Wer einen kleinen Lebensmittelladen auf dem Dorf betreibt, der darf beim Feierabend nicht auf die Uhr gucken. So lange das Licht brennt und die Tür offen ist, wird niemand abgewiesen. Für Monika Benkert und ihren Mann Thomas ist das eine Selbstverständlichkeit. Sie haben vor eineinhalb Jahren den ehemaligen Edeka-Laden übernommen.
Der Tourismus am See ist kein Umsatztreiber
Das Geschäft läuft nicht schlecht, wie das Ehepaar bestätigt. Über 200 Kunden kommen täglich in den Laden mit den 130 Quadratmeter Verkaufsfläche. Ein ordentlicher Schnitt, wenn man die Größe von Sulzfeld zu Grunde legt. Rund 1700 Einwohner zählen die drei Gemeindeteile zusammen. Der Sommertourismus am Badesee fällt da nicht so sehr ins Gewicht, dass man von einem eigenen Standbein reden könnte. „Man merkt das schon“, sagt Thomas Benkert mit Blick auf die Backwarenabteilung, „aber es würde auch ohne laufen“.
Start nicht ohne Schwierigkeiten
Dabei verlief der Start nicht ganz reibungslos. Als der Vorpächter in Ruhestand gegangen war, ist auch der Vertrag als offizielle Filiale von Edeka ausgelaufen. Eine Verlängerung oder eine Neuauflage gab es wegen der geringen Größe des Ladens nicht. Die Benkerts mussten sich einen andern Lieferanten suchen. Zwei Tage vor Eröffnung sei es ihnen gelungen, mit dem Großhändler Leyh aus Ostheim einen Vertrag abzuschließen, erinnert sich Thomas Benkert, denn der beliefere auch kleinere Märkte. Am Sortiment habe sich nichts geändert. Die meiste Zeit steht Monika Benkert im Laden, nachmittags, wenn er seinen Dienst bei der Firma Blaurock beendet hat, bei der er seit 25 Jahren beschäftigt ist, schlüpft auch ihr Mann in das grüne T-Shirt, mit dem sich das Personal ausweist.
Brötchen gibt es schon in aller Herrgottsfrühe
Eine Halbtagskraft und drei Aushilfen beschäftigt das Ehepaar, das den Laden im Nebenerwerb betreibt. Geöffnet ist das Geschäft, in dem auch ein Paketshop und eine Lotto-Annahmestelle untergebracht sind, unter der Woche von 6.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 6.30 bis 12.30 Uhr. „Brötchen gibt es schon ab 6 Uhr“, sagt die Chefin, abends kann es auch schon mal 19 bis 19.30 Uhr werden, bevor sie zuschließt.
Regionale Produkte verkaufen sich gut
Auch die Chefin ist Branchen-Quereinsteigerin. Zuletzt hatte sie als Krankenschwester im Seniorenheim im Klostergarten in Bad Königshofen gearbeitet. Und noch früher bei ihrer Cousine auf deren Bauernhof bei der Direktvermarktung mitgeholfen. Auf regionale Produkte setzt auch das Ehepaar Benkert. In einem Regal stehen Mehl und Honig aus Sulzfeld, Schnäpse und Liköre aus Alsleben und andere Artikel.
Ratschen zwischen den Regalen
Ob das mit einem rollenden Einkaufsladen oder weiteren Dorfläden in kleineren Orten klappen kann, wie es die Grabfeldallianz als Möglichkeit der besseren Nahversorgung ins Spiel bringt? Thomas Benkert vermag keine Antwort zu geben. Derzeit versucht die Allianz mithilfe eines Fragebogens die Bedürfnisse gerade der älteren Leute zu ermitteln. Die Idee, Leute aus den Ortsteilen mit dem Kindergartenbus nach Sulzfeld zu bringen, hält Benkert aber für bedenkenswert.
Der Lebensmittelladen ist auch die Infobörse des Dorfes
Anfangs kamen nur ältere Leute in den Laden, in dem schon in den 70er Jahren Lebensmittel und Artikel für den täglichen Bedarf angeboten wurden. „Mittlerweile geht das querbeet“, freut sich Benkert, der in seinem Geschäft auch so etwas wie die Infobörse des Dorfes sieht. Denn Ratschen zwischen Regalen ist hier an der Tagesordnung. Janine Fieber aus Sulzfeld kommt regelmäßig herein, um Backwaren oder „was man sonst so braucht“, zu kaufen. Auch der 19-jährige Dustin Reinhardt gehört zu den häufigen Besuchern. „Nicht schlecht, hier einzukaufen“, drückt er seine Sympathie aus.
Eine ältere Dame, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, ist sehr froh, dass es das Geschäft gibt. „Ich wohne gleich nebenan“, beschreibt sie mit dem ausgestreckten Arm die Richtung. „Hut ab vor denen die das machen“, sagt sie und hofft, dass das auch noch lange so bleibt.