Einen interessanten Nachmittag gab es in Wechterswinkel. Die Bildhauerin Birgit Maria Jönsson berichtete über die Volkskunst der geschnitzten und bemalten Bienenbeuten. Neben dem Kunstgenuss bekamen die Gäste auch mannigfaltige Informationen über die Lebensweise der Bienen und die naturnahe Haltung unseres drittwichtigsten Haustieres (nach Rind und Schwein).
Schon zu Beginn stellte die Künstlerin für manchen Zuhörer überraschend fest: "Die europäische Honigbiene ist ein Waldbewohner und lebt in Freiheit bärensicher in fünf Meter Höhe in Baumhöhlen." Entsprechend gefährlich und aufwändig war es zu alter Zeit den Honig zu rauben. Dass nach Zurückdrängen der Braunbären die Zeidler auf die Idee kamen, Baumstämme auszuhöhlen und letztlich auf den Boden zu stellen, war nur folgerichtig.
Trotz des jugendlich vitalen Vortrags kann die Nürnberger Bildhauerin bereits auf ein Lebenswerk verweisen und zeigte Bilder ihrer Skulpturen, die von Japan bis nach Spanien als naturnahe Behausung von Bienen aufgestellt sind. Vielfach sind die Kunstwerke auch in Bienenmuseen zu sehen.
Durch zahlreiche Zuschauerfragen geriet der Nachmittag am Ende fast zu einer Universitätsvorlesung. So wurde eine der großen Menschheitsfragen diskutiert: "Was ist Kunst?" Zum Erstaunen der Laien konnte Frau Jönsson erklären, dass nach aktueller Lehrmeinung zwar jeder Mensch ein Künstler sei, ein Werk, das eine profane Nutzung hat, allerdings per Definition kein Kunstwerk sein kann. Nicht allein dieser Gedanke hallte noch lange nach in den Gesprächen des Abends, und lohnte den Weg nach Wechterswinkel.
Christiane Müller vom Team der Propstei schloss unter dem Beifall der Zuhörer: "Selbstverständlich sind die Skulpturen von Birgit Maria Jönsson Kunst! Wie wahnwitzig wäre die Idee, Kunst verliere an Wert durch den Einzug eines Bienenschwarms!"
Der Kunstgenuss wurde komplettiert durch eine Ausstellung des Künstlerkollektiv Rhön, das mit bestaunenswerten Werken Wände und Hof der Propstei schmückte.
Von: Klaus Dippel (Gesellschafter, Propstei Wechterswinkel)