
Stockheims ältester Bürger ist ein gebürtiger Mittelfranke und wohnt seit Mitte der Siebziger Jahre in Stockheim. Seinen 100. feierte Georg Fleischmann am Dienstag, 19. Oktober, im Kreis seiner Ersatzfamilie, seiner Freunde und Nachbarn. Der "Schorsch", wie er von seinen Freunden genannt wird, bekam außerdem Besuch von Bürgermeister Martin Link und dem stellvertretenden Landrat Josef Demar. Sie freuten sich mit dem Jubilar und seinen Gästen, dass er noch geistig fit und mobil ist, und überbrachten Glückwünsche und Grußbotschaften als Bürgervertreter.
Georg Fleischmann ist ein alleinstehender Senior ohne noch lebende Verwandte, der bis vor drei Jahren noch regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs war und bis vor zwei Jahren täglich Spaziergänge unternahm. Aktuell beschränkt sich sein Bewegungsradius nur noch auf Haus und Grundstück seiner Vermieterfamilie Helmut und Marlene Sauer. Dank ihrer Fürsorge muss er nicht im Seniorenheim leben.
4000 Radkilometer in einem Sommer
Er ist quasi in die Familie Sauer integriert. Dort gehört er zur Tischgemeinschaft und hat zwischenmenschliche Kommunikation. Der Ruheständler Helmut Sauer kümmert sich um ihn und hilft ihm im Alltag. Nur einmal pro Woche kommt die Sozialstation zu Besuch und zu Reinigungsarbeiten. Stolz teilt Helmut Sauer mit: "Ärzte und Arzneimittel sind dem Schorsch weitgehend unbekannt." Und er beschreibt ihn als "dankbaren, zufriedenen Zeitgenossen".
Dass sich Georg Fleischmann seine robuste Gesundheit so lange bewahren konnte, liegt laut Sauer an seiner gesunden Lebensweise. Er hat schon viele tausend Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Sehr oft war er dabei mit seiner Freundin Luise Reichert unterwegs, seit sie verwitwet ist. Bewundernd sagt sie, dass er in einem Sommer rund 4000 Kilometer geradelt ist.
Aus Mietverhältnis wurde Freundschaft
Diese Freundschaft kam zustande durch den schon lange verstorbenen Werner Reichert, der wie Fleischmann ein Mittelfranke ist und aus Dinkelsbühl stammte, unweit von Fleischmanns Geburtsort Schöpflach. Der viel jüngere Reichert kam durch die Bundeswehr nach Mellrichstadt, traf auf Luise und landete in Stockheim. Georg Fleischmann, der früher Klempner war, kam nach Stockheim durch das Wirts-Ehepaar Müller, das nach seiner Erwerbstätigenzeit im Raum Mittelfranken in die alte Heimat Stockheim zurückgekehrt war.
Damals gehörte Georg Fleischmann zum Team Müller als Mann für alle Fälle. Das heißt, der Alleinstehende war Beschäftigter in den Gaststätten der Müllers und blieb seinen Arbeitgebern auch privat verbunden. Das schloss den Umzug nach Stockheim Mitte der Siebziger Jahre mit ein. Fortan war Fleischmann Untermieter im Hause Müller. Als sein "Chef" starb, kümmerte er sich um die zuletzt pflegebedürftige Vermieterin. Nach ihrem Tod im Jahr 2001 wurde das Haus verkauft und Fleischmann fand eine neue Bleibe bei Familie Sauer im Veilchenweg.
Aus dem Mietverhältnis wurde eine echte Freundschaft. Dort ist der bescheidene Senior sehr gut aufgehoben und fühlt sich wohl in der Hausgemeinschaft. Auf Nachfrage sagt der Dorfälteste in fast schon jovialem Ton: "Mir geht es hier sehr gut". Wohl dem, der das in diesem hohen Alter noch von sich sagen kann.