Bad Königshofen mit 78 Gästen wurden 500 Erstkontakte zusammengefasst. Dazu sind dann bei weiteren positiven Fällen weitere Kontakte gekommen. Das ergibt eine Fülle von Anrufen. Darüber hinaus müssen jeden Tag telefonisch alle Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, zu ihrem Gesundheitszustand befragt werden.
Eine Fülle von Berichten
Das ganze Corona-Geschehen im Landkreis müsse ferner in einer Fülle von Berichten festgehalten und an die Regierung von Unterfranken, die jeweiligen Ministerien und an das LGL, das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, versandt werden. "Permanent werden von uns Berichte abverlangt, die viel Zeit in Anspruch nehmen." Teilweise sei das richtig und wichtig, teilweise aber auch nicht, sagte der Landrat unumwunden.
"Wo bleibt mein Testergebnis?" Mit dieser Frage werde das Gesundheitsamt jeden Tag in ungezählter Höhe konfrontiert, so Habermann. Warum manche Testergebnisse auf sich warten lassen, dafür könne es viele Gründe geben. Die niedergelassenen Ärzte arbeiten mit verschiedenen Laboren. Dementsprechend sind auch die Arbeitsabläufe nicht immer gleich. Das Rhön-Grabfelder Landratsamt beauftragt das Bad Kissinger Labor Laboklin und sei mit diesem sehr zufrieden.
Ein Lob an die Mitarbeiter
"Das Gesundheitsamt hat auch ohne Corona ein volles Programm. Die nun anfallende Arbeit muss zusätzlich erledigt werden." Aktuell ist das Landratsamt auch samstags mit rund zehn Personen besetzt, auch sonntags sei man präsent. Für Notfälle stehe ein Bereitschaftsdienst und nicht zuletzt für Presseanfragen 24 Stunden lang ein Mitarbeiter zur Verfügung. "Wir möchten, dass die Öffentlichkeit umfassend informiert wird", sagte Habermann dazu.
"Wir haben hier motivierte und fleißige Mitarbeiter", hatte der Landrat ein Lob parat. Darüber sei er sehr froh und dankbar. Ohne diesen Einsatz seien die momentanen Herausforderungen kaum zu stemmen. "Es ist mir noch nie so deutlich gewesen wie jetzt, wie wichtig engagierte Mitarbeiter für den Erfolg sind", stellte Thomas Habermann abschließend noch einmal heraus.
