Das Thema Schülerwohnheim war schon einige Male Thema in den Kreisgremien. Kurt Haßfurter, dem Leiter der Jakob-Preh-Schule in Bad Neustadt, läuft aber offensichtlich langsam die Zeit davon. Er erläuterte im Kreisausschuss, warum ein derartiges Wohnheim für seine Schule nötig ist.
Derzeit wohnen auswärtige Berufsschüler, wenn sie hier beschult werden, in privaten Pensionen, die ihre Unterkünfte der Berufsschule zur Verfügung stellen. Allerdings, so Haßfurter, gibt es da das Problem, dass bis auf zwei alle Wohnungsanbieter bereits über 60 Jahre alt sind – teils sogar deutlich älter.
Da stellt sich aus der Sicht von Haßfurter die Frage: „Wie lange werden uns diese Plätze noch angeboten?“ Bei einer Besprechung mit den Wohnungsanbietern sei deutlich geworden, dass die meisten bis maximal 2023 weiter machen wollten. Da hätten bei ihm alle Alarmglocken geschrillt.
Steigende Schülerzahlen
Ein Schülerwohnheim könnte dieses Problem lösen. Zumal Haßfurter auch noch mit steigenden Schülerzahlen rechnet. Zum Beispiel im Bereich Präzisionswerkzeugmechaniker, denn in diesem Bereich unterrichtet Bad Neustadt bundesweit. Oder durch die Einbindung der Meisterschule für Schneid- und Schleiftechnik. Auch bei den Mechatronikern geht Haßfurter von steigenden Schülerzahlen aus. Außerdem würden auch für Referendare an der Schule, die nur maximal ein Jahr in Bad Neustadt sind, Unterbringungsmöglichkeiten gesucht.
Haßfurter hat errechnet, dass seit dem Schuljahr 2010/11 im Durchschnitt 58 Schüler pro Woche eine Unterkunft brauchen. Manchmal natürlich weniger, aber oft genug auch deutlich mehr. Mit einer geschickten Planung der Unterrichtsblocks versuche man, Spitzen zu vermeiden. Sicher sei, dass die Jakob-Preh-Schule mit einem Wohnheim deutlich an Attraktivität gewinnen würde.
Qualitätskriterium
Für Landrat Thomas Habermann zeigt sich bayernweit, dass das Angebot von Übernachtungsmöglichkeiten zu einem Qualitätskriterium für Fach- und Berufsschulen geworden ist. Weil in Bad Neustadt und Umgebung ein wachsender Bedarf an Mietwohnungen zu verzeichnen sei, sieht Habermann auch die derzeitigen privaten Übernachtungsmöglichkeiten für die Schüler nicht gefährdet.
Keinem werde etwas weggenommen, man müsse aber auf den wachsenden Bedarf reagieren. Jetzt gehe es auch noch nicht darum, schon einen fertigen Bauplan zu erstellen oder eine Entscheidung über eine Betriebsart zu treffen. Aber man sollte seiner Ansicht nach an eine Grobplanung gehen, die Wirtschaftlichkeit berechnen und Fördermöglichkeiten klären.
Nach Angaben von Kreisbaumeister Herbert Bötsch würde ein Schülerheim mit 60 Zimmern sowie einer Mensa bei einer Größe von 65 mal 15 Metern und dreigeschossiger Bauweise etwa fünf Millionen Euro kosten. Im Gespräch für einen Standort ist der Platz zwischen Wirtschaftsschule und Kreis-Sporthalle direkt vor der Berufsschule in der Franz-Marschall-Straße angedacht.
Gegen Fachkräftemangel
Eberhard Streit (Freie Wähler) stellte die Frage nach der Auslastung und die prinzipielle Frage, ob der Landkreis zum Vermieter werden sollte. Zur Auslastung erklärte Haßfurter, dass die durchschnittlich 58 Schüler Woche für Woche gegeben seien. Und ob der Landrat überhaupt als Betreiber fungieren würde, sei derzeit überhaupt noch nicht klar, so Landrat Habermann. Es gebe schon Interessenten, die so ein Schulheim betreiben würden, ergänzte Haßfurter. Für Hartmut Rausch (FDP) ist völlig klar: „Da müssen wir in Vorleistung gehen“. Das sei auch im Kampf gegen den Fachkräftemangel sinnvoll.
Zur Finanzierung erklärte Kreiskämmerer Winfried Miller, dass man wohl mit 40 Prozent Förderung für den Bau rechnen könne. Und auch die Heimunterbringung an sich werde gefördert. Das bedeute, dass der laufende Betreib wohl ziemlich kostedeckend möglich wäre.
Nicht in alte Rhön-Kreisklinik
Die Grüne Birgit Reder-Zirkelbach hatte als möglichen Standort für ein Schülerheim das derzeitige Gebäude der Rhön-Kreisklinik vorgeschlagen. Das stehe ja ab dem kommenden Jahr leer. Dazu erklärten der Landrat und Bad Neustadts Bürgermeister Bruno Altrichter, dass dort im Moment das gesamte Quartier überplant wird und ein Schülerheim wohl eher nicht in eine mögliche Konzeption passen würde.
Am Ende einigte sich das Gremium darauf, dass eine Vorplanung erarbeitet wird. Außerdem soll der Bedarf geklärt und die Wirtschaftlichkeit berechnet werden. Außerdem wurde die Verwaltung beauftragt, die genauen Fördermöglichkeiten auszuloten.