
Parkplatzchaos und einsame Waldwege, grandiose Aussichten und ständiges Motorengebrumm – wer sich auf die Extratour Guckaisee macht, erlebt die Schönheiten der Rhön ebenso wie touristischen Trubel. Im Zentrum steht nun mal die Wasserkuppe, höchster Berg Hessens und der Rhön und beliebtes Ausflugsziel nicht nur für den Großraum Frankfurt. So ganz ohne touristische Auswüchse bleibt das nicht. Aber dennoch, diese Wanderungen hat soviel zu bieten, da bleiben dies kleine Nebenaspekte.
Start für unsere Tour ist der namensgebende Guckaisee, den wir über Gersfeld erreicht haben, von wo aus er ausgeschildert ist. An dem kleinen malerisch gelegenen See, dem einzig natürlich entstandenen in der Rhön, gibt es nicht nur viele Parkplätze, sondern auch die Guckai-Stuben, die als lohnendes Ziel am Ende der Tour stehen.
Genau zu dieser Gaststätte orientieren wir uns zunächst und stoßen erstmals auf das rote G auf einem Wegweiser, dem wir zunächst in Richtung Obernhausen folgen. Auf diese Weise erreichen wir den Pferdskopf-Gipfel, einen der absoluten Höhepunkte der Tour, als eine Art Krönung erst kurz vor Ende der Wanderung.
Flugzeuggebrumme
Steil bergauf führt die Tour zunächst über eine Wald- und Wiesenlandschaft auf den Sattel des Südhanges der Wasserkuppe. Bei günstigem Flugwetter ist hier schon regelmäßig das Gebrumme der Flugzeuge zu hören, die zu Rundtouren über die Rhön starten oder Segelflugzeuge nach oben schleppen. Nach dem kräftigen Anstieg rückt erstmals das Radom als markantes Gipfelzeichen der Wasserkuppe ins Blickfeld.
Wir wenden uns aber nach rechts und laufen von zahlreichen Kühen beäugt über eine große Weidefläche weg von der Wasserkuppe. Der durchweg gut beschilderte Weg führt durch herbstlichen Wald und Weiden über den Hemm-Haug zum Zuckerfeldlift. Bis zur Talstation geht es steil nach unten, wo dann nach wenigen Metern und einer Überquerung der B 284 der Gersfelder Ortsteil Obernhausen erreicht ist.
Vorbei am Spielplatz des adretten Rhöndorfs erreichen wir hier beim Überqueren der jungen Fulda den niedrigsten Punkt unserer Wanderung. Aus dem Ort hinaus geht es nun wieder langsam, aber stetig bergan. In langen Serpentinen führt der Weg den Feldberg hinauf. Je höher man dabei kommt, desto eindruckvoller wird die Aussicht auf den Gersfelder Talkessel und die Berge dahinter.
Oben angekommen, breitet sich eine große Wiesen- und Weidefläche aus, an deren Rand es nun entlang geht – auf der einen Seite die Wasserkuppe samt regem Flugbetrieb, auf der andern die Kaskaden-Schlucht. Ein kurzes Stück verlaufen hier die Extratouren „Guckaisee“ und „Rotes Moor“ unterhalb eben dieses Moores auf derselben Strecke, bevor unser Weg – nun identisch mit dem Hochrhöner – nach links abbiegt und nach einiger Zeit wieder die B 284 quert.
Imposanter Blockschuttwald
Wir tauchen in einen ursprünglichen und reichlich imposanten Blockschuttwald ein, über dessen geologische Besonderheiten Infotafeln Auskunft geben. Nach einem großen Fichtenbestand, dessen Boden komplett von Klee und Farn überwuchert ist, geht es wieder bergauf, bis die Fuldaquelle erreicht und damit in etwa die Hälfte der Tour geschafft ist.
Hier macht es sich allerdings bemerkbar, dass schon seit langen Kilometern keine Rastmöglichkeit am Wegrand eingerichtet ist. Alle Bänke sind belegt. Gut, wenn man weiß, dass am Rande des Parkplatzes auf der anderen Seite der Wasserkuppenzufahrt einige Tische und Bänke für hungrige Wanderer bereitstehen.
Von hier führt der Weg nun am Hang unterhalb der Start- und Landebahn des Fluggeländes in Richtung Schafstein. Eine prächtige Aussicht in Richtung Heidelstein und Lange Rhön lässt sich genießen, wenn man die historische Dorfstelle Grumbach passiert.
Man sollte in der Folge auf keinen Fall den Fehler machen und auf den Abstecher zum Schafstein verzichten. Was diese Kernzone bietet, ist einmalig in der Rhön. Zunächst führt der Weg durch einen uralten, verwilderten Bockschuttwald steil bergauf. Wir halten uns auf dem Rundweg rechts und treffen bald auf eine erste, schon recht imposante Blockschutthalde. Mancher Besucher turnt über die Steine am oberen Ende, um das Ausmaß besser erkennen zu können, was aber nicht ganz ungefährlich ist. Andere genießen auch so den Blick in die Tiefe und auf Wüstensachsen.
Die eigentliche Sensation ist aber dann wenige Meter weiter eine weitere, die größte Basaltsteinhalde der Rhön. Hier lockt der Blick in die Tiefe auf die gewaltigen Ausmaße des Steinmeeres ebenso wie der Ausblick nach Norden Richtung Milseburg und hessisches Kegelspiel.
Blick zurück
Wer sich hiervon lösen wieder kann, läuft nun durch die imposanten, alten Buchenwaldbestände der Kernzone bergab. Nach dem Ende der Schafstein-Schleife führt der Weg auf der anderen Seite des Flugfelds vorbei – das langweiligste Stück der Tour, könnte man nicht ab und an einen Blick zurück auf den Schafstein werfen.
Schon bevor die Wasserkuppe erreicht ist, herrscht einiger Trubel. Wegen einer Straßensperrung gibt es hier derzeit ein ziemliches Parkchaos. Verschiedene Gaststätten, das Deutsche Segelflugmuseum, das Rhön-Info-Zentrum und das Informationszentrum des Biosphärenreservats mit dem Bauernladen bilden nur einen Teil des touristischen Angebots auf dem Berg der Flieger.
Der Weg selbst hat aber auch noch einige Attraktionen zu bieten. Zunächst führt er an der Rodelbahn vorbei zur Abtsrodaer Kuppe und von hier unterhalb der ehemaligen Radarstation zum Fliegerdenkmal. Von welchem dieser Punkte die Aussicht über die Rhön, schöner ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Über die weiche Matten – vorbei an mehreren geologischen Infotafeln geht es nun allmählich dem Pferdskopf entgegen. Für viele, die hier oben angekommen sind, hat sich die Frage nach der schönsten Aussicht dann erledigt.
Gipfelkreuz
Warum nur, stellte sich allerdings gleich die nächste Frage, findet sich das „Gipfelkreuz“ einige Meter unterhalb des Gipfels. In der Nazi-Zeit, so die Antwort, wurde das Kreuz unter dem Vorwand der Flugsicherheit umgesägt. Gläubige Rhöner errichteten es entsprechend tiefer wieder, was die damaligen Verantwortlichen dann zähneknirschend hinnehmen mussten.
Auf dem nun folgenden letzten Abschnitt der Tour geht es schon fast alpin bergab durch einen Buchenwald zum Guckaisee und seiner Gaststätte und damit auch dem Ende einer letztlich richtig ansprechenden Tour entgegen.
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Extratour Guckaisee
10 Jahre Hochrhöner
In diesem Herbst wird der Hochrhöner zehn Jahre alt. Grund genug, in einer kleinen Serie verschiedene Aspekte dieses Erfolgsprojekts zu beleuchten und verschiedene Extratouren, die um den Hochrhöner herum angelegt wurden und noch werden, einmal kurz vorzustellen.
Dabei werden Einstiegspunkte genannt, die natürlich beliebig ausgewählt sind. Auch die Richtung, in der die Rundwege begangen werden, ist natürlich umkehrbar. Einen solchen Wanderweg einmal andersherum zu laufen, bietet durchaus ganz neue, zusätzliche Eindrücke.
Nach der Kreuzbergtour auf den heiligen Berg der Franken geht es diesmal wieder nach Hessen zum höchsten Berg der Rhön, zur Wasser und zum naheliegenden Gukaisee, nach dem die Extratour benannt wurde.
Das soll für dieses Jahr die letzte Tour sein. Nachdem unsere Wandervorschläge so aber so gut angekommen sind, wird die Serie im kommenden Frühjahr ihre Fortsetzung finden.
Eine handliche Zusammenfassung über alle derzeit 25 Extratouren hat der Dehler-Verlag in Petersberg herausgebracht. Das etwa 60 Seiten starke Heft „Extratouren“ ist für 4,80 Euro im Buchhandel und bei den Tourist-Informationen erhältlich.
ONLINE-TIPP
Alle Beiträge unserer Wanderserie unter www.mainpost.de/rhoenerwandertouren




