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Bad Königshofen
Gelbe Säcke sind Mangelware in Rhön und Grabfeld: Wie Haushalte trotzdem nicht auf ihrem Plastikmüll sitzen bleiben
25 Gelbe Säcke stehen jedem Bürger in Rhön-Grabfeld pro Jahr zu. Das Kontingent ist seit Anfang November erschöpft. Nachbestellungen haben ihre Tücken.
Gelbe Säcke sind Mangelware in Rhön und Grabfeld: Wie Haushalte trotzdem nicht auf ihrem Plastikmüll sitzen bleiben
Foto: Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:09 Uhr

Mangelware sind momentan die kostenfrei verteilten Gelben Säcke, mit denen leere Plastikverpackungen, Blechdosen, Verbundverpackungen und ähnliches entsorgt werden. Immer öfter müssen die Abholstellen in den Geschäften in Bad Königshofen passen. Es sind keine gelben Abfallsäcke mehr da oder nur sporadisch vorhanden.

Florian Guck (Landfuxx) ist einer von denen, die diese freiwillige Dienstleistung für die Bürger übernommen hatten. Er hört jetzt damit auf, weil die Beschaffung zu stressig ist und er nicht gern Leute enttäuscht, die vergeblich nach gelben Säcken fragen. Ähnliches war aus der Drogerie Haag zu erfahren, die ebenfalls aufgibt. Es sei eine Belastung für die Verkäuferinnen, die oft mitten in Kundengesprächen unterbrochen werden, weil jemand "nur ganz schnell" gelbe Säcke haben will. Diese waren eigentlich als Service für die Kundschaft gedacht, die etwas kauft und nebenbei eine Rolle mitnimmt. Andere Ausgabestellen verteilen ihre Restposten, wenn sie noch einen Karton bekommen haben.

Wie hoch ist das Jahreskontingent pro Einwohner?

Das Kommunalunternehmen des Landkreises Rhön-Grabfeld mit Vorstand Gerald Roßhirt ist für die Abfallwirtschaft zuständig. Er kann den momentanen Engpass erklären: Das Jahreskontingent sei erfüllt, berichtete er. Es werden für den Landkreis pro Jahr zwei Millionen Gelbe Säcke bestellt, das sind pro Kopf bei rund 80.000 Einwohnern 25 Säcke pro Jahr. Einmal im Jahr wird an jede Restmülltonne eine Rolle Gelber Säcke verteilt, wobei eine Rolle seit 2022 statt bisher 13 Säcke 26 beinhaltet. Wer mehr benötigt, kann sich diese an den Abgabestellen besorgen. Das sei eine freiwillige und unbezahlte Dienstleistung der Geschäfte, so Roßhirt, der es bedauert, dass erboste Kunden sich manchmal in den Läden aufführen.

Roßhirt: Das System läuft nicht rund

Warum also der Engpass? Werden die Gelben Säcke zu oft zweckentfremdet als kostenlose Verpackung und als Sammeltüte für den Restmüll? Oder weil man wegen der mangelnden Reißfestigkeit oft zwei ineinanderschieben muss?

Wer verteilt die gelben Säcke, wenn sich die Geschäfte aus der freiwilligen Dienstleistung zurückziehen?
Foto: Regina Vossenkaul | Wer verteilt die gelben Säcke, wenn sich die Geschäfte aus der freiwilligen Dienstleistung zurückziehen?

Eigentlich ist das "Duale System" zuständig für das ganze System, das Kommunalunternehmen ist nur ausführendes Organ. Was ursprünglich dazu gedacht war, durch Zusatzkosten für das Recyclen oder Entsorgen die Verpackungen zu reduzieren, hat nicht funktioniert. Es sollten auch nur Verpackungen mit dem Grünen Punkt in den Abfallsack gelangen, was niemand kontrollieren kann. "Es gab zu viele Freiheiten. Der Weg ist nicht rund", war von Roßhirt in einem Gespräch zu hören. Die Kosten wurden einfach auf die Verbraucher verteilt, sie bezahlen das Entsorgen beim Kauf der Produkte mit.

Ist die Nachschubkette für Gelbe Säcke gestört?

Momentan gebe es auch beim Nachschub keine Verlässlichkeit, berichtete Roßhirt. Ordert er über seinen Vertragspartner zusätzliche Lieferungen, ist von Rohstoffproblemen und Unterbrechungen der Lieferketten die Rede. Ein Ausweg aus der Misere ist die Verwendung von gekauften Säcken, wenn es nicht anders geht. Sie müssen aber durchsichtig sein, ergänzte Roßhirt, damit kein Restmüll daruntergemischt werde.

Wäre unter diesen Umständen die Einführung einer gelben Tonne nicht sinnvoller und umweltfreundlicher, als Plastik in einen Einmal-Plastiksack zu stecken? Das müsste man neu beleuchten, erwiderte Roßhirt. Die Entscheidung darüber liege beim Kreistag. Das eine oder andere Problem würde entfallen, andere würden entstehen, sagte er unter Hinweis auf den versteckten Restmüll, den man jetzt oft aufgrund des Gewichts der Säcke entlarven kann. Er kündigte an, dass bis Dezember die übliche Rolle gelber Säcke über die Mülltonnen im Landkreis verteilt wird.

So kommt man im Grabfeld an Gelbe Säcke

Für Bad Königshofen regen die Geschäfte, die mit der Verteilung aufhören an, im Rathaus und in der Verwaltungsgemeinschaft Verteilstellen einzurichten. Wenn eine Behörde diesen Service übernimmt, wird vielleicht nicht so viel Missbrauch entstehen, so die Hoffnung. Nun haben sich die Verwaltungen kurzentschlossen geeinigt: Ab 1. Dezember, vorausgesetzt, die Nachschublieferungen treffen bis dahin ein, können im Rathaus im Bürgerbüro Gelbe Säcke abgeholt werden, die beiden Ausgabestellen bei Bassing und beim Sonderpreis Baumarkt bleiben bestehen. Außerdem verkauft das Textilhaus Krapf blaue Säcke zur Ergänzung der Restmülltonne.

In der VG-Bad Königshofen beginnt dann ebenfalls die Ausgabe, allerdings nur für Personen, die in den dort verwalteten Gemeinden wohnen, was per Ausweis belegt werden muss. Dort kann man auch blaue Säcke kaufen.

 
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  • M. S.
    Vielleicht sollte man sich einfach, die Nachbarlandkreise als Vorbild nehmen und endlich auf gelbe Tonnen umsteigen und die sch... gelben Säcke dahin entsorgen wo sie hingehören - nämlich in die gelbe Tonne!

    @Hubi62:
    45% Fehlwurfanteil? Ist das eine Vermutung? Sorry aber ich kann mir bei der gelben Tonnen kaum diesen Fehlwurfanteil vorstellen, so doof muss man erstmal sein.

    Mit dem Müll aus der schwarzen Tonne (die bei korrekter Mülltrennung eigentlich regelmäßig nahezu leer sein müsste abgesehen vom Fußbodendreck und Straßenkehricht) kann man die Verbrennungsanlage in Schweinfurt eh nicht betreiben. Da muss regelmäßig u.a. "Plastikmüll" zugeführt werden, egal ob von Wertstoffhöfen, gelben Sack oder der gelben Tonne. Die Verbrennungsanlage ist dank ihrer Filter und dann ihrer Stromerzeugung eine wunderbare Sache die es nicht gäbe würde man nur den wirklichen Restmüll, größtenteils mit geringen Brennwert dort einbringen.
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  • J. S.
    Wie wäre es mit weniger "Plastikware" einkaufen? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen dass es für eine 3-köpfige Familie problemlos möglich ist mit 12 Säcken pro Jahr auszukommen. Solche Wohlstandsprobleme gibt es wohl nur in unserer westlichen Konsumgesellschaft. Aber dann mit 19 Grad Heiztemperatur die Welt retten wollen.
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  • H. E.
    Tja wir hatten im Landkreis Haßberge super funktionale Wertstoffhöfe. Dort konnte man seinen Plastikmüll fachgerecht entsorgen ohne Fehlwürfe da Personal vor Ort war. Nun haben wir die Gelbe Tonne. Diese wurde auf Verlangen der Jungen Liste eingeführt. Bequemlichkeit statt Sortieren war angesagt. Die Müllpreise sind und werden auch durch diese Maßnahme steigen. Außerdem ist sind ca. 45 % Fehlwürfe nun in den gelben Tonnen vorhanden und können nicht mehr sortiert werden sondern werden in der Verbrennungsanlage in Schweinfurt " entsorgt ". Auch Herr Roßhirt ist dieser Meinung. Bequemlichkeit hat leider bei uns den Vorrang vor nachhaltiger Verwertung der Rohstoffe.
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