
Seit er im Ruhestand ist, lebt Heinz Gauly im Heimatdorf seiner Frau in Salz. Doch von Ruhestand kann eigentlich keine Rede sein. Auch an seinem 80. Geburtstag an diesem Mittwoch hat Gauly noch jede Menge neuer Themen im Kopf, die irgendwann einmal in Buchform erscheinen sollen. Das ganz große Rätsel der vergangenen Jahrzehnte konnte er aber noch nicht lösen: Die Suche nach der Kaiserpfalz Karls des Großen ist noch immer nicht beendet. Und wird sich wohl auch noch einige Jahre hinziehen.
Dass die Kaiserpfalz oben auf dem Veitsberg noch im Ackerboden verborgen liegt, das glaubt Heinz Gauly nicht. „Es wäre die erste Pfalz, die auf einem Berg läge“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Eine Reihe von namhaften Historikern lehnt diese These rundweg ab“, meint der Heimatforscher und sucht weiterhin vor Ort wie in den archivalischen Quellen nach dem Standort des vor mehr als 1000 Jahren weltweit bedeutenden Domizils Karls des Großen. Die Suche nach der Kaiserpfalz war das erste große Thema, dem sich Heinz Gauly im Ruhestand in seinem Sälzer Domizil in der Karl-Straub-Straße widmete. Und diese Suche sollte sich zu einer Art zweites Lebenswerk entwickeln.
Heinz Gauly wurde am 28. September 1931 in Würzburg geboren. Schon früh kam er mit der Geschichte in Berührung, da er unweit des Augustinerklosters von der elterlichen Wohnung aus in den Garten der Mönche schauen konnte. Die Leidenschaft für die Historie wurde spätestens in Jugendjahren geweckt und riss Zeit seines Lebens nicht mehr ab. Nach der Schulzeit an einem humanistischen Gymnasium („Oh, Altgriechisch war schwer!“) absolvierte Gauly eine Ausbildung zum Industrie- und Verwaltungskaufmann. Ein Beruf, in dem er mehrere Jahre arbeitete, und dann nach Mainz ging. Dort war Heinz Gauly drei Jahrzehnte lang Leiter der Verwaltung des Bischöflichen Priesterseminars sowie der Bibliothek und des Archivs des Bistums Mainz. Also sozusagen an den Quellen der Geschichtsforschung. Gauly pflegt bis heute auch Kontakt zu Kardinal Karl Lehmann, dem früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. „Wir haben sogar einmal zusammen Fußball gespielt“, erinnert sich Gauly. „Damals, als er noch kein Bischof und Kardinal war.“
Im Herbst 1994 zog Heinz Gauly schließlich im Ruhestand nach Salz und gründete schon wenige Jahre später den Arbeitskreis Sälzer Geschichte, dem er bis heute vorsteht. Vor allem die Genealogie hat es Heinz Gauly angetan. Familien- und Namenforschung sind seine liebsten Steckenpferde und füllen in seinem Arbeitszimmer unter dem Dach Ordner um Ordner. Auch im Verein der Freunde der Mainfränkischen Geschichte Würzburg, in der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Rhön-Grabfeld und der Arbeitsgemeinschaft Rheinische Familienkunde arbeitet Gauly immer wieder engagiert mit. Wird er nach seinen Veröffentlichungen der letzten Jahre gefragt, scrollt er mit der Maus bildschirmseitenweise nach unten und wundert sich selbst, wie viel er in den letzten Jahren geschrieben hat.
Für seine Tätigkeit um die Sälzer Geschichte, hat ihm die Gemeinde sogar die Ehrenbürgerwürde verliehen. Doch die Frage nach seiner jüngeren Biographie überspringt der bescheidene Mann ganz schnell. Es muss ja weitergehen in Sachen Heimatforschung. Die noch irgendwo verborgene Kaiserpfalz ruft. Auch das Rätsel um die Johann-Uhr, ein 200 Jahre altes astronomisches Meisterwerk eines aus Steinach an der Saale stammenden Mönches, muss irgendwie noch gelöst werden. Und auch die Kirche Mariä Himmelfahrt in Salz bedarf seiner Aufmerksamkeit. Für diese hat der Heimatforscher einen neuen und umfangreichen Kirchenführer erarbeitet. „Er ist fast fertig“, sagt Heinz Gauly. „Es fehlen nur noch die Bilder!“