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Sulzfeld
Fridays for Future: Protest gegen Umgehung Sulzfeld
Für die Ortsumgehung Sulzfeld läuft gerade das Planfeststellungsverfahren, bis 16. Juni liegen die Pläne zur öffentlichen Einsicht aus, Bürger können neben den Trägern öffentlicher Belange ihre Einwände kundtun. Am Samstag bekundeten "Fridays for Future" (FfF) und der Bund Naturschutz (BN) ihre ablehnende Haltung.
Das ist die Zukunft, stellen hier Pauline Beck und Peter Diestel dar. Das Elektroauto an der E-Tanksäule hat Gerlinde Büttner aus Bastheim zur Verfügung gestellt. Die Mitglieder der Fridays-for Future-Bewegung sind durch Steinsymbole vertreten.
Foto: Regina Vossenkaul | Das ist die Zukunft, stellen hier Pauline Beck und Peter Diestel dar. Das Elektroauto an der E-Tanksäule hat Gerlinde Büttner aus Bastheim zur Verfügung gestellt.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 10.02.2024 06:05 Uhr

Für die Ortsumgehung Sulzfeld läuft gerade das Planfeststellungsverfahren, bis 16. Juni liegen die Pläne zur öffentlichen Einsicht aus, Bürger können neben den Trägern öffentlicher Belange ihre Einwände kundtun. Am Samstag bekundeten "Fridays for Future" (FfF) und der Bund Naturschutz (BN) ihre ablehnende Haltung.

Peter Diestel und Pauline Beck sprachen für die Mitglieder der FfF-Bewegung, die sich wegen der Corona-Pandemie nicht beteiligen konnten, aber symbolisch als bemalte Steine am Pressetermin teilnahmen. FfF lehnt die Umgehung ab. Das Verkehrsaufkommen von erwarteten rund 1000 Fahrzeugen in 24 Stunden auf der geplanten Umgehung stehe in keinem Verhältnis zu den Eingriffen in die Natur, die der Bau mit sich bringe, führten die Beiden aus.

Als die Planungen begannen, sei von Homeoffice und Elektroautos noch keine Rede gewesen, sie rechnen mit weniger Verkehrs- und Lärmbelastung der Anwohner in den nächsten Jahren. Es gebe auch andere Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung wie eine Tempo 30-Zone, die Umlenkung des Schwerlastverkehrs auf die Autobahn schon im Vorfeld und ähnliches, hieß es.  

Der Staat als Klimaschützer

Der Staat sei zum Klimaschutz verpflichtet, das bestätige nicht nur das von Deutschland unterzeichnete Klimaabkommen von Paris 2015,  sondern auch das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts und  die Absicht, in Deutschland bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Der Bau der Umgehung verursache genau das, was zur Erderwärmung beiträgt: eine Neuversiegelung auf 7,8 Hektar,  das Abholzen eines Waldstücks, mehr Emissionen durch die Bewältigung von Steigungen und weniger Wasserversickerung. 

Dieter Jetschni (links) und Helmut Bär vom Bund Naturschutz protestieren vor Ort gegen eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik. Die ausführliche Stellungnahme ist bereits bei der Regierung von Unterfranken.
Foto: Regina Vossenkaul | Dieter Jetschni (links) und Helmut Bär vom Bund Naturschutz protestieren vor Ort gegen eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik. Die ausführliche Stellungnahme ist bereits bei der Regierung von Unterfranken.

"Das Vorhaben ist ein Beispiel für eine verfehlte und rückwärtsgewandte Verkehrspolitik", sagen auch der Vorsitzende des BN-Kreisverbandes, Helmut Bär, und der BN-Ortsvorsitzende Bad Königshofen, Dieter Jetschni. Sie argumentieren ähnlich wie die FfF und empfinden den zügigen und umfassenden Ausbau des ÖPNV sowie eine Verlagerung von Gütern auf die Schiene als sinnvoller. Steffen Jodl, der BN-Regionalreferent Unterfranken, hat eine ausführliche Stellungnahme mit der Nennung aller Aspekte, die gegen die Umgehung sprechen, an die Regierung von Unterfranken geschickt.

Sein Fazit: "Die nur geringe absolute Entlastung der Ortschaft Sulzfeld und die Möglichkeit der Erhöhung der Verkehrssicherheit (insbesondere im Bereich des Knotenpunktes St 2280 / St 2282 im Westen von Kleinbardorf) auch ohne Umgehung rechtfertigen die enormen Eingriffe in Natur und Umwelt nicht." Der BN weist auf den Verlust von über sechs Hektar Ackerflächen und den Eingriff in wertvollste Lebensräume für zahlreiche, streng geschützte Arten hin.

Es gibt dort Obstwiesen im Mosaik mit Hecken und Gebüschen sowie extensiv genutztes Grünland, einen strukturreichen Laubwaldbestand mit Alt- und Höhlenbäumen, Nasswiesen, Großseggenried, Landröhricht und ein Erlen-Feldgehölz. Dort sind 30 Vogelarten nachgewiesen oder potenziell betroffen: unter anderem Wachtel, Hohltaube, Pirol, Schwarzspecht, Kuckuck, Teichrohrsänger und Feldlerche. Betroffen sind auch 17 Fledermausarten.

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Die Zauneidechse, das Reptil des Jahres 2020 und 2021, werde dort ihren Lebensraum verlieren, heißt es. Dabei sei sie streng geschützt und es sei verboten, ihren Lebensraum zu beschädigen oder zu zerstören. Geplante "Ausgleichsmaßnahmen" (z.B. Fledermauskästen, Umsiedlung) werden aus Erfahrung als "wenig erfolgversprechend" eingestuft.

 Brief an Sulzfelder Haushalte

FfF und BN haben gemeinsam einen Brief an die Haushalte in Sulzfeld formuliert, der verteilt werden soll. Da eine Bürgerversammlung momentan nicht möglich ist, wurde dieser Weg gewählt. In den Schreiben werden die Bürger dazu aufgefordert, sich mit der Planung kritisch auseinander zu setzen. "Brauchen wir das, muss das wirklich sein?" ist die Frage, die sich jeder stellen sollte.  Hingewiesen wird auch auf ein Video auf Youtube (Suche Umgehung Sulzfeld) zur Veranschaulichung des Eingriffs.  

 
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  • D. B.
    Ich finde es sehr interessant das die Landwirte die den größten Eingriff in die Natur vornehmen sagen es soll hinterfragt werden ob das andere auch dürfen.
    „Michael Diestel kritisierte den großen Verlust an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen“
    Landwirtschaft ist mittlerweile auf Industriestandard angekommen.
    Landwirte nehmen in der Regel keine Rücksicht auf die Natur.
    Sie spritzen jedes kleine sogenannte „Unkraut“ oder Tier weg (Pestizide, Herbizide, Fungizide und Insektizide)
    Sie verseuchen die Umwelt und das Trinkwasser mit Dünger und meinen das sie im Recht sind. Sagen es geht nicht anders. Dabei muss Landwirtschaft ein Kreislauf sein.
    Als ob in den letzten ca 12000 Jahren das auch schon jeder so gemacht hat.
    Die Scheinheiligkeit der konventionellen Landwirtschaft ist nicht mehr zu überbieten.
    Man kann gar nicht genug schreiben, deshalb lasse ich hier mal gut sein. Die Landwirtschaft sollte sich mal überdenken und FfF auch gegen wen sie Demos starten.
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    Verehrter Hentinger,

    bzgl. des Verkehrslärmes haben Sie ganz ungewollt ja schon die logische Lösung präsentiert: Tempo 30 im ganzen Dorf und schon ist es viel ruhiger (statt mit 100 über die Umgehung); die Kurven werden im Normalfall eh langsamer gefahren.
    Bzgl. Unfallrisiko: sind Durchfahrten durch andere Orte weniger gefährlich, verzichten Sie deshalb beispielsweise auf die Fahrt durch Königshofen? Könnte ja was passieren. Oder sind die Sulzfelder schützenswerter als zum Beispiel die Stadtlauringer/ Saaler? Sind die Sulzfelder Bürger gar zu dämlich, um auf sich aufzupassen? viele Fragen..
    Und letztendlich zu Ihrer Hierarchie der Schutzwürdigkeit...Was meinen Sie,für was es Klima-, Tier- und Pflanzenschutz gibt? Bin ich zu naiv, wenn ich der Meinung bin, dass dies für uns Menschen geschieht, damit auch unsere Kinder in einer lebenswerten Welt leben können?
    PS: Ich finde es nicht "interessant", sondern schön, wenn unterschiedliche Verbände und Generationen Meinungen äussern.
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    Die Argumente der Bewohner am Wagenweg sind hinlänglich bekannt und auch verständlich, aber selbst am Wagenweg gibt es Gegner der Umgehung, die Verhältnismässigkeit stimmt einfach nicht.
    Neben den genannten Verkehrsberuhigungsmassnahmen könnte die Gemeinde auch den Betroffenen Schallschutzfenster auf Gemeindekosten einbauen.....
    Was ist in einer funktionierenden Gesellschaft wichtiger? Die (nachvollziehbaren) Befindlichkeiten einzelner oder das Wohl der Gesamtheit, der Natur und damit auch der Zukunft aller?
    ....tja, und Unfälle mit Verkehrstoten gibt es an vielen Stellen, sogar auf Umgehungsstraßen..
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  • W. A.
    Die Umsiedlung der Tiere wird im Artikel als "wenig erfolgversprechend eingestuft". Eine Umsiedlung der PKWs und LKWs ist vom BN und FfF nicht erwünscht. Dann bleibt nur noch eine gut planbare Alternative: Eine Umsiedlung aller Anwohner an der Staatsstraße in neu auszuweisende Neubaugebiete (auch nicht erwünscht von BN und FfF). Die Folge wäre ein Aussterben des Ortskerns, was stets bedauert wird. Der Wagenweg in Dorfmitte mit drei fast 90-Grad-Kurven und geringster Straßenbreite, ist für jeden Bus- und LKW-Fahrer seit Jahrzehnten eine Katastrophe, da sie in jeder Kurve die Gegenfahrbahn mitbenutzen müssen. An mehreren Stellen kommen dort zwei LKWs nicht aneinander vorbei. Als Anwohner kennen wir die Verhältnisse, auch was die Anzahl der Fahrzeuge betrifft. Wir sind täglich dem enormen Verkehrslärm, den Abgasen sowie der Verkehrsgefährdung ausgesetzt. Mehrere Unfälle und sogar Verkehrstote am Dorfplatz und am Wagenweg sind bereits zu beklagen. Nach über 40 Jahren Planung ein Muss.
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