"Feuer, Wasser, umgestürzte Bäume oder Menschen in Not sieht man, aber Gas ist eine unsichtbare Gefahr auch für uns als Rettungskräfte." Kreisbrandrat Stefan Schmöger weiß wovon er spricht, denn solche Einsätze hatte er schon einige. Vor allem erinnert er sich an den 17. März 1993, als in Bad Neustadt ein größerer Gasunfall die Rettungskräfte forderte.
Nicht nur die Feuerwehr, auch Rotes Kreuz, Malteser oder Technisches Hilfswerk sind bei solchen Einsätzen dabei, sagt Alexander Klamt, Katastrophenschutzbeauftragter des BRK-Kreisverbandes Rhön-Grabfeld. Er verweist auf spezielle Einheiten in diesem Fall. Je Leitstellenbereich gibt es eine Schnell-Einsatz-Gruppe für chemische, biologische, radioaktive, nukleare und explosive Gefahren (SEG CBRNE) . Auch die Feuerwehr hat darauf spezialisierte Einsatzkräfte in ihrem Gefahrgutzug mit den entsprechenden Gerätschaften, fügt Kreisbrandrat Stefan Schmöger an.
Solche Einsätze seien für die Rettungskräfte in Rhön-Grabfeld zum Glück recht selten, sagt der Kreisbrandrat. Er erinnert als Beispiel an den Gefahrgutunfall auf der B 279 bei Schönau, den Einsatz in einem Baumarkt in Mellrichstadt, bei einem großen Logistikunternehmen in Bad Neustadt, in Oberelsbach oder kürzlich in Querbachshof. In Oberelsbach war es beispielsweise Ameisensäure, die ausgetreten war, in Schönau ein Lkw mit Gefahrgutstoffen, der im Graben lag.
Stützpunktfeuerwehren sind speziell ausgerüstet
Solche Einsätze können auf jede Feuerwehr zukommen, daher auch die spezielle Ausbildung. Es gibt aber auch besondere Kennungen, wie orangefarbene Tafeln, das gelbe Gefahrensymbol oder auch Signalwörter. Diese Symbole kennzeichnen explosive, gasförmige, entzündbare oder giftige und ätzende Stoffe. Weitere Informationen für den Unterricht finden sich in der Feuerwehrdienstvorschrift "Einheiten im ABC-Einsatz". Der Kreisbrandrat nennt in diesem Zusammenhang auch Kleinmengen, die oftmals transportiert werden. "Gerade deshalb müssen auch die Ortsfeuerwehren diese Kenntnisse haben." Daher sei auch das erste Meldebild wichtig, um zu erkennen, welche Spezialeinheiten alarmiert werden müssen. Spezielle Gerätschaften besitzen die jeweiligen Stützpunktfeuerwehren.
Stefan Schmöger erwähnt bei solchen Einsätzen den wichtigen, guten Kontakten zu den jeweiligen Fachschaften. Gemeinsam werde dann die Situation analysiert und das weitere Vorgehen besprochen. Zu diesen Fachschaften gehören unter anderem die Mitarbeiter der Rhön-Gas, Vertreter der zuständigen Polizeidienststellen oder auch die Katastrophenschutzbeauftragten Gerald Söder vom Landkreis Rhön-Grabfeld, Alexander Klamt, BRK-Kreisverband und die Fachberater des Technischen Hilfswerks. Wichtig sei es, das erkennt man auch bei solchen Einsätzen, dass nicht überhastet gearbeitet wird.
Spezielle Chemikalienschutzanzüge
Er verweist im Gespräch auch auf die speziellen Chemikalienschutzanzüge, die erforderlich sind, um zu prüfen, ob Gefahrstoffe ausgetreten sind. In diesem Zusammenhang nennt Schmöger auch den erforderlichen Dekontaminationsplatz mit der Dekontaminationsdusche. Hier werden diejenigen, die mit CSA (Chemikalienschutzanzug) im Einsatz waren, gereinigt. Dann können sie sich wieder ausziehen, ohne dass sie mit dem Gefahrstoff in Berührung kommen.
Auch der Ortsverband Mellrichstadt des Technischen Hilfswerk sei für solche Situationen vorbereitet, sagt Ortsbeauftragter Christian Klein. Speziell ausgebildete Helferinnen und Helfer übernehmen im Ersteinsatz die Sicherung der Einsatzstelle und unterstützen bei Rettung oder Bergung von Verletzten. Sie helfen beim Entfernen von Trümmerteilen oder übernehmen die Dokumentation der abgesuchten Bereiche. Um bei Explosionen die Sicherheit an der Einsatzstelle zu gewährleisten, hat jeder Ortsverband ein sogenanntes 4-Gas-Messgerät. Damit lässt sich feststellen, ob gefährliche Gase vorhanden sind und wenn ja, in welcher Konzentration. Bei größeren Lagen werden die Fachgruppen Ortung, Räumen sowie Führung und Kommunikation und der Trupp ESS zur Einsatzstellensicherung alarmiert.
"Das Tragen von Schutzanzügen muss geübt werden", sagt Kreisbrandmeister Christoph Wohlfahrt, Ausbilder des einmal jährlich stattfindenden CSA-Lehrgangs. Immerhin haben die Wehrleute ein Gewicht von rund 30 Kilogramm zu tragen, denn Atemschutzgeräte, Atemschutzmaske, Funkgerät, vier Paar Handschuhe und der Schutzanzug mit allein acht Kilogramm bringen einiges auf die Waage.
Für fachliche Beratung und Unterstützung kann die Vereinigung TUIS (Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem) eingeschaltet werden. In einem Drei-Stufen-Modell steht TUIS den Einsatzkräften zur Verfügung und zwar durch Beratung der Experten am Telefon, am Ort selbst und die technische Hilfeleistung am Unfallort