Stöbert man in den Bildarchiven der Main-Post, stößt man in den 1960er und 1970er Jahren auf Fotos, die das damalige Königshofen als eine der Faschingshochburgen zeigen. Es gab Kappenabende, Faschingsfeiern und einen Faschingsumzug mit Motivwagen.
Ja, selbst Prinzenpaare konnte die Stadt vorweisen. Weithin bekannt und beliebt war der Rosenmontagsball im Turnerheim. Dieser begann immer mit einer Polonaise, die von dem damaligen Stadtgärtner Mauer angeführt wurde. Bei Faschingsveranstaltungen, unter anderem beim Frauenbund, war Leonhard Hoffmann als Conferencier ein Begriff.
Faschingsferien gab es früher nicht
Faschingsferien gab es damals nicht, weiß Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Fastnacht wurde in alter Zeit lediglich am Faschingsdienstag gefeiert. An diesem Tag gab es selbstgebackene Krapfen. Kinder verkleideten sich als Clowns, Zigeuner und am häufigsten als Cowboy und Indianer. "Waren wir Indianer, bastelten wir Pfeil und Bogen selbst."
Am Faschingsdienstag durfte man im Fastnachtskostüm zum Schulunterricht. In der Schule wurden dann Spiele gespielt. Am Nachmittag folgte der Fastnachtsumzug aller Kinder durch das Dorf. Dabei wurden altbekannten Lieder gesungen, wie "Es gibt kein Bier auf Hawaii". Danach gings im jährlichen Wechsel in eine der beiden Gastwirtschaften. Die Jagdgenossenschaft spendierte für jedes Kind eine Bratwurst und eine Limonade. Reinhold Albert: "Das waren für uns Köstlichkeiten in der damaligen armen Zeit."
Kommunionkinder durften nicht Fasching feiern
Schmunzelnd fügt er an: Das Besondere war, dass man mit den "Mädlich tanzen durfte". Übrigens: Die Kinder, die in diesem Jahr zur Erstkommunion gingen, durften sich an Fasching weder verkleiden noch am Umzug teilnehmen, geschweige denn im Wirtshaus tanzen. Der Kreisheimatpfleger: "Wie die armen Sünder kamen sie sich, in der Ecke sitzend, unter den Feiernden vor." So oder ähnlich war es auch in anderen Ortschaften des Grabfelds.
Die Zeit der Königshöfer Faschingsabende lebte 1952 wieder auf. Kappenabende fanden im Gasthaus Bayerischer Hof der Familie Röckelein statt. Der damalige Stadtpfarrer Karl Merz initiierte bei Kolping den ersten Kappenabend. Später kamen die Faschingsnachmittage von Frauenbund und Kolping in der damaligen Kegelbahn der Rosenau, heute Ärztehaus, hinzu. Leonhard Hoffmann war derjenige, der in dieser Zeit im wahrsten Sinn des Wortes "das Zepter" führte und sogar selbst einmal Faschingsprinz war.
Die Ideen gingen den Faschingsnarren nicht aus
Die Ideen gingen den Faschingsnarren nicht aus: Zum Beispiel wurde der Zoo des damaligen Landrats Karl Grünewald auf die Schippe genommen oder die veraltete Wasserleitung. Selbst das Müllproblem stand schon zur Debatte und politische Themen, die heute kaum noch bekannt sind. Otto Klör, ein bekannter Bastler, gestaltete aus größeren und kleineren Zeitungspapier-Schnipseln die Köpfe bekannter Persönlichkeiten.
Der größte Faschingszug dürfte 1929 durch die Straßen von Königshofen gezogen sein. Faschingsumzüge gab es aber auch in den 1990er Jahren noch in Saal an der Saale, Trappstadt und in anderen Ortschaften. Was bis vor einigen Jahren blieb, waren die Prunksitzungen im großen Kursaal der Frankentherme, die Frauenbund und Kolpingfamilie gestalteten. Seit Jahren ist allerdings Bad Königshofen eine fast faschingsfreie Stadt.