
Viele Eltern handeln aus Schutzdenken, wenn sie täglich ihre Kinder zur Schule fahren. Andere Schülerinnen und Schüler können dadurch allerdings in Gefahr gebracht werden.
Fahren morgens zeitgleich zu viele Autos durch die Straßen zu den Rhön-Grabfelder Schulen, kann das nicht nur die laufenden und radfahrenden Schüler gefährden, sondern auch diejenigen, die aus den Autos aussteigen. Oft wird nämlich einfach dort gehalten, wo gerade Platz ist: an Bushaltestellen, im Halteverbot oder in zweiter Reihe. An Orten also, wo es eben stört. Achtlos die Autotür öffnen und noch ganz fix, ohne zu schauen, die Straße überqueren, das geschieht nicht selten. Viele Autos und viele Schüler auf engem Raum, das ist risikoreich. Nicht umsonst sind die sogenannten Elterntaxis schwer umstritten.
Das sagen drei Rhön-Grabfelder Schulleiterinnen und Schulleiter zu den Situationen vor ihren Schulen.
Martin-Pollich-Gymnasium Mellrichstadt: Direktorin Petra Bieber ist besorgt um die Sicherheit

"Einige Blechkarawanen ziehen jeden Tag die Sonnenlandstraße hoch und bringen oder holen die Schüler ab", beobachtet die Schulleiterin des Martin-Pollich-Gymnasiums in Mellrichstadt, Petra Bieber, jeden Morgen aus ihrem Bürofenster. Vor allem, wenn die Eltern dann auch noch mit dem Rangieren und Rückwärtsfahren beginnen, um zu wenden, könne das Chaos die laufenden Schülerinnen und Schüler in Gefahr bringen.
Was sich morgens in der Bringzeit zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr entzerrt, trifft spätestens nach Schulschluss aufeinander. Extrem sei es um 13 Uhr, wenn dann auch noch die Busse an die Haltestelle vor der Schule rollen. Warum so viele Kinder mit dem Auto gebracht werden, würden die Schüler oft selbst nicht verstehen.
Der Bus oder der Fußweg sei im Endeffekt in den meisten Fällen zumutbar, findet auch Petra Bieber. "Ich wäre froh, wenn sie laufen", gibt die Schulleiterin zu. Schließlich habe der Fußweg weitaus mehr Vorteile. Nicht nur ist er umweltfreundlicher, sondern wirkt auch noch dem Bewegungsmangel entgegen und fördert die Selbstständigkeit.
Um dem täglichen Verkehrschaos ein Stück weit entgegenzuwirken, hat das Gymnasium entsprechend reagiert. Die Zufahrtsstraße zur Schule ist gesperrt. Hier kommen nun nur noch Fahrrad- und Motorradfahrer sowie Schulpersonal durch.
Grabfeld-Mittelschule Bad Königshofen: Elterntaxen sind kein größeres Problem

Positiver fällt die Bilanz an der Grabfeld-Mittelschule Bad Königshofen aus. "Beim Lehrereingang ist die Situation zwar oft unübersichtlich, die Eltern gehören hier aber eher zur Grundschule. Ansonsten sind Elterntaxen bei uns kein großes Problem", stellt Schulleiter Jürgen Seidenzahl fest. Nur vereinzelt liefern Eltern die Schüler der Mittelschule mit dem Auto ab. Das führt Seidenzahl auf die nicht so gut zu befahrbare Einbahnstraße zurück. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler nutze den Bus oder laufe.
Grundschule Brendlorenzen: Schulleiterin Gudrun Schuhmann hat reagiert

Problematisch war die Lage an der Grundschule in Brendlorenzen bis Jahresende 2024. "Ich habe bereits einige gefährliche Situationen direkt vor dem Schuleingang beobachtet", erklärt Schulleiterin Gudrun Schuhmann. Täglich hätten Eltern gegen jegliche Verkehrsregeln verstoßen, um ihr Kind vor der Schule abzusetzen. Nicht nur hätten sie einfach auf der Straße gehalten, sondern sogar gegen die Fahrtrichtung oder an der Bushaltestelle, sodass der Bus nicht mehr halten konnte. Das entstandene Verkehrschaos habe bereits viele Schülerinnen und Schüler in Gefahr gebracht.
Eine Lösung musste her. Zunächst ging Schuhmann in den Austausch mit den Eltern. Diese zeigten sich zwar verständnisvoll, doch an der Situation änderte sich nichts. Deshalb schloss sie sich mit dem Ordnungsamt zusammen und legte eine Halteverbotszone fest: Seit dem 1. Januar dieses Jahres herrscht in der Straße vor dem Schuleingang zwischen 7.30 und 8.15 Uhr absolutes Halteverbot, auf der Rückseite der Schule sogar den ganzen Tag über.
Dadurch müssen Autos in den Nebenstraßen halten und der Verkehr entzerrt sich. Das Gesamtbild nach den ersten Wochen sei positiv, so die Schulleiterin. Trotzdem würde sich die Rektorin wünschen, dass noch mehr Kinder ihren Schulweg oder bei langen Strecken zumindest einen Teil zu Fuß absolvieren. "Kinder, die laufen, sitzen wegen der Bewegung und dem gemeinsamen Austausch ruhiger im Unterricht", sagt sie.
Das wirke sich nicht nur positiv auf die Aufmerksamkeit der Schüler aus, sondern sei auch für die Selbstständigkeit extrem wichtig. Um die Schülerinnen und Schüler auf den Straßenverkehr vorzubereiten, würden bereits im Kindergarten und der 1. Klasse entsprechende Praxisübungen durchgeführt.