
Mit viermonatiger Verspätung gingen die Wegfurter Theaterabende nun doch über die Bühne, nachdem in der Vorweihnachtszeit das Spiel wegen Erkrankung eines Akteurs nicht möglich war. Das Warten hat sich aber gelohnt. Spielleiter Egon Sturm strahlte nach den drei Vorstellungen: „Es hat sich gelohnt, wir sind selbst richtig überrascht, wie gut das Spiel beim Publikum angekommen ist“.
Mit ernsthaftem Kern
Es gab auch wirklich viel zu lachen bei dieser Komödie in vier Akten des schwäbischen Autors Peter Schwarz. Dabei hatte die Geschichte sogar einen richtig ernsthaften Kern, denn den Zuschauern wurde einmal mehr vor Augen geführt, auf welche naive Art und Weise sich auch noch heutzutage manche Leute den allergrößten „Mumpitz“ aufschwatzen und sich ihr Geld aus der Tasche ziehen lassen. Dass dabei auch noch ein aktueller lokaler Bezug zu den Straßenarbeiten rund um Wegfurt hergestellt werden konnte, war nur ein kleiner aber umso pikanterer Nebeneffekt.

Für einen Wegfurter Theaterspieler ist es seit Jahren Pflicht, Rhöner Mundart speziell aber Wegfurter Dialekt zu beherrschen. Für den Grandseigneur der Theatergruppe Alfred Mölter genauso wenig ein Problem wie für Matthias Tratt, oder Karin Korb und Magda Totten. Sie alle gehören seit vielen Jahren zu den etablierten Spielerinnen und Spielern, die die Mundart sozusagen noch mit der Muttermilch aufgesogen haben.

Dieses Mal kam mit Jonas Griebel ein rechter Jungspund dazu, der zum ersten Mal auf der Theaterbühne stand, aber gleich wie abgeklärt seine Polizistenrolle absolvierte. Mundart? Beim Jonas kein Problem. Ebenfalls zum ersten Mal dabei Eva Härter. Auch sie spielte ihren Part als Polenmädchen Eva in routinierter Art und Weise, perfekt ihr polnischer Akzent. Erste Sahne. Mit Eva und Jonas werden die Wegfurter Theaterfreunde in den nächsten Jahren wohl noch viel Freude haben, ihre Theaterpremiere haben Beide jedenfalls mit Bravour absolviert.
Herausforderung
Für Helga von Garrel, Neubürgerin aus Norddeutschland, ist das Wegfurter Theater dagegen schon eine Herausforderung. Aber sie hat sich inzwischen ebenfalls voll in der Gruppe etabliert, spielte ihre Rolle als Amerikanerin in Regierungsauftrag mit friesischem Akzent so richtig herzerfrischend und wurde so zu einem schönen Gegenpart zur Rhöner Mundart. Dass man auch fast schon nebenbei mit dem Publikum gekonnt kokettieren kann, zelebrieren Alfred und Matthias auf recht originelle Weise. Bei ihren „Vertragsverhandlungen“ mit der Helga und ihrer Namensvorstellung grinst der Alfred ins Publikum: „Freunde, däffe aach Schosi zu mir söö“. Da ist ihm Szenenapplaus sicher.
„Gäeld es Männersache“, verkündet stolz der Alfred (Mölter), als er mit seinem Freund Matthias (Tratt) den scheinbar großen „Wurf“ gelandet hat. Beide waren in finanzielle Schieflage geraten, beide waren von ihren „Herzdamen“ Magda (Totten) und Karin (Korb) verlassen worden. Nun saßen sie da, um zu beratschlagen, wie man zu Geld kommen könnte. Da taucht Helga (von Garrel) auf, die sich als Regierungsbeauftragte ausgibt und den beiden aufschwatzt, dass sie einen Straßenabschnitt mieten, und als sogenannte „Wegezollpolizisten“ den Autofahrern eine Benutzungsgebühr aus der Tasche ziehen können.
Straßenzoll

Was liegt da näher als die Wegfurter Hauptstraße zu mieten, da wird man ja noch schnell zum Millionär, bevor die Umgehungsstraße im Sommer fertig wird. Als Vorschuss geben sie der Helga ihre ganzen Ersparnisse. Der erste, den sie beim Abkassieren erwischen, ist Jonas (Griebel), der junge Dorfpolizist, den sie vom Fahrrad gezerrt haben, der sich allerdings mit Händen und Füßen wehrt, Straßenzoll zu zahlen. Aber da kommen wieder die Ehefrauen ins Spiel, die dieses „Theater“ bald durchschauen, den armen „in Beugehaft“ befindlichen Jonas wieder befreien und gemeinsam mit ihm und Eva (Härter) die Betrügerin Helga (von Garrel) überführen. Und ein „happy end“ hat die Geschichte dann auch noch, denn die Ersparnisse der zwei „Möchtegern-Millionäre“ sind noch da und werden von den Ehefrauen sicher gestellt.
Stolz auf den Dialekt
Eines kann für das Wegfurter Theater festgestellt werden. Die Wegfurter sind stolz auf ihren Dialekt. So wird aus Mundarttheater echtes Volkstheater. Ein echter Garant dafür ist Spielleiter Egon Sturm, der alle Facetten des Mundarttheaters kennt. Den Dialekt beherrscht auch Tamara Räder, die ihren Papa Egon Sturm als Abteilungsleiterin im letzten Jahr „beerbt“ hat und frisch und fröhlich das Wegfurter Theaterpublikum begrüßte und die Akteure zum Schluss in origineller Weise vorstellte. Kein Wegfurter Theater ohne die „Theatermutter“ Burgl Manger, die im Hintergrund zum wievielten Male überhaupt für den reibungslosen Ablauf sorgte und auch als Souffleurin immer auf der Höhe des Geschehens sein muss. Für das rechte Outfit schließlich war wieder Karina Weikard verantwortlich. Abgerundet wurden die Abende sowohl von den Wegfurter Dorfmusikanten als auch von der Auszeit-Musi aus Langenleiten.
In diesem Jahr werden die Theaterfreunde noch einmal auf ihre Kosten kommen. Die Wegfurter wollen in der Vorweihnachtszeit wieder ein neues Stück auf die Bühne bringen.