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Bad Neustadt
Fünfe auf einen Streich
Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Foto: Peter Reiß | Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 15.07.2023 05:38 Uhr

Susanne Bonora und Sylvelin Leipold, angereist mit gleich fünf Märchen der Brüder Grimm, bis auf eines alle bekannt, und ohne jedwedes Gepäck. Kein Bühnenbild, keine langen Erzählungen und Dialoge, kaum Requisiten, mal ein Stuhl, mal ein Tuch oder Topf,

keine Kostüme, mal eine Schürze oder Sonnenbrille reichen für die Verwandlung. Es spricht: der Körper. Es lebt: die Fantasie.

Und wie. Gleich beim ersten Märchen kämpfen sich zwei Schwestern von zwei Seiten durch eine klebrige Masse. Es fällt hie und da das Wort "süß". Sie schlabbern und schmatzen. Doch die Pampe wird immer zäher. Aus Genuss wird Ekel und Schwerstarbeit, bis sie sich am Gipfel begegnen und stöhnen: süßer Brei. Sie steigen den Berg hinab durch den Pframpf, der an Händen und Füßen klebt, und finden das ominöse Töpfchen, mit dem sich der Brei vermehren lässt. Die eine hebt an mit dem Zauberspruch einen weiteren Breiberg zu erzeugen. Doch halt. Es siegt die Vernunft über die Gier. Sie lassen es. Schlecht fürs Geschäft der Zuckerindustrie, aber eben nur im Märchen.

Das Duo bringt es fertig, mit dem Ausdruck des Körpers unkonventionell und spannend einen anderen und zeitbezogenen Blick auf einen Aspekt zu werfen und die ihm immanente Botschaft szenisch umzusetzen. So rücken sie beim tapferen Schneiderlein nicht dessen Taten ins Zentrum, sondern zwei Bedienstete am Hof des neuen Königs, also des Schneiderleins, und die wissen längst, was alle herum tratschen, nämlich dass sein Ruhm darauf gründet, sieben Fliegen auf einen Streich erschlagen zu haben.

Sie feixen und kichern. Kann es sein, dass der Schneider in Wirklichkeit ein Aufschneider ist? Beim Szenenwechsel lassen es sich dann die Akteurinnen als Fliegen auf einer Mahlzeit schmecken und sinnieren darüber, warum Fliegen auf keinen Fall zu siebt auftreten sollten. Es gäbe da so ein Narrativ...

Beim Märchen "Der Räuberbräutigam" liest - verkehrte Welt - das Kind der Mutter vor, die im Halbschlaf liegt. Während es von der Geschichte und besonders dem Mörderhaus begeistert ist, schreckt die Mutter hoch und ist verstört, ob solcher Brutalität. Sie beschließt, die Seiten herauszureißen. Märchen sind eben nichts für schwache Nerven. Deshalb mehr davon.

Von: Armin Meisner-Then (für die Stadt Bad Neustadt)

Susanne Bonora und Sylvelin Leipold als Rumpelstilzchen.
Foto: Peter Reiß | Susanne Bonora und Sylvelin Leipold als Rumpelstilzchen.
 
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