Beim Frühlingsturnier des Reit- und Fahrvereins in Großbardorf wurde es wieder sehr deutlich: Die Anzahl der Teilnehmerinnen übersteigt die Anzahl der Teilnehmer bei weitem. Woran liegt es, dass junge Mädchen von Pferden und vom Pferdesport so begeistert sind?
Vorstandsmitglied und Pferdebesitzerin Carolin Mahlenbrei, kann aus eigener Erfahrung berichten und sieht auch, wie ihre kleine Nichte reagiert. "Die Pferde faszinieren viele kleine Mädchen, sie sind so große und schöne Tiere", sagt sie. Beim Spielzeug fängt es an: Ponys und weiße Einhörner mit kämmbarer Mähne findet man in vielen Kinderzimmern. Schaukelpferde sind beliebt, ebenso Pferdegeschichten als Buch oder Fernsehserie. Gern werden auch Pferde auf der Weide gestreichelt, mit Äpfeln oder Möhren gefüttert oder ein Reiterurlaub gebucht.
Gemeinschaft mit anderen
Wie Mahlenbrei berichtet, steht, wenn es abhängig vom Alter tatsächlich zum Kontakt mit echten Pferden kommt, das Reiten anfangs oft gar nicht allein im Vordergrund. "Auch die Pflege und das Drumherum sind den jungen Mädchen wichtig - vor allem, wenn das in Gemeinschaft mit anderen Kindern gemacht werden kann." Sie selbst und ihre Schwester haben damals im Alter von acht und elf Jahren mit dem Voltigieren im Verein begonnen und auch relativ schnell mit dem Reiten angefangen.
"Darüber hinaus haben wir jede freie Minute bei den (Schul-)Pferden verbracht, sie gepflegt, mit den Reiterfreundinnen gefachsimpelt, an den Wochenenden oder in den Ferien gelegentlich dort übernachtet und gegrillt. Dabei haben wir uns an die älteren Reiterinnen und Reiter gehalten und auch viel mit diesen unternommen." Die Mischung aus Zusammensein mit Freunden, Sport und der Pflege eines schönen Tieres gefalle den Mädchen, meint sie.
Verantwortung übernehmen
Was sagen drei junge Frauen, die beim ersten Tag des Frühlingsturniers angetroffen wurden? Der Samstag war den Dressurreitern vorbehalten, während es am Sonntag ums Springreiten ging. Das Frühlingsturnier ist immer ein Vorbote des großen Sommerturniers, das in diesem Jahr vom 26. bis 28. August stattfindet. Zoe Hahn, die zwei Einstellpferde in Großbardorf hat, bereitet sich auf das Springen A** am nächsten Tag vor. Ihre Freundinnen, Selina Kießner und Elena Ankenbrand geben ihr Recht, wenn sie davon spricht, wie schön das Miteinander im Stall ist und dass es gut ist, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen.
"Man braucht die Unterstützung durch die Familie, nicht nur finanziell, sondern auch logistisch", sagen die drei Pferdefreundinnen. Zoe Hahn hat zum Beispiel neben Catoo’s Starlett noch ein zweites Pferd, weil sie auf Turniere geht. Und da genügt eines auch im Amateurbereich nicht. "Ich freue mich, wenn ich platziert bin", berichtet sie.
Die Sicht der Psychologin
Was sagt die Psychologin dazu? Silvia Hemmerling, Diplom-Psychologin und Reitlehrerin im brandenburgischen Paretz meint, dass die Mädchen gern einen starken Freund haben, dem sie vertrauen, von dem sie sich tragen lassen und auch ohne Worte verständigen können. Gleichzeitig übernehmen sie Verantwortung für die Pflege. Das helfe den Mädchen, selbstbewusst, selbständig und fürsorglich zu werden. Nur so lässt sich erklären, dass es ihnen sogar Spaß macht, Pferdemist wegzuräumen, Hufe auszukratzen und Boxen sauberzumachen. Nebenbei werden eine gute Körperhaltung und der Gleichgewichtssinn gefördert. Natürlich gebe es auch männliche Reitanfänger, die interessieren sich mehr für Spring-Wettbewerbe, Westernreiten und ähnliches. Aber laut Statistik sind rund 90 Prozent der Mitglieder in Reitvereinen unter 18 Jahren und weiblich.
Alle Ergebnisse des Frühlingsturniers in Großbardorf auf www.rfv-grossbardorf.de.