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BAD NEUSTADT
Für die Opfer bleibt zu wenig Zeit
Manfred Krug (rechts) und Holger Pfister leiten bisher die Außenstelle Rhön-Grabfeld des Weißen Rings. Sie sind auf dringender Nachfolger-Suche.
Foto: Karin Nerche-Wolf | Manfred Krug (rechts) und Holger Pfister leiten bisher die Außenstelle Rhön-Grabfeld des Weißen Rings. Sie sind auf dringender Nachfolger-Suche.
Karin Nerche-Wolf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:14 Uhr

„Wenn alle den Verbrecher jagen, wer bleibt dann eigentlich beim Opfer?“ Auf diese Frage gab es in den vergangenen zehn Jahren eine eindeutige Antwort: Manfred Krug und Holger Pfister. Sie leiten die Außenstelle Rhön-Grabfeld des Weißen Rings – noch – und suchen aktuell geeignete Nachfolger. Denn die beruflichen Notwendigkeiten lassen ihnen keinen Spielraum mehr, ihr Ehrenamt in gewohnt engagierter Weise fortzuführen.

Wer käme für diese Aufgabe infrage? „Sehr oft sind es pensionierte Polizeibeamte, die den Weißen Ring in den 420 bundesweiten Außenstellen leiten“, erläutert Manfred Krug. Denn Polizisten kennen durch ihre Tätigkeit beide Seiten, die des Täters und des Opfers, müssen sich aber dienstlich schwerpunktmäßig um die Ermittlung kümmern und haben oft das Gefühl, für die Opfer zu wenig Zeit zu haben. Das ließe sich im Ruhestand ändern.

Lehrgänge für Einsteiger

Manfred Krug aus Rothhausen und Holger Pfister aus Mellrichstadt sind beide bei der Bundespolizei im Aus- und Fortbildungszentrum in Oerlenbach im Bereich Kriminalistik und Kriminologie, zu der auch die Viktimologie (Opferlehre) gehört, tätig und haben ein Jahrzehnt lang den Spagat geschafft, die ehrenamtliche Opferbetreuung beim Weißen Ring von den beruflichen polizeilichen Verpflichtungen abzugrenzen.

Um die Belange des Opfers kümmern kann sich natürlich auch jede andere Persönlichkeit aus nicht „einschlägigem“ Umfeld. Sie wird darauf in verschiedenen Wochenend-Lehrgängen vorbereitet, der Grundlehrgang findet in Schney statt, die weitere Ausbildung in Mainz, dem Sitz des Weißen Rings.

70 Mitglieder im Landkreis

In Rhön-Grabfeld zählt der Weiße Ring rund 70 Mitglieder, die alle durch ihren Beitrag zur Handlungsfähigkeit der Organisation beitragen, ansonsten aber passiv sind. Als Aktive nehmen sich ausschließlich Krug und Pfister der gewünschten Hilfestellung an. Rund zwei- bis dreimal im Monat wird ihre Unterstützung in Fällen von sexuellem Missbrauch, Stalking, Betrug, Trickbetrug, häuslicher Gewalt, Körperverletzung, Raub, Einbruch, Nötigung und Totschlag angefragt.

Manchmal reicht ein Ratschlag, meist wird aber konkrete Hilfe gebraucht. Dann vermittelt der Weiße Ring die richtigen Ansprechpartner für seelische Notlagen, aber er übernimmt auch die Begleitung zur Polizei und zum Gericht, hilft beim Ausfüllen von Formularen und gibt Hinweise, welche Mittel einem Opfer nach dem Opferentschädigungsgesetz zustehen. In dringenden Notfällen stellt er Soforthilfe bis zu 250 Euro unbürokratisch zur Verfügung, darüber hinausgehende Beträge müssen über die Bundesgeschäftsstelle in Mainz beantragt werden.

Mehr Opfer als Kontakte

Überzeugt sind Manfred Krug und Holger Pfister, dass die Dunkelziffer von Kriminalitätsopfern in Rhön-Grabfeld höher liegt als die tatsächlichen Kontakte. Gerade auf dem Land gebe es oft eine falsche Scham vorm Herumsprechen, die verhindere, dass sich die Opfer an den Weißen Ring wenden.

Wer sich dafür berufen fühlt, die Arbeit des Weißen Rings im Landkreis Rhön-Grabfeld fortzuführen oder durch seine Mitgliedschaft zu unterstützen, kann sich wenden an: Manfred Krug, Tel. (09724) 907474 oder dienstlich unter Tel. (0 97 25) 7 10 33 50, manfred.krug@polizei.bund.de Weitere Informationen zum Weißen Ring gibt es unter www.weisser-ring.de, das kostenlose Opfer-Telefon ist erreichbar unter Tel. 11 60 06.

Land testet Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt gegen Männer       -  Um die Täter kümmert sich die Polizei. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Weißen Rings betreuen Opfer von Verbrechen. Unser Archivbild zeigt eine Übung der Polizei, die einen Schläger verhaftet.
Foto: Fredrik von Erichsen/dpa | Um die Täter kümmert sich die Polizei. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Weißen Rings betreuen Opfer von Verbrechen. Unser Archivbild zeigt eine Übung der Polizei, die einen Schläger verhaftet.
 
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