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Bad Neustadt
Friseure im Lockdown: "Mit dem Rücken zur Wand"
Seit Dezember machen die Friseure keinen Umsatz mehr. Carina Zinßler spricht über das, was sie derzeit am meisten vermisst sowie über fehlende staatliche Hilfen und Schwarzarbeit.
Friseurmeisterin Carina Zinßler vermisst derzeit ihren Beruf sehr. Sie hofft, dass die Zeiten bald wieder so sind, dass sie ihren Friseursalon öffnen kann.
Foto: Bildrechte: Wella Professionals | Friseurmeisterin Carina Zinßler vermisst derzeit ihren Beruf sehr. Sie hofft, dass die Zeiten bald wieder so sind, dass sie ihren Friseursalon öffnen kann.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 14.02.2024 04:34 Uhr

Der Friseursalon ist menschenleer, aber den ganzen Tag über brennt das Licht. Wie viele andere Friseure, so folgte auch Carina Zinßler dem Aufruf des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, für 24 Stunden Licht brennen zu lassen. Mit der Aktion "Licht an!" sollte an den vergangenen beiden Wochenenden auf die besorgniserregende wirtschaftliche Situation der Friseur-Betriebe aufmerksam gemacht werden. 

"Wir wollen damit ein Zeichen setzen", erklärt die Friseurmeisterin und Geschäftsführerin von Intercoiffure Straub und Friseur-Team Straub. "Wir und unsere Lage sollen gesehen werden." Seit Dezember machen die Friseure keinen Umsatz mehr. Nun hoffen sie, dass sie ab 15. Februar wieder öffnen dürfen. Aber ob das tatsächlich passiert, sei fraglich, befürchtet sie, vor allem angesichts der neuen Corona-Mutation. 

Verständnis für den Lockdown

Wie geht es ihr derzeit? Carina Zinßler zögert eine ganze Weile mit ihrer Antwort. "Das ist sehr schwierig zu beantworten." Auf der einen Seite habe sie volles Verständnis für den Lockdown, auf der anderen Seite stehe die persönliche Existenz auf dem Spiel. Ihre Mitarbeiter sind durch Kurzarbeit einigermaßen abgesichert, sie selbst jedoch nicht. Voraussichtlich ab 15. Februar kann die im Januar auf den Weg gebrachte "Überbrückungshilfe III" beantragt werden. Das wären dann die ersten staatlichen Hilfen, die fließen würden, bislang habe sie keinerlei finanzielle Unterstützung erhalten. Angesichts dessen, dass die laufenden Kosten weiter bezahlt werden müssen und es keine Einnahmen gibt, werde die Lage der Friseure zunehmend schwierig. Zinßler selbst greift momentan ihre Rücklagen an. Die 37-Jährige steht im regelmäßigen Kontakt mit dem Verband, um sich auf dem Laufenden zu halten. Viele Friseure, so hört sie, würden mit dem Rücken zur Wand stehen.

Das bestätigt auch Harald Esser, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks. "Uns steht das Wasser bis zum Hals - wir brauchen endlich schnelle und umfassende Hilfe vom Staat", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.  Bei vielen Friseuren seien die Konten leer. Miete und andere Fixkosten müssten nach wie vor beglichen werden und auf die Dezemberhilfe hätten die meisten der rund 80 000 Salons keinen Anspruch, da sich diese am Vorjahresumsatz orientiert. Die Friseure seien von der Politik vergessen worden, kritisiert Esser. 

Hygienekonzept für Friseursalons

Carina Zinßler war auf einen Betrieb unter Corona-Bedingungen vorbereitet. "Wir haben ein sehr gutes Hygienekonzept." Neben der üblichen Maskenpflicht und den gängigen Abstandsregeln, würde man alles desinfizieren, was mit dem Kunden in Berührung kommt. Außerdem habe man in Luftfilter-Anlagen investiert. Es gelte die Vorgabe "ein Kunde/ein Mitarbeiter", das heißt die Mitarbeiter dürfen nicht mehrere Kunden gleichzeitig bedienen. 

Der Friseursalon Straub besteht sei über 40 Jahren, aufgebaut wurde er von Carina Zinßlers Vater Peter Straub. Sie selbst arbeitet seit 1998 in ihrem Beruf - und vermisst ihn derzeit sehr. "Es ist unfassbar, wie sehr mir Tag für Tag meine Kunden, die sozialen Kontakte, das Handwerk an sich und meine Kollegen fehlen. Ich muss mich neu finden", sagt die Mutter eines vierjährigen Sohnes, "ich sehne mich danach, wieder arbeiten zu können".

Auch die Kunden vermissen ihren Friseur

Immer wieder höre sich auch von ihren Kunden, dass diese ebenfalls ihren Friseur vermissen. Schließlich umfasst der verordnete Lockdown nicht den Haarwuchs. Nicht wenige greifen derzeit selbst zur Schere, um die Locken zu kürzen und einige schauen momentan lieber nicht so oft in den Spiegel. "Schwarzarbeit ist bei den Friseuren ein sehr großes Thema", sagt Carina Zinßler. Und es werde immer größer. Nicht wenige Menschen seien bereits an sie und ihre Mitarbeiter herangetreten, doch mal eine Ausnahme zu machen. "Davon distanzieren wir uns glasklar."

Was wünscht sich Carina Zinßler für die Zukunft? "Alle sollen sich an die Regeln halten und nicht nur an sich selbst denken, damit die Zahlen weiter nach unten gehen und wir mit einem guten Gewissen wieder öffnen können."

 
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Kommentare
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  • TLW-tu_W
    Haha, ein Mann mit langen Haaren einen weiblichen Vornamen geben.
    Wie originell.

    Niveau ist keine Handcreme.
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Die Friseure sollten wieder öffnen dürfen. Nicht wegen der Einnahmen, da sehen ich keinen grundsätzlichen Unterschied zu anderen Branchen. (Wenn es doch einen gibt, gehört der vielleicht beseitigt.)

    Aber es dürfte sicherer sein, wenn man legal zum Friseur kann, inkl. Hygienekonzept, als wenn viele illegal zu bestimmten Friseuren gehen oder die ganze Verwandschaft vermutlich legal nach und nach Kundige "besucht", natürlich ohne Konzept.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    -Miluzi-
    wieder super erkannt.
    Begründung: Durch mögliche "Hindergrundgeschäfte" ohne behördliche Überwachung könnten
    Krankheitserreger verbreitet werden.

    DANKE
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Wo bleibt eigentlich eine "offene" kompetente Stellungnahme zur Thematik seitens "unseres"
    Landrates Thomas Habermann, als auch Stabsführung unter Leitung von Dr. Jörg GHeier ??
    PS: Dortige Behörde wurde doch über KR H. Eppler, -WI-KOEN- fortlaufend auf dem
    Laufenden gehalten.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Den Kommentatoren: carsklei, walkerfriend, Albatros, 28kw14, Miluzi...
    seitens "radfahrer" für ihre Einlassungen dickes Kompliment und DANKE

    Diesbezüglich wird im Zusammenhang dieser Kommentare auf Grundgesetz: Artikel -1-:
    (Menschenwürde, Menschenrechte-Rechtsverbindlichkeit der Grundrechte) verwiesen
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Kann mal jemand (evtl. MP) den Satzteil "... Dezemberhilfe hätten die meisten der rund 80 000 Salons keinen Anspruch, da sich diese am Vorjahresumsatz orientiert. " erklären?

    Die meisten der Salons hatten doch einen Vorjahresumsatz, oder?
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  • c.k._1@t-online.de
    Das große Problem ist das heute kein Mensch mehr RESPEKT derer zollt die selbständig für sich und ihren Angestellten Tag ein und Tag aus für Arbeit sorgen und damit jeden Tag ihr Kreuz tragen.Nun wird diesen MENSCHEN DIE ARBEIT VERBOTEN! Und schlimmer noch sie bekommen kein Geld um Ihre Krankenversicherung ihre Rente die Miete, von den Privatenkosten die eine Familie mit sich bringt will ich gar nicht reden,zu zahlen. Haltet euch doch Bitte nur einmal den Spiegel vor und überlegt wie oft ihr im LEBEN schon mal in so einer Lage wart. Habt ihr jetzt einen Hauch Verständnis? Es gibt Friseurmeister die haben sich ein LEBENSWERK AUFGEBAUT WIR WOLLEN NICHTS UMSONST SONDERN NUR FÜR DAS tägliche Brot für unsere Kunden mit unseren Hygienekonzepten in der Pandemie arbeiten. Und sogar ohne die Mitarbeiter wenn unser STAAT sagt es ist für sie zu gefährlich, dann lasst uns unser GRUNDRECHT auf Arbeit. Ich Hoffe und baue auf euer Verständnis. Vielleicht versteht ihr wie schwer unser KREUZ gerade ist
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  • lauffreund
    Bitte keine Aufforderungen zu illegalem Verhalten in den Kommentaren
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  • sabbenik@gmail.com
    Ich verstehe die Aufregung nicht.Das ist doch alles gut durchdacht. Man darf z.B. in pandemischen Zeiten zur professionellen Zahnpflege gehen, wo sicherlich auf ausreichenden Sicherheitsabstand geachtet wird. Vermutlich wird hier aus 2 Metern Sicherheitsabstand eine überlebenswichtige Zahnreinigung vorgenommen. Zum Friseur darf man natürlich nicht - viel zu gefährlich. Ist doch logisch, oder?
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Ich sehe da aber einen kleinen Unterschied:
    Wenn man jetzt nicht zum Friseur geht, hat man jetzt eine unansehnliche Frisur.
    Wenn man jetzt nicht zum Zahnarzt geht, hat man mit etwas Pech in ein paar Jahren bis zum Lebensende schlechte Zähne.
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
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  • johannes.hellmuth@gmx.de
    Ha da ist's wieder: Logisch im Zusammenhang mit Corona Maßnahmen
    Irgendwann glaub ich es wirklich noch das es sowas gibt 🤣
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  • juergenmagic@t-online.de
    Es wird Zeit, dass die Salons wieder öffnen dürfen. Gerade die Friseure haben die Hygienebestimmung eins zu eins umgesetzt und es ist kein Fall bekannt, wo sich die Kunden beim Schnippeln angesteckt haben. Es ist aber in der Tat so, dass manch einer sich so ein Haarschneidegerät zugelegt hat und nun die Partnerin ran muss zwinkern An was man überhaupt nicht gedacht hat, dass z. B. bei Soldaten immer noch der Haar- und Barterlass gilt. Das bedeutet, dass die Haare nicht auf den Hemdkragen aufliegen dürfen oder die Ohren frei sein müssen. Das hat nicht nur mit Hygiene zu tun, sondern mit dem Sitz diverser Ausrüstungsgegenstände. Von Polizisten erwartet man auch nicht, dass sie wie "langhaarige Bombenleger (wie man früher immer gesagt hat)" herumlaufen. Wenn sich dieser Personenkreis "schwarz" frisieren lässt, hätte man auch noch Verständnis.
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  • Albatros
    Leider wird in der Pandemie vermehrt mit dem Vorschlaghammer beschlossen, statt mit dem Skalpell. Das RKI hatte vergangenes Jahr beispielsweise bestätigt, dass aus der Gastronomie so gut wie keine Infektionen kamen, übrigens genauso wie aus den Friseurläden. Wir waren nach dem ersten Lockdown vermehrt essen und wir hatten stets ein gutes Gefühl, da die Hygienekonzepte gut funktionierten. Die meisten Infektionen mit dem Coronavirus finden im familiären und häuslichen Umfeld statt. An zweiter Stelle folgen Ausbrüche in Altenheimen, so eine Untersuchung des RKI (https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-gesundheit-wissenschaft-quellensuche-ausbruch-100.html). Auf der einen Seite werden ganze Wirtschaftszweige lahm gelegt, wenn man sich jedoch die öffentlichen Verkehrsmittel vor dem 2. Lockdown angesehen hat, dort waren die Leute eingepfercht wie Vieh. Die Gefahr, dass die Bürger nicht mehr hinter den Vorkehrungen stehen, wächst von Tag zu Tag.
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  • jebusara@web.de
    @Albatros

    Und wie kamen die Infektionen in die Familien? In die Altenheime? Kam das Virus durch die Luft geflogen und sagte sich ich docke nun bei Familie XYZ an oder ach da geht jemand ins Altenheim da gehe ich mit?

    Irgendwo muss man den Virus unbemerkt eingefangen und unbemerkt weitergegeben haben. Ob das wirklich nicht im Restaurant passierte? Es gibt durchaus Meldungen über derartige Ansteckungen, nur liess sich wegen zu vieler Fälle irgendwann nicht mehr nachverfolgen wo genau man Corona bekommen hat.
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  • Albatros
    @winnem, die Antwort ist relativ einfach. Viele, insbesondere junge Menschen haben sich nicht an die strengen Auflagen gehalten. Die von der Polizei aufgelösten Partys, von welchen wir aus der Zeitung erfahren, ist nur die Spitze des Eisbergs. Es genügt bei 10 Leuten 1 Infizierter, nach einer solchen Party sind beinahe alle anderen Leute mit angesteckt und welche Kettenreaktion dies z. B. bei 10 Leuten auslöst, das können Sie sich selbst vorstellen. Infektionen aus einer solchen privaten Veranstaltung werden in die Arbeit, in die Familien usw. getragen. Der Multiplikator ist enorm, die Nachverfolgung meist nicht mehr möglich. Der Ausbruch in Altenheimen wird häufig durch eine einzelne Person ausgelöst, auf engstem Raum wird das Virus schnell verteilt und auf Grund des hohen Alters der Bewohner sind die Krankheitsverläufe schwer, viele führen zum Tod.
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  • Albatros
    @hentinger, ich will gar nicht näher auf Ihren Kommentar eingehen, denn Sie haben wie so oft nichts verstanden. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Sie Kommentare mehrfach lesen, möglicherweise würden Sie dann innhaltlich dem Ganzen folgen können. Wie ein Multiplikator in einer Infektionskette funktioniert, ist hier sehr anschaulich dargestellt (https://forschungsnotizen.ihjo.de/die-mathematik-des-coronavirus/) Also, wenn Sie etwas nicht wissen, dann erst informieren bevor Sie wirres Zeug erzählen.
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  • TLW-tu_W
    "Viele, insbesondere junge Menschen..."

    Ah, die andren sind schuld. Am besten eine Gruppe, der man selbst nicht angehört.
    So ganz ohne irgendwelchen Beleg sind solche Behauptungen natürlich schnell und leicht gemacht.
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