Normalerweise betreibt Marco Hepp gemeinsam mit Marcel Lümpert den Museumsgasthof "Zum Schwarzen Adler" in Fladungen. Ihre Gäste bewirten sie seit 13 Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft. Dabei setzen sie auf frische regionale Küche und selbst hergestellte Wurst- und Backwaren. Das kam immer gut an.
Doch dann kam Corona und legte alles auf Eis. "Ich sehe uns Gastronomen und die kleinen Einzelhändler als 'billiges' Bauernopfer – die Starken werden es überleben, die Schwachen springen über die Klippe. Mit der Industrie kann die Politik nicht so umgehen, was man am wieder einkassierten 'Zusatzruhetag' sieht", findet Marco Hepp deutliche Worte.
Marco Hepp: Harte Arbeit rinnt einem durch die Finger
Abgesehen von November und Dezember mit dem fehlenden Weihnachtsgeschäft ist der jetzige Lockdown für den Schwarzen Adler selbst nicht ganz so schlimm: "Unser Betrieb war schon immer ein Saisongeschäft und darauf ausgelegt im Sommer das zu erwirtschaften, was man für die Winterpause braucht. Ärgerlich ist nur, dass man nun an Erspartes muss, was man ohne Corona nicht ausgeben müsste. Die harte Arbeit der letzten Jahre rinnt einem förmlich durch die Finger."
Persönlich geht es ihm gut, sagt er. Er genießt seine Freizeit, insbesondere die Zeit mit seiner Tochter und den Umstand, im Homeschooling immer für sie da sein zu können. "Ich bin schon froh, mal nicht 70 Stunden und mehr im Job zu stehen, aber wenn man Gastronom ist, dann ist man das gewohnt und der Kontakt zu den Gästen fehlt."
Kontakterfassung sollte erleichtert werden
Was ihn stört, sind die in den Bundesländern unterschiedlich geltenden Regelungen. Als nördlichste Stadt Bayerns liegt Fladungen am Dreiländereck zu Hessen und Thüringen, was natürlich sehr häufig Gäste aus benachbarten Landkreisen anlockt. Dort gelten meist andere Auflagen als in Bayern, was unweigerlich zu Diskussionen führt. "Das ist eine echte Schwierigkeit und sollte einheitlich gehandhabt werden", so Hepp.
Außerdem müsse es doch auch möglich sein, mit einer bundeseinheitlichen App das lästige Ausfüllen von Formularen in Restaurants oder Frisörsalons (wo auch immer aufgrund von Corona-Vorschriften die Daten der Besucher erfasst werden müssen) abzuschaffen. Dann ginge das Hinterlassen der Daten viel schneller, biete besseren Datenschutz und eine schnelle Nachverfolgbarkeit.
Lieber strikt als nur ein bisschen was
Dem 46-jährigen Fladunger wäre ein strikter Lockdown lieber als eine Light-Version. "Es ist zwar eine schwere Zeit und macht auch keinen Spaß, ist aber besser, als nur ein bisschen was machen zu dürfen. Ständig wechselnde Auflagen in Abhängigkeit der Inzidenz sind in einem Betrieb, in dem mit frischer Ware gearbeitet werden muss, nicht möglich."
Das Abhol- und Liefergeschäft rechnet sich seiner Meinung nach nicht wirklich. "Wir haben es ausprobiert, aber rückblickend war es nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Denn mit dem normalen Tagesgeschäft könne das Liefermodell einfach nicht mithalten. Es fehlen die Einnahmen mit Getränken und auch mengenmäßig seien die Bestellungen nicht mit dem regulären Betrieb vergleichbar. Der Aufwand, der betrieben werden muss, stehe in keinem Verhältnis zum Ertrag.
Umsatzsteuersenkung hilft
"Am Schlimmsten trifft der Lockdown aber die Angestellten", sagt Hepp. Seit sechs Monaten sind die Gaststätten geschlossen. Die Leute arbeiten in Kurzarbeit. Das heißt, sie bekommen maximal 67 Prozent ihres Grundlohns. "Steuerfreie Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit, so wie wir sie bezahlen, werden hier nicht berücksichtigt. Und sie leben ja nicht nur von ihrem Lohn allein, sondern auch vom Trinkgeld – und das fehlt noch zusätzlich."
Dass die Umsatzsteuer für Restaurant- und Verpflegungsdienstleistungen seit Juli 2020 nur noch 7 statt 19 Prozent beträgt, "hat uns gerettet", erzählt der Fladunger Gastronom. Ohne diese Mehrwertsteuersenkung hätte er noch größere Verluste und wäre jetzt in finanziellen Schwierigkeiten. Schließlich fehlten im letzten Jahr schon Ostern, Pfingsten, große Hochzeitsfeiern und andere Veranstaltungen. Und ob es die in diesem Jahr geben wird, ist auch fraglich. Er wolle sich daher ganz auf das Tagesgeschäft konzentrieren.
"Ich bin es gewohnt, immer mehr als 100 Prozent zu geben", sagt Hepp. Durch Corona könne er den Ansprüchen an sich selbst und an seine Gäste nicht mehr gerecht werden. Und das sei alles andere als einfach, wenn man nicht wüsste, wohin mit seinem Ehrgeiz. "Meine Hoffnung ist jetzt, dass wir im Mai zumindest unseren Biergarten öffnen dürfen." Aber so richtig planen kann er das noch nicht und bittet jetzt schon alle Gäste um Verständnis, wenn nicht alles so laufen wird wie in den Jahren vor Corona.