„Ohne Einschränkung kann ich sagen, dass hier Inklusion und Integration in Mellrichstadt keine Schlagwörter sind, sondern dass dies hier wirklich gelebt wird.“ Diese lobenden Worte sprach die Vorsitzende der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, Brunhilde Hergenhan, im Rahmen der Zehn-Jahr-Feier der Tagesförderstätte der Lebenshilfe in Mellrichstadt.
Zehn Jahre ist es her, dass die Tagesförderstätte für Menschen mit Behinderung von Unsleben nach Mellrichstadt in das ehemalige Verkaufsgebäude des Überlandwerks Rhön gezogen ist. Und dass im Laufe dieses Jahrzehnts ein gemeinschaftliches und harmonisches Miteinander entstanden ist, wurde am Sonntag von allen Beteiligten gefeiert.
Die musikalische Eröffnung übernahm die Trommlergruppe „All Inklusive“ vor dem Festzelt. Dort betonte Landrat Thomas Habermann, dass ein solches Gemeinschaftsfest auch zeige, wie bunt und vielschichtig die Gesellschaft sei. Der Auftrag für die Zukunft müsse geprägt sein von der Tatsache, dass alle Menschen gleichwertig sind.
Die Stadt Mellrichstadt mit ihrem Bürgermeister und den Stadträten bezeichnete die Vorsitzende als unverzichtbaren Partner der Tagesförderstätte und sprach auch Helmut Grosser, dem Geschäftsführer des Überlandwerks Rhön, ihren Dank aus. Bei jeder Besprechung sei eine aufrichtige Verbundenheit zu spüren, wie auch beim „Nachbarn über die Straße“, der Volksbank.
Den Kreisgeschäftsführer der Lebenshilfe, Jens Fuhl, lobte Hergenhan als Motor des Vereins: Ihm habe man zu verdanken, dass die Tagesförderstätte in der Sondheimer Straße eingerichtet werden konnte. Viele Ideen seien Fuhls Werk gewesen und er habe schnell aufzeigen können, was machbar war und ist.
Bürgermeister Eberhard Streit freute es besonders, dass im Hinblick auf die Tagesförderstätte offensichtlich alle in der Stadt dem Motto folgen: „Mitten drin, statt nur dabei!“ Dieser Leitgedanke fasse den Wunsch treffend zusammen, dass hier niemand außen vor stehe und dies für alle gelte, ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Handicaps, ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft.
Genau dies präge die aktuelle Richtung der Politik im Stadtrat und auch die Frage, wie Integration gelingen könne. Damit schloss er auch Asylsuchende mit ein, die ebenfalls „mitten drin“, als künftige Mitbürger in der ehemaligen Berufsschule der Stadt, untergebracht werden.
Auch Helmut Grosser hob die gute Beziehung und den Kontakt zwischen Überlandwerk und Tagesförderstätte hervor. Die Idee, die ehemaligen Verkaufsräume an die Lebenshilfe zu vermieten, sei damals im Aufsichtsrat des Überlandwerks sofort auf fruchtbaren Boden gefallen. Durch diese Partnerschaft seien besondere Kontakte zwischen den Mitarbeitern des Überlandwerks und der Lebenshilfe entstanden. „Es ist ein gutes Zeichen, wenn unsere Mitarbeiter einen unbefangenen, alltäglichen Umgang mit Menschen mit Behinderung pflegen, wenn unsere Azubis, kleine aber dennoch bemerkenswerte Projekte zusammen mit den Gruppenmitgliedern gestalten“, so Grosser.
Schließlich ergriff die Leiterin der Tagesförderstätte, Juliane Werner, das Wort. Die Türen der Einrichtung habe man weit aufgemacht, um der Bevölkerung zu zeigen, was hier pädagogisch gemacht werde, wie der strukturierte Tagesablauf der zurzeit zwölf zu betreuenden Menschen aussieht und was im Rahmen der individuellen Förderung oder auch der Gruppenförderung angeboten werde. Ihr Dank gebührte allen Förderern und Mitarbeitern, den Eltern der Betreuten, aber auch dem sechsköpfigen Betreuungsteam in Mellrichstadt. Der regelmäßige Austausch mit allen Beteiligten zeige, dass das Vertrauen in die Arbeit und die Anerkennung der Tagesförderstätte da sei, so Werner.
Nach dem offiziellen Akt hatten die Besucher Gelegenheit alle Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen. Im Hof vor dem Festzelt spielte die Musikkapelle des Überlandwerks auf, und auch die Trommlergruppe „All Inklusive“ war nochmal mit vollem Einsatz zu hören. Hungrige Gäste wurden mit Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und Kräuterfaltbrot versorgt. Eine Diashow lud die Gäste zu einer Zeitreise in die vergangenen zehn Jahre ein. Und im Untergeschoss waren aktuelle, ausgestellte Kunstwerke der Betreuten zu bestaunen.