
Ist das möglich? Kann man das Rad der Zeit zurückdrehen? In der Erzählung des Dichters Charles Ferdinand Ramuz "Die Geschichte vom Soldaten" versucht es der Hauptakteur zumindest. Der bekannte russische Komponist und Dirigent Igor Stavinsky (1882-1971) hat in seinen frühen Jahren daraus ein in szenischen Bildern komponiertes Werk gemacht, das von Schauspieler Gerald Fries und dem Trio Schmuck mit Sayaka Schmuck (Klarinette), Friederike Jahn (Violine) und Stephan Kiefer (Klavier) im Kloster Wechterswinkel präsentiert wurde.
Igor Stravinsky war einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten "Neuen Musik". Sein Opus wird als eines der Schlüsselwerke des europäischen Expressionismus, als originale Verbindung von Musik und Sprechtheater bezeichnet. Komponiert hat er es ausdrücklich für eine Wanderbühne und für ein kleines Ensemble.
Das "Trio Schmuck" setzt die Vorgaben hervorragend um. Die drei Künstler zeigen hohes technisches Können und präsentieren sich als wahre Meister auf ihren Instrumenten. Keine Überraschung, da Sayaka Schmuck unter anderem im Gewandhausorchester Leipzig und beim NDR Hannover tätig war, während Friederike Jahn aktuell als stellvertretende 1. Konzertmeisterin am Philharmonischen Orchester Heidelberg agiert und Stephan Kiefer seit 2004 als Pianist des "Radio Filharmonisch Orkest Holland", des größten Rundfunkorchesters der Niederlande, sein Können zeigt. Stravinskys Musik bei diesem Werk enthält Bestandteile von Tango, Walzer, Ragtime, Choral oder auch Marsch, die die drei Instrumentalisten dem Publikum hervorragend vermitteln.
Die spannende Geschichte des jungen Soldaten
Gekonnt und in Gestik und Mimik ebenso ausgeprägt wie mit seiner Stimme spielend erzählt Gerald Friese die spannende Geschichte des jungen Soldaten, der gegenüber dem Teufel seine Geige und drei Stunden Geigenunterricht gegen ein Buch, das große Reichtümer verspricht, eintauscht. Doch in den folgenden Jahren verliert der nun zwar reiche junge Mann im Gegenzug all das, was ihm lieb ist: seine Braut, seine Heimat und seine Musik. Beim Kartenspiel gegen den betrunkenen Teufel kann er seine Geige zurückgewinnen. Doch dafür darf er seine Heimat nicht mehr betreten. Mit seiner Geige kann er eine kranke Prinzessin heilen. Beide werden ein Paar. Bei der Ankunft in der Heimat wird er bereits vom Teufel erwartet. Ob er dem Teufel in dessen Reich folgt, bleibt allerdings offen.
Die Moral dieser Geschichte: Man kann nicht alles haben. Man kann nicht gleichzeitig der sein, der man ist und der, der man einmal war.