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Bad Königshofen
Freihandelsabkommen Mercosur: Auch die Landwirte in Rhön-Grabfeld sind sehr besorgt
Das EU-Freihandelsabkommen mit den so genannten Mercosur-Staaten bereitet den Landwirten in Rhön-Grabfeld Sorgen. Der Bayerische Bauernverband hat konkrete Auflagen gefordert.
Gemeinsam mit Markus Fischer (rechts) trafen sich BBV-Kreisobmann, Matthias Klöffel und Kreisbäuerin Margit Ziegler. Hier ging es um das Mercosur-Abkommen und die Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft. In seinem eigenen neuen Stall musste Fischer zahlreiche Auflagen erfüllen. Bei der südamerikanischen Konkurrenz sieht er das nicht gegeben.
Foto: Hanns Friedrich | Gemeinsam mit Markus Fischer (rechts) trafen sich BBV-Kreisobmann, Matthias Klöffel und Kreisbäuerin Margit Ziegler. Hier ging es um das Mercosur-Abkommen und die Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 20.12.2024 02:34 Uhr

Das viel diskutierte EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten bereitet auch den Landwirten im Landkreis Rhön-Grabfeld Sorgen. Darauf verweisen BBV-Kreisbäuerin Margit Ziegler (Merkershausen) und der BBV-Kreisobmann Matthias Klöffel (Großbardorf). Am Beispiel des landwirtschaftlichen Anwesens von Markus Fischer in Bad Königshofen nehmen sie Stellung zu den Problemen, die ihrer Meinung nach aus dem Abkommen in seiner jetzigen Form erwachsen könnten. Zu diesen Mercosur-Staaten, dem südamerikanischen Gegenpart zur EU, gehören Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Vorgesehen ist, insbesondere die Zölle zwischen beiden Handelsregionen weitgehend abzubauen.

Grundlegende Vereinbarungen zur Nachhaltigkeit

Im Abkommen wurden grundlegende Vereinbarungen zur Nachhaltigkeit getroffen, insbesondere zum Schutz des Regenwaldes. Beide Seiten verpflichten sich mit der Einigung zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Damit das Abkommen unterzeichnet werden und in Kraft treten kann, sind jedoch noch weitere Verfahrensschritte notwendig. Hintergrund ist der Abbau von Zöllen. "Das ist prinzipiell nicht verkehrt", sagt Matthias Klöffel. Allerdings gehe es dann um vergleichbare Wettbewerbsbedingungen. Die Mercosur Staaten sind bei Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch, sowie Zucker und Ethanol starke Exporteure, die noch erhebliche Produktionsreserven haben.

In diesem Zusammenhang verweist Klöffel uf die erheblichen Auflagen in Deutschland, zum Beispiel beim Aufbau eines neuen Stalles wie bei Markus Fischer. Allein um die Bürokratie zu bewältigen, sind zwei Tage in der Woche "Bürodienst" angesagt. Diese Formulare sind notwendig für die Produktion und Vermarktung. Es gehe um das Tierwohl und Standards für die Haltung von Tieren.

Brasilianisches Tierschutzgesetz aus dem Jahr 1934

Das sei in Südamerika nicht der Fall. So stamme das Tierschutzgesetz in Brasilien aus dem Jahr 1934, es gibt kein Monitoring oder eine Reduktionsstrategie. Antibiotika seien als Leistungsförderer erlaubt. Als Beispiel nennt Matthias Klöffel die Vermarktung von Rindern. 20 Prozent der Erzeugnisse gingen in den Export, der größte Teil davon in die EU.

Markus Fischer spricht von "minderwertigen Fleischteilen, wie zum Beispiel Innereien", die überwiegend exportiert werden, so unter anderem nach China. In Deutschland liegt die Selbstversorgung mit Rindfleisch bei etwas mehr als 100 Prozent. Lende, Filet, Hackfleisch seien gefragt, wobei der Trend zum gemischten Hackfleisch gehe.

Matthias Klöffel spricht die sogenannten "Edelteile" an. Dazu gehört die Verwendung für Steaks und Braten. Interessant: Die Nachfrage nach Fleisch steige aktuell wieder, sagt der BBV Obmann, und fügt an: "Wenn in Deutschland schon entsprechende Vorgaben gemacht werden zur Haltung, zu Bürokratie und Nachhaltigkeitszertifizierungen, sollten diese auch für alle gelten."

Deutsche Futterherkunft penibel kontrolliert

Als Beispiel nennt Markus Fischer das Futter. Hier muss er zum Beispiel nachweisen, dass das Futter nicht auf einem gerodeten Waldgebiet angebaut wurde. "Die Verordnung besagt auch, dass das eingeführte Soja nicht auf gerodeten Waldflächen produziert wurde." Nachweise werden gefordert, dass für die Anbauflächen, das gilt auch für Felder und Wiesen, kein Wald gerodet wurde. "Das alles stehe im Gegensatz zu den aus Südamerika eingeführten Waren", klagt Landwirt Fischer.

Der BBV-Kreisverband Rhön-Grabfeld befürchtet, dass das Mercosur-Abkommen den EU-Rindfleischmarkt aus der Balance bringen könnte. Deshalb sagt der Bayerische Bauernverband in einer Stellungnahme Nein zum Mercosur-Abkommen in der vorliegenden Form. Es müssten stattdessen gleiche Anforderungen eingehalten werden, und zwar für Landwirte und Verbraucher. Was das Tierwohl betreffe, so herrschten "himmelweite Unterschiede", finden Klöffel und Kreisbäuerin Margit Ziegler. Handel sei wichtig auch für die bayerischen Landwirtschaft, denn ein Viertel der bayerischen Agrarprodukte gehe in Drittstaaten. "Darum fordern wir vergleichbare Wettbewerbsbedingungen", so Klöffel abschließend für die Rhön-Grabfelder Landwirtschaft.

 
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