Gleich drei Ensemblemitglieder des Meininger Puppentheaters heizten zusätzlich zu den hochsommerlichen Temperaturen im Bildhäuser Hof dem Publikum kräftig ein. Gekleidet in Frack und Zylinder wechselten die Akteure vor der sich dauernd wandelnden Kulisse - mal Schloss, mal Wald, mal Meer - das Genre: Vom Erzähltheater zum Schaupiel zum Puppenspiel, manchmal unisono, gelegentlich wurden sogar alle drei von je einer Person bedient.
Ein Soldat hat sich für seinen König mit seinen Künsten brav und tapfer eingesetzt, bekommt bei seinem Abschied von diesem aber nur ein paar Heller. Das will er nicht auf sich sitzen lassen und weil er alleine nicht gegen die geballte Macht der Krone ankommt, sucht er sich die passenden Mitstreiter. Einen Mann, der so stark ist, dass er Bäume ausreißen kann, einen Jäger, dessen Kugel auf zwei Meilen eine Fliege ins linke Auge trifft, einen, der sich ein Nasenloch zuhält und beim Schnaufen einen Sturm entfacht, einen Läufer, der sich ein Bein abschnallt, weil er sonst zu schnell ist und einen Hutträger, der alles zu Frost erstarren lässt, wenn er ihn aufsetzt.
Und da wäre noch die Tochter des Königs - Ramona genannt, die 1. partout nicht heiraten will und 2. von jedem Bewerber schier Unmögliches verlangt und 3. ihm auch dann, wenn einer eine Mission impossible wider Erwarten besteht, einen Korb gibt. Doch ihr Vater will sie unbedingt verheiraten, ruft einen Wettstreit aus und verspricht dem Gewinner im Wettlauf gegen seine Tochter deren Hand. Die Sechse stellen sich der Aufgabe und der Läufer gewinnt als Vertreter des Soldaten. Doch der König hält nicht Wort und stellt stattdessen eine Aufgabe nach der anderen. Doch einer der Sechs kann sie jedes Mal lösen. Schließlich will der König die Bande loswerden und lockt sie mit dem Versprechen, dass sie so viel Gold mit nehmen könnten, wie einer von ihnen zu tragen imstande wäre bei Verzicht auf die Heirat. Da schleppt der Träger, der die Bäume ausgerissen hat, alles Gold weg. Und die Sechse ziehen ab.
Das Finale freilich gestalten Maria Adriane Albu, Falk Piet Ulke und Sebastian Putz ein wenig anders als im grimmschen Original.
Der Goldträger nimmt nicht nur das ganze Palastgold mit, sondern auch noch die Königskrone. Das schmeckt dem König nicht und er schickt ihnen seine Armee hinterher. Ramona gesellt sich zu den Sechsen, weil sie schon immer die weite Welt sehen wollte, statt sich am Königshof zu langweilen und standesgemäß zu heiraten. Die inzwischen Siebene besteigen ein Boot und fahren aufs Meer hinaus, hinter sich die Verfolger. Doch der Bläser zerstiebt die Armee. Die Siebene machen sich auf die Reise und der glatzköpfige König, seiner Machtinsignien entledigt, entpuppt sich als armer Tropf. Ein Märchen! Aber mal so was gegen jede Konvention!
Von: Armin Meisner-Then (Kulturveranstalter, Stadt Bad Neustadt)