
Wohnen in einem Schloss kann recht kompliziert sein. Davon durften die Besucher des Erzähl-Cafés im Gewölbekeller des Caritashauses einiges aus berufenem Munde erfahren, denn Hans Freiherr von Bibra hatte als charmanter Erzähler viele Geschichten aus dem Wasserschloss Irmelshausen mitgebracht.
Dort begann sein Leben im Januar 1947 als Folge der Nachkriegsnöte. Sein Vater Hans von Bibra, der in Berlin gelebt hatte, fand hier ebenso einen Zufluchtsort wie seine Mutter, die auch eine von Bibra war, aber aus einer anderen Linie stammte. Hänschen, wie der junge Baron zunächst genannt wurde, besuchte die Dorfschule, in der die Klassen eins bis vier in einem Raum unterrichtet wurden. Für eine bessere Vorbereitung auf die Gymnasiallaufbahn kam er ins evangelische Schülerheim nach Bad Königshofen und wurde hier unter anderem vom späteren Terroristen Andreas Baader beaufsichtigt.
Jura statt Chemie
Im Gaibacher Internat fand er vor allem an Chemie Gefallen, die Aussicht auf tolle Frauen ließ ihn dann aber nach Heidelberg zum Jura-Studium gehen. Aber nicht in der Fremde lernte er seine erste Frau kennen, sondern in Bad Königshofen auf dem Marktplatz. Die junge Familie lebte zunächst bei Würzburg, entschloss sich dann aber, nach Irmelshausen ins Schloss zu ziehen und so den Eltern das Zuhause zu sichern.
Denn welchem Familienmitglied welcher Teil gehörte, darüber wurden im Lauf der Familiengeschichte nicht selten Prozesse geführt. Unter anderem verklagte der eigene Großvater Hans von Bibra, als er gerade mal sechs Jahre alt war, sodass er mit seinen Eltern schon in der Kindheit oft vor Kanzleigebäuden stand.
Diese Erfahrungen haben ihn zu einem Anwalt werden lassen, der sich vor allem darum bemüht, Streitigkeiten außergerichtlich beizulegen. Dass er zu den guten Vertretern seines Standes gehört, lässt sich nicht nur im Focus-Spezial nachlesen, sondern das bescheinigte ihm im Erzähl-Café auch seine dritte Frau Yvonne Freifrau von Bibra, die ihre Freizeit mit ihm im Schloss genießt.
Schafkopf als Hobby
Mittlerweile lässt es sich ja auch gut beheizen, besonders tut sich da der legendäre Ofen hervor, der aus drei ausgedienten Kanonen angefertigt wurde. Weil das Schloss ideal als Filmkulisse geeignet ist, standen hier schon Schauspieler wie Gert Fröbe und Erika Pluhar vor der Kamera. Hinter dem schönen Gesamteindruck steckt aber eigentlich immer irgendwo eine Baustelle, räumte Hans Freiherr von Bibra ein und gestand offen, dass er seine Bad Kissinger Kanzlei auch als Siebzigjähriger noch betreibt, damit er das Schloss halten kann. „Ohne Herzblut geht so etwas nicht“, ließ er die Liebe zu seinem Zuhause erkennen. Sein größter Wunsch wäre es, dass einer seiner Enkel einmal das Schloss übernimmt.
Viele Fragen richtete Moderator Wolfgang Kitscha an den Baron, der Kunst, Antiquitäten und seinen Hund zu seinen Hobbys zählt. Als er gestand, dass er seit seinem zehnten Lebensjahr Schafkopf um Geld spiele, flachste Kitscha: „Ach, deshalb sind Sie so wohlhabend.“