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Brendlorenzen
Friseurmeister Kuno Barth aus Brendlorenzen legt nach 46 Jahren Kamm und Schere zur Seite: Wie geht es weiter?
Gesundheitsprobleme zwingen den 61-Jährigen zur Aufgabe seines Salons. Er und seine Frau Bettina hören zum 1. Januar 2025 auf. Die Zukunft des Geschäftes ist gesichert.
Zum 1. Januar 2025 werden Kuno Barth und seine Frau Bettina ihren Herren- und Damensalon an Nina Bieber (vorne) übergeben.
Foto: Peter Hüllmantel | Zum 1. Januar 2025 werden Kuno Barth und seine Frau Bettina ihren Herren- und Damensalon an Nina Bieber (vorne) übergeben.
Peter Hüllmantel
 |  aktualisiert: 11.09.2024 02:35 Uhr

Die Entscheidung ist Kuno Barth schwergefallen. Zum Jahresende legt der Friseurmeister in seinem Herren- und Damensalon in der Hauptstraße 36 in Brendlorenzen sein wichtigstes Handwerkszeug, den Kamm und die Schere, zur Seite. Er hört nach 46 Jahren auf. Und er tut es nicht freiwillig. Gesundheitliche Gründe zwingen den 61-Jährigen dazu. Dabei hätte er gerne bis zum 100. Jubiläum des Geschäfts im Jahr 2027, das er in dritter Generation seiner Familie führt, weitergemacht. "Aber es ist leider nicht möglich", sagt er.

Der alt eingesessene Salon Barth wird aber nicht schließen. Nina Bieber, eine Mitarbeiterin des aktuellen und auch zukünftigen Teams, wird den Salon ab 1. Januar 2025 übernehmen. "Da ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen, dass es weitergeht", sind Kuno Barth und seine Frau Bettina erleichtert. Was sich ändert: Aus "Salon Barth", der über dem Eingangsbereich die Kundinnen und Kunden begrüßt, wird "feel good – hair & friends".

Mitarbeit in der Friseur-Innung

Kuno Barth hatte 1978 als 15-Jähriger im elterlichen Betrieb die Lehre begonnen. Nach erfolgreichem Abschluss erweiterte er seinen beruflichen Horizont in Salons in Würzburg und Bad Kissingen. Nach der Meisterprüfung 1986 übernahm er ein Jahr später das Geschäft von seinem 1993 verstorbenen Vater Walter.

Kuno Barth fungierte als 2. Obermeister der damaligen Friseur-Innung Rhön-Grabfeld, war Modebeiratsvorsitzender und im Prüfungsausschuss tätig. Zwischen- und Abschlussprüfungen der Lehrlinge im praktischen Bereich fanden in seinem Salon statt.

Kuno Barth in Aktion. Das Bild entstand 2006.
Foto: Oliver Schikora | Kuno Barth in Aktion. Das Bild entstand 2006.

Kuno Barth und sein Team haben in all den Jahren nicht nur den Brendlorenzern, sondern auch Kundinnen und Kunden aus anderen Orten, den Kopf gewaschen, die Haare geschnitten, gefärbt und gestylt. Ob Friseur sein Traumberuf war?

Als Junge, so mit 13 Jahren, hat er samstags im Salon kleine Arbeiten verrichtet. "Gell, du wirst auch einmal Friseur", habe er häufig zu hören bekommen. Ebenso wie "Du bist aber ein fleißiger Bub". Und schon gab es 10 Pfennig Trinkgeld. "Manchmal sind 50 Pfennig zusammengekommen, da war ich vielleicht stolz."

Er habe sich schon ein bisschen verpflichtet gefühlt, die Familientradition fortzuführen, hat seine Entscheidung aber nicht bereut. Dass seine beiden Söhne beruflich einen anderen Weg eingeschlagen haben, "ist völlig in Ordnung".

Salon Barth ist auch eine Informationsbörse

Der Friseursalon war und ist eine Informationsbörse. Sport, vor allem der Fußball, Welt- und Lokalpolitik und was im Ort so alles los ist, wird besprochen und diskutiert. "Vor kurzem wurde erst über die BayWa-Kreuzung geschimpft", sagt Barth mit einem Schmunzeln. Geschichten könnte er viele erzählen.

Unvergessen bleibt ihm zum Beispiel ein Faschingstag vor vielen Jahren. "Ich lag krank im Bett. Abends haben vier Bekannte geklingelt. Sie wollten eine Glatze." Getreu dem Motto "Der Kunde ist König" ging er raus aus dem Bett und erfüllte zusammen mit seinem Vater Walter deren Wunsch. "Sie sind dann zum Feiern weitergezogen und ich bin wieder ins Bett."

Anfänge als "Rasier- und Haarschneidestube"

Emil und Johanna Barth hatten das Geschäft 1927 als "Rasier- und Haarschneidestube" gegründet. Ihr Sohn Walter und seine Ehefrau Doris übernahmen es in zweiter Generation. Doris Barth, inzwischen 84 Jahre alt, war viele Jahrzehnte die gute Seele im Betrieb.

Die neue Chefin, Nina Bieber, ist 37 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier Kinder (neun und sechs Jahre) und lebt mit ihrer Familie in Rappershausen. 2006 legte sie ihre Gesellinnenprüfung ab und arbeitete fortan als Friseurin, seit Dezember 2019 im Salon Barth.

"Ich habe mich stetig weiterentwickelt, viele Seminare belegt, unter anderem die Qualifikation 'Illuminage Expert'", sagt Nina Bieber, "ebenso ein Business-Seminar", das Mitarbeiterführung und Marketing zum Thema hatte. Seit 2013 ist sie Master of Color.

Salon Barth bekommt einen neuen Namen

Was sie ändern will? Der neue Name "feel good - hair & friends" soll den Fokus auf eine "herzliche Atmosphäre unten Freunden" richten. Kleine Veränderungen im Eingangsbereich sollen die entsprechende Atmosphäre schaffen. "Im zukünftigen Salon wird der Fokus noch stärker auf Farbe und Pflege liegen. Zusätzlich möchten wir jedem in der hektischen Zeit ein bisschen ,me-time' zum Entspannen ermöglichen", sagt Bieber.

Nachhaltigkeit ist auch für sie ein Thema und liegt ihr am Herzen. "Wir sind Partnersalon der Organisation 'hair help the oceans'", sagt sie. "Alle abgeschnitten Haare werden gesammelt und abgenommen, damit Ölsperren gebaut werden können." Es gibt also einige Veränderungen, aber eines bleibt: die Telefonnummer des Salons, 2148.

Kuno Barth möchte darauf hinweisen, dass aktuelle Gutscheine nicht bis zum Jahresende eingelöst werden müssen. Sie behalten auch bei der neuen Chefin ihre Gültigkeit.

 
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