
Die Fruchtsaftkelterei Söder ist ein echter Familienbetrieb. Gegründet 1958 von Gustav und Melitta Söder, haben ihn 1990 Wolfgang und Barbara Söder übernommen. Inzwischen sind deren vier Kinder ebenfalls in der Kelterei tätig. Hubertus ist Fruchtsafttechniker, Johannes ist Obstbauer, die Töchter Julia und Elisabeth, verheiratete Becker, kümmern sich um Buchhaltung und Verkauf. Gemeinsam mit einigen Teilzeitkräften werden auch die arbeitsintensiven Erntezeiten bewältigt.
Am Fuße des Kreuzbergs in der Rhön gibt es noch viele Streuobstwiesen, die biologisch bewirtschaftet werden. Die Familie Söder besitzt selbst Streuobstwiesen, ist aber auch Partner für viele Streuobstwiesen-Besitzer in der Umgebung und ein entscheidender Teil der Vermarktung. Der Erhalt der Streuobstwiesen als wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Insektenarten, als ein Stück Lebensqualität und als Beitrag zum Klimaschutz ist der Familie wichtig. Das geht am besten durch Nutzung und Vermarktung der Obsterträge.
Trester wird als Vieh- und Wildfutter genutzt
Neben der Beteiligung am Bio-Streuobstsystem gibt es auch die konventionelle Schiene, auch hochwertig, aber ohne Zertifizierung. Wie das gelingt, berichtet Barbara Söder: "Wir legen die Tage genau fest, wann konventionell hergestelltes Obst angeliefert werden kann und wann die Bio-Ernte (immer mittwochs)." Es werden nur vollreife Früchte aus der Region angenommen, sie wandern zunächst ins Wasserbad und werden gewaschen. Über ein Förderband geht es weiter zur Mühle, wo sie gemahlen werden, anschließend beginnt der Pressvorgang.
Die Maische, so werden die zerkleinerten Äpfel genannt, durchläuft zwischen blauen Pressbändern immer kleiner werdende Walzen, die den Druck verstärken, sodass am Ende der Saft übrig bleibt und die ausgepresste Maische, genannt Trester. Dieser wird gerne von Bauern und Jägern abgeholt, da er sich sehr gut als natürliches Vieh- und Wildfutter eignet.
Kinder sollen den Produktionskreislauf kennen lernen
Geschmack und Qualität sind der Familie wichtig, deshalb wird der Saft nicht konzentriert, sondern als Direktsaft gelagert, ganz kurz sterilisiert, dann sofort wieder abgekühlt und ohne Zusätze abgefüllt. So bleiben Mineralien und Vitamine weitgehend erhalten. "Wir haben genug Lagerkapazitäten", sagt Barbara Söder. "Vom Baum in die Kelterei, auf kurzen Wegen und frisch gepresst – gesünder geht’s nicht." Die Säfte werden ausschließlich in Mehrweg-Glasflaschen abgefüllt, das schont die Umwelt und sichert die Qualität der Säfte. Etiketten und Verschlüsse von zurückgenommenen Flaschen wandern ins Recycling.
Um Kindern den Kreislauf und die Zusammenhänge bewusst zu machen und sie zum natürlichen Geschmack zurück zu führen, gibt es Führungen für Kindergärten und Schulklassen. Nicht selten kommen hinterher Kinder mit ihren Eltern zum Einkaufen vorbei. Neben Apfelsaft gibt es auch weitere Sorten wie Birne, Kirsche, Rhabarber und Mischfruchtsäfte. Außer im hauseigenen Laden verkaufen die Söders ihre Säfte auch in Supermärkten in der Umgebung. Wolfgang Söders Spezialgebiet ist außerdem die Brennerei. Er stellt Schnaps und Likör her, für alle, die auch Alkoholisches genießen wollen.
Mehr Menschen lernen die Qualität zu schätzen
Durch die Corona-Pandemie gab es kurzzeitig Hamsterkäufe, aber dann hat sich das Geschäft wieder normalisiert. Die Kunden fragen aber vermehrt nach der Herstellungsweise und der Qualität. "Als wir 2005 die Bio-Säfte einführten, wurden wir belächelt. Heute gibt es immer mehr Leute, die kontrollierte Qualität zu schätzen wissen", sagt Barbara Söder. "Bio ist kein Luxusprodukt", meint sie. "Cola und Bier sind ungefähr genauso teuer wie unser Apfelsaft."
Sie ist stolz darauf, dass der Familienbetrieb ein gesundes, hochwertiges Produkt herstellt. Dafür nimmt sie lange Arbeitszeiten in Kauf. Was sie empört, ist die Tatsache, dass einige Obstbaumbesitzer immer älter werden und die Nachkommen sich nicht um die Früchte kümmern. "Mich ärgert es, wenn im Herbst Obst auf der Erde liegt und nicht genutzt wird."
Was außerdem negativ ist, erläutert Tochter Elisabeth. "Die Bürokratie ist zeitlich und finanziell belastend. Für alles müssen Nachweise geschrieben werden, da ist Sonntagsarbeit keine Seltenheit." "Wenn die Familie nicht zusammenhalten würde und wir stattdessen Leute beschäftigen müssten, wäre das teuer", ergänzt Barbara Söder. Hier gelte der alte Grundsatz "mit Fleiß und Schweiß".